Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782.schiedenheit des Climas und der Lebensart er- §. 38. Wie unendlich aber der Mensch schon durch schiedenheit des Climas und der Lebensart er- §. 38. Wie unendlich aber der Mensch schon durch <TEI> <text xml:id="blume_hbnatur_000023"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb n="41" facs="#f0053" xml:id="pb041_0001"/> schiedenheit des Climas und der Lebensart er-<lb/> regt folglich in ihm eben so verschiedene Be-<lb/> dürfnisse, die nicht auf einerley Weise befrie-<lb/> digt werden können; mithin würde ein ein-<lb/> förmiger Kunsttrieb ein sehr unbrauchbares Ge-<lb/> schenk für ihn gewesen seyn, da er hingegen<lb/> durch den Gebrauch seiner Vernunft alle seine<lb/> mannichfaltigen Bedürfnisse auf eben so man-<lb/> nichfaltige Weise zu stillen vermag.</p> </div> <div n="2"> <head rendition="#c">§. 38.</head><lb/> <p>Wie unendlich aber der Mensch schon durch<lb/> diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige<lb/> thierische Schöpfung erhoben werde, beweist<lb/> die unbeschränkte Herrschaft womit er über alle<lb/> Triebe und über die Lebensart, Haushaltung<lb/> ꝛc. mit einem Wort über das ganze Naturell<lb/> dieser seiner Mitgeschöpfe nach Willkühr dis-<lb/> poniren kan! Er weis die furchtbarsten Thiere,<lb/> Tiger und Rhinocer und Crocodile unter seine<lb/> Hand zu beugen, sie geschmeidig und kirre zu<lb/> machen: er kan die ungelehrigsten Geschöpfe,<lb/> Kröten, Spinnen ꝛc. an seinen Ruf und Wink<lb/> gewöhnen: er kan ihre heftigsten Antipathien<lb/> dämpfen und Katzen und Mäuse zu gemein-<lb/> schaftlichen Tischgenoßen machen; und den<lb/> plumpsten ungeschicktesten Thieren die ausser-<lb/> ordentlichsten kunstreichsten Handlungen bey-<lb/> bringen.</p> </div> <div n="2"> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0053]
schiedenheit des Climas und der Lebensart er-
regt folglich in ihm eben so verschiedene Be-
dürfnisse, die nicht auf einerley Weise befrie-
digt werden können; mithin würde ein ein-
förmiger Kunsttrieb ein sehr unbrauchbares Ge-
schenk für ihn gewesen seyn, da er hingegen
durch den Gebrauch seiner Vernunft alle seine
mannichfaltigen Bedürfnisse auf eben so man-
nichfaltige Weise zu stillen vermag.
§. 38.
Wie unendlich aber der Mensch schon durch
diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige
thierische Schöpfung erhoben werde, beweist
die unbeschränkte Herrschaft womit er über alle
Triebe und über die Lebensart, Haushaltung
ꝛc. mit einem Wort über das ganze Naturell
dieser seiner Mitgeschöpfe nach Willkühr dis-
poniren kan! Er weis die furchtbarsten Thiere,
Tiger und Rhinocer und Crocodile unter seine
Hand zu beugen, sie geschmeidig und kirre zu
machen: er kan die ungelehrigsten Geschöpfe,
Kröten, Spinnen ꝛc. an seinen Ruf und Wink
gewöhnen: er kan ihre heftigsten Antipathien
dämpfen und Katzen und Mäuse zu gemein-
schaftlichen Tischgenoßen machen; und den
plumpsten ungeschicktesten Thieren die ausser-
ordentlichsten kunstreichsten Handlungen bey-
bringen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/53 |
Zitationshilfe: | Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/53>, abgerufen am 03.03.2025. |