Sie frißt fast alles was ihr vorkommt, und ih- ren Zähnen beisbar ist. Katzen, Igel und Eu- len sind ihre Erbfeinde.
Die weißen Mäuse mit rothen Augen sind die Kackerlacken in ihrer Art, und theils so lichtscheu, daß sie in der Hellung die Augenlider fest zu- schließen, und für blind gehalten werden könnten.
5. +. Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl. the rat.) M. cauda elongata, palmis tetra- dactylis cum vnguiculo pollicari. *
Die Ratte ist, wie sich aus Albertus Ma- gnus, Vincenz von Beauvais etc. schließen läßt ursprünglich im mittlern Europa zu Hause. Die alten Griechen und Römer gedenken des Thiers nie, und in die neue Welt ist es erst seit ihrer Entdeckung, von Europa aus übergebracht wor- den. Wenige andre Thiere sind so äuserst gefräßig als die Ratten. Sie fressen sogar Scorpione und ziehen den Menschen und seinen Victualien überall nach. Sogar den Bergleu- ten in die tiefsten Schachte. Sie verlassen die ankommenden Schiffe wenn sie ausgeladen wer- den und schwimmen ans Land; und beziehen sie wieder sobald sie von neuem befrachtet wer- den*). Sie benagen sogar schlafende Men- schen; haben aber auch oft in Hungersnoth, zumal auf Schiffen, vielen zur Erhaltung als Nahrungsmittel dienen müssen. Die Mütter vertheidigen ihre Junge mit eigner Lebensge- fahr, selbst gegen größere Katzen. Dagegen werden auch alte kraftlose Ratten von den jün- gern besorgt und gefüttert.
Solche bejahrte Ratten, die nun der Ruhe pflegen, verwickeln sich zuweilen zu 6, 8 und
*)dvverneyoeuvr. anatom. T. II. p. 384.
Sie frißt fast alles was ihr vorkommt, und ih- ren Zähnen beisbar ist. Katzen, Igel und Eu- len sind ihre Erbfeinde.
Die weißen Mäuse mit rothen Augen sind die Kackerlacken in ihrer Art, und theils so lichtscheu, daß sie in der Hellung die Augenlider fest zu- schließen, und für blind gehalten werden könnten.
5. †. Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl. the rat.) M. cauda elongata, palmis tetra- dactylis cum vnguiculo pollicari. *
Die Ratte ist, wie sich aus Albertus Ma- gnus, Vincenz von Beauvais ꝛc. schließen läßt ursprünglich im mittlern Europa zu Hause. Die alten Griechen und Römer gedenken des Thiers nie, und in die neue Welt ist es erst seit ihrer Entdeckung, von Europa aus übergebracht wor- den. Wenige andre Thiere sind so äuserst gefräßig als die Ratten. Sie fressen sogar Scorpione und ziehen den Menschen und seinen Victualien überall nach. Sogar den Bergleu- ten in die tiefsten Schachte. Sie verlassen die ankommenden Schiffe wenn sie ausgeladen wer- den und schwimmen ans Land; und beziehen sie wieder sobald sie von neuem befrachtet wer- den*). Sie benagen sogar schlafende Men- schen; haben aber auch oft in Hungersnoth, zumal auf Schiffen, vielen zur Erhaltung als Nahrungsmittel dienen müssen. Die Mütter vertheidigen ihre Junge mit eigner Lebensge- fahr, selbst gegen größere Katzen. Dagegen werden auch alte kraftlose Ratten von den jün- gern besorgt und gefüttert.
Solche bejahrte Ratten, die nun der Ruhe pflegen, verwickeln sich zuweilen zu 6, 8 und
*)dvverneyoeuvr. anatom. T. II. p. 384.
