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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788.

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genießen den größten Theil ihres Lebens hin-
durch, keine andern Nahrungsmittel, als die
ihnen ihre Kühe geben, und der ganze Wohl-
stand vieler großen Provinzen hangt lediglich
von dieser einzigen Art Viehzucht, und der man-
nichfaltigen Milchproducte, ab. Zum Lasttra-
gen taugt zwar der Ochse nicht so gut als zum
Ackerbau und überhaupt zum Zug, wobey er
nicht, wie das Pferd, mit der Brust, sondern
mehr mit der Stirne und Nacken arbeitet, doch
wird er von den Jakuten und Hottentotten auch
zum reiten gebraucht. In den Magen dieser
Thiere finden sich zuweilen Ballen, die aber
weder steinartig wie die Bezoare, noch von ve-
getabilischer Substanz wie die Gemskugeln, son-
dern blos aus Haaren zusammengebacken sind,
die sie sich abgeleckt und eingeschluckt haben.
Die Viehseuche ist eine ihnen eigene, aber fürch-
terliche pestartige Krankheit, die zwar schon den
Alten bekannt war, aber doch erst seit 1711 da
sie sich von Ungarn aus durch Italien über
ganz Europa verbreitete, allgemeiner grassirt
hat.

Merkwürdig ist, daß überhaupt zwar unter
den bisulcis öfter als unter andern Ordnungen
der Säugethiere, besonders aber doch unter den
Schaafen und am häufigsten unter dem Rind-
vieh, Lämmer und Kälber mit misgestalten
männlichen Zeugungstheilen geworfen werden,
die selbst berühmte Zergliederer ganz fälschlich
für wirkliche Zwitter gehalten haben. Am son-
derbarsten ist, daß sich dieser monströse Bau ge-
wöhnlich bey Zwillings-Kalbern finden, und
diese daher zur Fortpflanzung ihres Geschlechts
unfähig seyn sollen.

genießen den größten Theil ihres Lebens hin-
durch, keine andern Nahrungsmittel, als die
ihnen ihre Kühe geben, und der ganze Wohl-
stand vieler großen Provinzen hangt lediglich
von dieser einzigen Art Viehzucht, und der man-
nichfaltigen Milchproducte, ab. Zum Lasttra-
gen taugt zwar der Ochse nicht so gut als zum
Ackerbau und überhaupt zum Zug, wobey er
nicht, wie das Pferd, mit der Brust, sondern
mehr mit der Stirne und Nacken arbeitet, doch
wird er von den Jakuten und Hottentotten auch
zum reiten gebraucht. In den Magen dieser
Thiere finden sich zuweilen Ballen, die aber
weder steinartig wie die Bezoare, noch von ve-
getabilischer Substanz wie die Gemskugeln, son-
dern blos aus Haaren zusammengebacken sind,
die sie sich abgeleckt und eingeschluckt haben.
Die Viehseuche ist eine ihnen eigene, aber fürch-
terliche pestartige Krankheit, die zwar schon den
Alten bekannt war, aber doch erst seit 1711 da
sie sich von Ungarn aus durch Italien über
ganz Europa verbreitete, allgemeiner grassirt
hat.

Merkwürdig ist, daß überhaupt zwar unter
den bisulcis öfter als unter andern Ordnungen
der Säugethiere, besonders aber doch unter den
Schaafen und am häufigsten unter dem Rind-
vieh, Lämmer und Kälber mit misgestalten
männlichen Zeugungstheilen geworfen werden,
die selbst berühmte Zergliederer ganz fälschlich
für wirkliche Zwitter gehalten haben. Am son-
derbarsten ist, daß sich dieser monströse Bau ge-
wöhnlich bey Zwillings-Kalbern finden, und
diese daher zur Fortpflanzung ihres Geschlechts
unfähig seyn sollen.

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[122/0142] genießen den größten Theil ihres Lebens hin- durch, keine andern Nahrungsmittel, als die ihnen ihre Kühe geben, und der ganze Wohl- stand vieler großen Provinzen hangt lediglich von dieser einzigen Art Viehzucht, und der man- nichfaltigen Milchproducte, ab. Zum Lasttra- gen taugt zwar der Ochse nicht so gut als zum Ackerbau und überhaupt zum Zug, wobey er nicht, wie das Pferd, mit der Brust, sondern mehr mit der Stirne und Nacken arbeitet, doch wird er von den Jakuten und Hottentotten auch zum reiten gebraucht. In den Magen dieser Thiere finden sich zuweilen Ballen, die aber weder steinartig wie die Bezoare, noch von ve- getabilischer Substanz wie die Gemskugeln, son- dern blos aus Haaren zusammengebacken sind, die sie sich abgeleckt und eingeschluckt haben. Die Viehseuche ist eine ihnen eigene, aber fürch- terliche pestartige Krankheit, die zwar schon den Alten bekannt war, aber doch erst seit 1711 da sie sich von Ungarn aus durch Italien über ganz Europa verbreitete, allgemeiner grassirt hat. Merkwürdig ist, daß überhaupt zwar unter den bisulcis öfter als unter andern Ordnungen der Säugethiere, besonders aber doch unter den Schaafen und am häufigsten unter dem Rind- vieh, Lämmer und Kälber mit misgestalten männlichen Zeugungstheilen geworfen werden, die selbst berühmte Zergliederer ganz fälschlich für wirkliche Zwitter gehalten haben. Am son- derbarsten ist, daß sich dieser monströse Bau ge- wöhnlich bey Zwillings-Kalbern finden, und diese daher zur Fortpflanzung ihres Geschlechts unfähig seyn sollen.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/142>, abgerufen am 27.11.2024.