zum Behuf aller dieser unzählig mannichfaltigen Bewegungen dienen, sind die Muskeln, die oft bey sehr kleinen Thieren in großer Anzahl be- findlich sind. Der Mensch hat kaum fünftehalb- hundert Muskeln, eine Weidenraupe hingegen über viertausend. Hieraus läßt sich aber auch die ungemeine Stärke vieler dieser kleinen Thiere zumal unter den Insecten erklären. Ein Floh z. B. an ein Kettgen gelegt, schleppt wol eine Last die achtzigmal so viel als er selbst wiegt, und ein Mist-Käfer läuft mit einem Stücke Bley auf dem Rücken fort, was eben so groß als er selbst ist.
§. 27.
Die Muskeln werden nach dem Entschluß des Willens durch die Nerven in Bewegung gesetzt; einige (wie z. B. das Herz) ausgenom- men über die der Wille nichts vermag; sondern die unaufhörlich, lebenslang, und zwar ohne wie andere Muskeln zu ermüden, oder endlich zu schmerzen, in Bewegung sind.
§. 28.
Die Nerven entspringen aus dem Gehirn und aus dem Rückenmark, und es scheint daß die Größe der beiden letztern in Verhältnis zur Dicke der daraus entstehenden Nerven mit den Geisteskräften der Thiere im umgekehrten Ver-
zum Behuf aller dieser unzählig mannichfaltigen Bewegungen dienen, sind die Muskeln, die oft bey sehr kleinen Thieren in großer Anzahl be- findlich sind. Der Mensch hat kaum fünftehalb- hundert Muskeln, eine Weidenraupe hingegen über viertausend. Hieraus läßt sich aber auch die ungemeine Stärke vieler dieser kleinen Thiere zumal unter den Insecten erklären. Ein Floh z. B. an ein Kettgen gelegt, schleppt wol eine Last die achtzigmal so viel als er selbst wiegt, und ein Mist-Käfer läuft mit einem Stücke Bley auf dem Rücken fort, was eben so groß als er selbst ist.
§. 27.
Die Muskeln werden nach dem Entschluß des Willens durch die Nerven in Bewegung gesetzt; einige (wie z. B. das Herz) ausgenom- men über die der Wille nichts vermag; sondern die unaufhörlich, lebenslang, und zwar ohne wie andere Muskeln zu ermüden, oder endlich zu schmerzen, in Bewegung sind.
§. 28.
Die Nerven entspringen aus dem Gehirn und aus dem Rückenmark, und es scheint daß die Größe der beiden letztern in Verhältnis zur Dicke der daraus entstehenden Nerven mit den Geisteskräften der Thiere im umgekehrten Ver-
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zum Behuf aller dieser unzählig mannichfaltigen
Bewegungen dienen, sind die Muskeln, die
oft bey sehr kleinen Thieren in großer Anzahl be-
findlich sind. Der Mensch hat kaum fünftehalb-
hundert Muskeln, eine Weidenraupe hingegen
über viertausend. Hieraus läßt sich aber auch
die ungemeine Stärke vieler dieser kleinen Thiere
zumal unter den Insecten erklären. Ein Floh
z. B. an ein Kettgen gelegt, schleppt wol eine
Last die achtzigmal so viel als er selbst wiegt, und
ein Mist-Käfer läuft mit einem Stücke Bley
auf dem Rücken fort, was eben so groß als er
selbst ist.
§. 27.
Die Muskeln werden nach dem Entschluß
des Willens durch die Nerven in Bewegung
gesetzt; einige (wie z. B. das Herz) ausgenom-
men über die der Wille nichts vermag; sondern
die unaufhörlich, lebenslang, und zwar ohne
wie andere Muskeln zu ermüden, oder endlich
zu schmerzen, in Bewegung sind.
§. 28.
Die Nerven entspringen aus dem Gehirn
und aus dem Rückenmark, und es scheint daß
die Größe der beiden letztern in Verhältnis zur
Dicke der daraus entstehenden Nerven mit den
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/50>, abgerufen am 23.11.2024.
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