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000024"><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><prendition="#l1em"><pbfacs="#f0103"xml:id="pb083_0001"n="83"/>
Sie frißt fast alles was ihr vorkommt, und ih-<lb/>
ren Zähnen beisbar ist. Katzen, Igel und Eu-<lb/>
len sind ihre Erbfeinde.</p><prendition="#l1em">Die weißen Mäuse mit rothen Augen sind die<lb/>
Kackerlacken in ihrer Art, und theils so lichtscheu,<lb/>
daß sie in der Hellung die Augenlider fest zu-<lb/>
schließen, und für blind gehalten werden könnten.</p><prendition="#indent-2">5. †. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Rattus</hi></hi>. die Ratte. (Fr. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">le rat</hi></hi>. Engl.<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#i">the rat.</hi>) M. cauda elongata, palmis tetra-<lbtype="inWord"/>
dactylis cum vnguiculo pollicari.</hi> *</p><prendition="#l1em">Die Ratte ist, wie sich aus Albertus Ma-<lbtype="inWord"/>
gnus, Vincenz von Beauvais ꝛc. schließen läßt<lb/>
ursprünglich im mittlern Europa zu Hause. Die<lb/>
alten Griechen und Römer gedenken des Thiers<lb/>
nie, und in die neue Welt ist es erst seit ihrer<lb/>
Entdeckung, von Europa aus übergebracht wor-<lb/>
den. Wenige andre Thiere sind so äuserst<lb/>
gefräßig als die Ratten. Sie fressen sogar<lb/>
Scorpione und ziehen den Menschen und seinen<lb/>
Victualien überall nach. Sogar den Bergleu-<lb/>
ten in die tiefsten Schachte. Sie verlassen die<lb/>
ankommenden Schiffe wenn sie ausgeladen wer-<lb/>
den und schwimmen ans Land; und beziehen sie<lb/>
wieder sobald sie von neuem befrachtet wer-<lb/>
den<noteanchored="true"place="foot"n="*)"><p><hirendition="#aq"><hirendition="#k">dvverney</hi><hirendition="#i">oeuvr. anatom</hi>. T.</hi> II. <hirendition="#aq">p</hi>. 384.</p></note>. Sie benagen sogar schlafende Men-<lb/>
schen; haben aber auch oft in Hungersnoth,<lb/>
zumal auf Schiffen, vielen zur Erhaltung als<lb/>
Nahrungsmittel dienen müssen. Die Mütter<lb/>
vertheidigen ihre Junge mit eigner Lebensge-<lbtype="inWord"/>
fahr, selbst gegen größere Katzen. Dagegen<lb/>
werden auch alte kraftlose Ratten von den jün-<lb/>
gern besorgt und gefüttert.</p><prendition="#l1em">Solche bejahrte Ratten, die nun der Ruhe<lb/>
pflegen, verwickeln sich zuweilen zu 6, 8 und<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[83/0103]
Sie frißt fast alles was ihr vorkommt, und ih-
ren Zähnen beisbar ist. Katzen, Igel und Eu-
len sind ihre Erbfeinde.
Die weißen Mäuse mit rothen Augen sind die
Kackerlacken in ihrer Art, und theils so lichtscheu,
daß sie in der Hellung die Augenlider fest zu-
schließen, und für blind gehalten werden könnten.
5. †. Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl.
the rat.) M. cauda elongata, palmis tetra-
dactylis cum vnguiculo pollicari. *
Die Ratte ist, wie sich aus Albertus Ma-
gnus, Vincenz von Beauvais ꝛc. schließen läßt
ursprünglich im mittlern Europa zu Hause. Die
alten Griechen und Römer gedenken des Thiers
nie, und in die neue Welt ist es erst seit ihrer
Entdeckung, von Europa aus übergebracht wor-
den. Wenige andre Thiere sind so äuserst
gefräßig als die Ratten. Sie fressen sogar
Scorpione und ziehen den Menschen und seinen
Victualien überall nach. Sogar den Bergleu-
ten in die tiefsten Schachte. Sie verlassen die
ankommenden Schiffe wenn sie ausgeladen wer-
den und schwimmen ans Land; und beziehen sie
wieder sobald sie von neuem befrachtet wer-
den *). Sie benagen sogar schlafende Men-
schen; haben aber auch oft in Hungersnoth,
zumal auf Schiffen, vielen zur Erhaltung als
Nahrungsmittel dienen müssen. Die Mütter
vertheidigen ihre Junge mit eigner Lebensge-
fahr, selbst gegen größere Katzen. Dagegen
werden auch alte kraftlose Ratten von den jün-
gern besorgt und gefüttert.
Solche bejahrte Ratten, die nun der Ruhe
pflegen, verwickeln sich zuweilen zu 6, 8 und
*) dvverney oeuvr. anatom. T. II. p. 384.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/103>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.