1. +. Rupicapra. die Gemse. (Fr. le chamois.) A cornibus erectis vncinatis. *
Schreber tab. CCLXXIX.
Die Gemse hat wenigstens in Europa ohnge- fähr einerley Vaterland mit dem Steinbock, doch wagt sie sich nicht so wie dieser auf die äußersten Felsenspitzen, sondern hält sich mehr in den mittlern Berggegenden auf. Jung eingefangen lassen sich die Gemsen zähmen, so daß sie mit den Hausziegen auf die Weide getrieben werden. In Glarus bin ich versichert worden daß sich wohl ehe dergleichen zahme Gemsen mit den Ziegen gepaart und Bastarde erzeugt haben. Das Fleisch der Gemsen ist ein schmackhaftes Wildpret und ihr Fell zugleich geschmeidig und überaus fest. Von den unverdaulichen Zasern ihres Futters bilden sich in dem Magen der Gemsen runde Kugeln (aegagropilae), denen man vor Zeiten seltsame Heilkräfte andichtete.
2. Dorcas. die Gazelle. C. cornibus teretibus annulatis, medio flexis, apicibus laeuibus approximatis.
Schreber tab. CCLXIX.
Ein schönes, kleines, schlankes Thiergen, mit muntern schwarzen Augen, was in ganz Orient und Nordafrica zu Hause ist. Es wird oft im hohen Lied erwähnt, und ist noch jetzt in der Orientalischen Dichtersprache das gewöhnliche Bild, womit schöne Mädchen verglichen werden. Die Hörner der Gazelle gleichen in der Größe und Textur der Gemsen ihren, nur sind sie anders gebogen.
1. †. Rupicapra. die Gemse. (Fr. le chamois.) A cornibus erectis vncinatis. *
Schreber tab. CCLXXIX.
Die Gemse hat wenigstens in Europa ohnge- fähr einerley Vaterland mit dem Steinbock, doch wagt sie sich nicht so wie dieser auf die äußersten Felsenspitzen, sondern hält sich mehr in den mittlern Berggegenden auf. Jung eingefangen lassen sich die Gemsen zähmen, so daß sie mit den Hausziegen auf die Weide getrieben werden. In Glarus bin ich versichert worden daß sich wohl ehe dergleichen zahme Gemsen mit den Ziegen gepaart und Bastarde erzeugt haben. Das Fleisch der Gemsen ist ein schmackhaftes Wildpret und ihr Fell zugleich geschmeidig und überaus fest. Von den unverdaulichen Zasern ihres Futters bilden sich in dem Magen der Gemsen runde Kugeln (aegagropilae), denen man vor Zeiten seltsame Heilkräfte andichtete.
2. Dorcas. die Gazelle. C. cornibus teretibus annulatis, medio flexis, apicibus laeuibus approximatis.
Schreber tab. CCLXIX.
Ein schönes, kleines, schlankes Thiergen, mit muntern schwarzen Augen, was in ganz Orient und Nordafrica zu Hause ist. Es wird oft im hohen Lied erwähnt, und ist noch jetzt in der Orientalischen Dichtersprache das gewöhnliche Bild, womit schöne Mädchen verglichen werden. Die Hörner der Gazelle gleichen in der Größe und Textur der Gemsen ihren, nur sind sie anders gebogen.
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1. †. Rupicapra. die Gemse. (Fr. le chamois.)
A cornibus erectis vncinatis. *
Schreber tab. CCLXXIX.
Die Gemse hat wenigstens in Europa ohnge-
fähr einerley Vaterland mit dem Steinbock, doch
wagt sie sich nicht so wie dieser auf die äußersten
Felsenspitzen, sondern hält sich mehr in den
mittlern Berggegenden auf. Jung eingefangen
lassen sich die Gemsen zähmen, so daß sie mit
den Hausziegen auf die Weide getrieben werden.
In Glarus bin ich versichert worden daß sich
wohl ehe dergleichen zahme Gemsen mit den
Ziegen gepaart und Bastarde erzeugt haben.
Das Fleisch der Gemsen ist ein schmackhaftes
Wildpret und ihr Fell zugleich geschmeidig und
überaus fest. Von den unverdaulichen Zasern
ihres Futters bilden sich in dem Magen
der Gemsen runde Kugeln (aegagropilae), denen
man vor Zeiten seltsame Heilkräfte andichtete.
2. Dorcas. die Gazelle. C. cornibus teretibus
annulatis, medio flexis, apicibus laeuibus
approximatis.
Schreber tab. CCLXIX.
Ein schönes, kleines, schlankes Thiergen, mit
muntern schwarzen Augen, was in ganz Orient
und Nordafrica zu Hause ist. Es wird oft im
hohen Lied erwähnt, und ist noch jetzt in der
Orientalischen Dichtersprache das gewöhnliche
Bild, womit schöne Mädchen verglichen werden.
Die Hörner der Gazelle gleichen in der Größe
und Textur der Gemsen ihren, nur sind sie
anders gebogen.
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/140>, abgerufen am 21.11.2024.
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