Die Säugethiere haben zwar das warme rothe Blut mit den Vögeln gemein; doch zeich- nen sie sich schon dadurch von ihnen aus, daß sie keine Eyer legen, sondern lebendige Junge gebähren: ihr Hauptcharakter aber, der sie von allen übrigen Thieren unterscheidet, und von dem auch die Benennung der ganzen Classe entlehnt ist, sind die Brüste, wodurch die Weibgen ihre Junge mit Milch ernären. Die Anzal und Lage der Brüste ist verschieden- Meist sind ihrer noch einmal so viel, als die Mutter gewönlicher Weise Junge zur Welt bringt; und sie sitzen entweder an der Brust (mammae pectorales), oder am Bauche (abdo- minales), oder zwischen den Hinterfüssen (in- guinales). Gewöhnlich haben auch die Männ- chen, zu uns unbekannten Zwecken, derglei- chen Brüste; die doch aber weit kleiner als der Weibgen ihre sind; auch einigen männlichen Thieren z. B. dem Mongoz, dem Hamster, der Haselmaus etc. gänzlich fehlen; und bey
Vierter Abschnitt. Von den Säugethieren.
§. 41.
Die Säugethiere haben zwar das warme rothe Blut mit den Vögeln gemein; doch zeich- nen sie sich schon dadurch von ihnen aus, daß sie keine Eyer legen, sondern lebendige Junge gebähren: ihr Hauptcharakter aber, der sie von allen übrigen Thieren unterscheidet, und von dem auch die Benennung der ganzen Classe entlehnt ist, sind die Brüste, wodurch die Weibgen ihre Junge mit Milch ernären. Die Anzal und Lage der Brüste ist verschieden- Meist sind ihrer noch einmal so viel, als die Mutter gewönlicher Weise Junge zur Welt bringt; und sie sitzen entweder an der Brust (mammae pectorales), oder am Bauche (abdo- minales), oder zwischen den Hinterfüssen (in- guinales). Gewöhnlich haben auch die Männ- chen, zu uns unbekannten Zwecken, derglei- chen Brüste; die doch aber weit kleiner als der Weibgen ihre sind; auch einigen männlichen Thieren z. B. dem Mongoz, dem Hamster, der Haselmaus ꝛc. gänzlich fehlen; und bey
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000023"><body><divn="1"><pbfacs="#f0056"xml:id="pb044_0001"n="44"/><headrendition="#c">Vierter Abschnitt.<lb/>
Von den Säugethieren.</head><lb/><divn="2"><headrendition="#c">§. 41.</head><lb/><prendition="#no_indent">Die Säugethiere haben zwar das warme<lb/>
rothe Blut mit den Vögeln gemein; doch zeich-<lb/>
nen sie sich schon dadurch von ihnen aus, daß<lb/>
sie keine Eyer legen, sondern lebendige Junge<lb/>
gebähren: ihr Hauptcharakter aber, der sie<lb/>
von allen übrigen Thieren unterscheidet, und<lb/>
von dem auch die Benennung der ganzen Classe<lb/>
entlehnt ist, sind die Brüste, wodurch die<lb/>
Weibgen ihre Junge mit Milch ernären. Die<lb/>
Anzal und Lage der Brüste ist verschieden-<lb/>
Meist sind ihrer noch einmal so viel, als die<lb/>
Mutter gewönlicher Weise Junge zur Welt<lb/>
bringt; und sie sitzen entweder an der Brust<lb/>
(<hirendition="#aq">mammae pectorales</hi>), oder am Bauche (<hirendition="#aq">abdo-<lb/>
minales</hi>), oder zwischen den Hinterfüssen (<hirendition="#aq">in-<lb/>
guinales</hi>). Gewöhnlich haben auch die Männ-<lb/>
chen, zu uns unbekannten Zwecken, derglei-<lb/>
chen Brüste; die doch aber weit kleiner als der<lb/>
Weibgen ihre sind; auch einigen männlichen<lb/>
Thieren z. B. dem Mongoz, dem Hamster,<lb/>
der Haselmaus ꝛc. gänzlich fehlen; und bey<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[44/0056]
Vierter Abschnitt.
Von den Säugethieren.
§. 41.
Die Säugethiere haben zwar das warme
rothe Blut mit den Vögeln gemein; doch zeich-
nen sie sich schon dadurch von ihnen aus, daß
sie keine Eyer legen, sondern lebendige Junge
gebähren: ihr Hauptcharakter aber, der sie
von allen übrigen Thieren unterscheidet, und
von dem auch die Benennung der ganzen Classe
entlehnt ist, sind die Brüste, wodurch die
Weibgen ihre Junge mit Milch ernären. Die
Anzal und Lage der Brüste ist verschieden-
Meist sind ihrer noch einmal so viel, als die
Mutter gewönlicher Weise Junge zur Welt
bringt; und sie sitzen entweder an der Brust
(mammae pectorales), oder am Bauche (abdo-
minales), oder zwischen den Hinterfüssen (in-
guinales). Gewöhnlich haben auch die Männ-
chen, zu uns unbekannten Zwecken, derglei-
chen Brüste; die doch aber weit kleiner als der
Weibgen ihre sind; auch einigen männlichen
Thieren z. B. dem Mongoz, dem Hamster,
der Haselmaus ꝛc. gänzlich fehlen; und bey
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/56>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.