sicht auf ihre übrigen Geschäfte, erfüllen müssen; nemlich: sich zu nähren, zu wachten und ihres gleichen zu zeugen. Die beiden ersten sind eben so schlechterdings nothwendig als jene Revoluti- onen; nur die dritte ist conditional. Das Leben eines organisirten Körpers mag noch so kurz, noch so augenblicklich seyn, so hätte es doch nicht ohne Nahrung dauren können, und diese Ernäh- rung hat Wachsthum zur Folge, sollte dieß auch gleich noch so unmerklich gewesen seyn; die dritte Bestimmung hingegen, oder die Fähig- keit seines gleichen zu zeugen, kommt dem orga- nisirten Körper nur bedingungsweise zu. Denn erstens giebt es ganz ungezweifelt Thiere, die erzeugt und gebohren werden, sich nähren, wach- sen etc. und am Ende wieder absterben, ohne je im Stande zu seyn, weder zu erzeugen, noch zu empfangen, ohne je der Freuden der Liebe zu genießen u. s. w. wohin z. B. die Arbeitsbienen gehören. Zweytens aber wird auch das Zeu- gungs-Geschäfte, bey denen organisirten Kör- pern, die alle Fähigkeiten dazu besitzen, doch nur in einem bestimmten. Alter ihres Lebens voll- zogen, dahingegen Ernährung und Wachsthum (letzteres nemlich im weitläuftigen Sinn genom- men) lebenswierig dauern. Die also vor dem bestimmten Alter absterben, können diese Be- stimmung gar nie erfüllen, und die es überle- ben, sind auch nachher unvermögend dazu.
sicht auf ihre übrigen Geschäfte, erfüllen müssen; nemlich: sich zu nähren, zu wachten und ihres gleichen zu zeugen. Die beiden ersten sind eben so schlechterdings nothwendig als jene Revoluti- onen; nur die dritte ist conditional. Das Leben eines organisirten Körpers mag noch so kurz, noch so augenblicklich seyn, so hätte es doch nicht ohne Nahrung dauren können, und diese Ernäh- rung hat Wachsthum zur Folge, sollte dieß auch gleich noch so unmerklich gewesen seyn; die dritte Bestimmung hingegen, oder die Fähig- keit seines gleichen zu zeugen, kommt dem orga- nisirten Körper nur bedingungsweise zu. Denn erstens giebt es ganz ungezweifelt Thiere, die erzeugt und gebohren werden, sich nähren, wach- sen ꝛc. und am Ende wieder absterben, ohne je im Stande zu seyn, weder zu erzeugen, noch zu empfangen, ohne je der Freuden der Liebe zu genießen u. s. w. wohin z. B. die Arbeitsbienen gehören. Zweytens aber wird auch das Zeu- gungs-Geschäfte, bey denen organisirten Kör- pern, die alle Fähigkeiten dazu besitzen, doch nur in einem bestimmten. Alter ihres Lebens voll- zogen, dahingegen Ernährung und Wachsthum (letzteres nemlich im weitläuftigen Sinn genom- men) lebenswierig dauern. Die also vor dem bestimmten Alter absterben, können diese Be- stimmung gar nie erfüllen, und die es überle- ben, sind auch nachher unvermögend dazu.
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000024"><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0030"xml:id="pb010_0001"n="10"/>
sicht auf ihre übrigen Geschäfte, erfüllen müssen;<lb/>
nemlich: sich zu nähren, zu wachten und ihres<lb/>
gleichen zu zeugen. Die beiden ersten sind eben<lb/>
so schlechterdings nothwendig als jene Revoluti-<lb/>
onen; nur die dritte ist conditional. Das Leben<lb/>
eines organisirten Körpers mag noch so kurz,<lb/>
noch so augenblicklich seyn, so hätte es doch nicht<lb/>
ohne Nahrung dauren können, und diese Ernäh-<lb/>
rung hat Wachsthum zur Folge, sollte dieß<lb/>
auch gleich noch so unmerklich gewesen seyn; die<lb/>
dritte Bestimmung hingegen, oder die Fähig-<lb/>
keit seines gleichen zu zeugen, kommt dem orga-<lbtype="inWord"/>
nisirten Körper nur bedingungsweise zu. Denn<lb/>
erstens giebt es ganz ungezweifelt Thiere, die<lb/>
erzeugt und gebohren werden, sich nähren, wach-<lb/>
sen ꝛc. und am Ende wieder absterben, ohne je<lb/>
im Stande zu seyn, weder zu erzeugen, noch zu<lb/>
empfangen, ohne je der Freuden der Liebe zu<lb/>
genießen u. s. w. wohin z. B. die Arbeitsbienen<lb/>
gehören. Zweytens aber wird auch das Zeu-<lb/>
gungs-Geschäfte, bey denen organisirten Kör-<lb/>
pern, die alle Fähigkeiten dazu besitzen, doch<lb/>
nur in einem bestimmten. Alter ihres Lebens voll-<lb/>
zogen, dahingegen Ernährung und Wachsthum<lb/>
(letzteres nemlich im weitläuftigen Sinn genom-<lbtype="inWord"/>
men) lebenswierig dauern. Die also vor dem<lb/>
bestimmten Alter absterben, können diese Be-<lb/>
stimmung gar nie erfüllen, und die es überle-<lb/>
ben, sind auch nachher unvermögend dazu.</p></div><divn="2"></div></div></body></text></TEI>
[10/0030]
sicht auf ihre übrigen Geschäfte, erfüllen müssen;
nemlich: sich zu nähren, zu wachten und ihres
gleichen zu zeugen. Die beiden ersten sind eben
so schlechterdings nothwendig als jene Revoluti-
onen; nur die dritte ist conditional. Das Leben
eines organisirten Körpers mag noch so kurz,
noch so augenblicklich seyn, so hätte es doch nicht
ohne Nahrung dauren können, und diese Ernäh-
rung hat Wachsthum zur Folge, sollte dieß
auch gleich noch so unmerklich gewesen seyn; die
dritte Bestimmung hingegen, oder die Fähig-
keit seines gleichen zu zeugen, kommt dem orga-
nisirten Körper nur bedingungsweise zu. Denn
erstens giebt es ganz ungezweifelt Thiere, die
erzeugt und gebohren werden, sich nähren, wach-
sen ꝛc. und am Ende wieder absterben, ohne je
im Stande zu seyn, weder zu erzeugen, noch zu
empfangen, ohne je der Freuden der Liebe zu
genießen u. s. w. wohin z. B. die Arbeitsbienen
gehören. Zweytens aber wird auch das Zeu-
gungs-Geschäfte, bey denen organisirten Kör-
pern, die alle Fähigkeiten dazu besitzen, doch
nur in einem bestimmten. Alter ihres Lebens voll-
zogen, dahingegen Ernährung und Wachsthum
(letzteres nemlich im weitläuftigen Sinn genom-
men) lebenswierig dauern. Die also vor dem
bestimmten Alter absterben, können diese Be-
stimmung gar nie erfüllen, und die es überle-
ben, sind auch nachher unvermögend dazu.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/30>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.