Die Lichtscheue einsiedlerische Lebensart der Spinnen, ihr gehässiger Charakter, da sie ein- ander selbst auffressen etc. und der Verdacht des Giftes mag zum Theil Ursach an dem gemeinen und oft unüberwindlichen Abscheu seyn, womit sich so viele Menschen für diesen Thieren entse- tzen. Allerdings sind einige grosse ausländische Spinnen giftig, und selbst den Biß mancher Eu- ropäischen scheint nach des arossen Harveys Ver- suchen verdächtig zu seyn*): wir selbst haben auch oft Fliegen zu retten gesucht, die nur ein- mal von einer Spinne gestochen waren, und die demohngeachtet in kurzem unter sonderbaren Zuckungen und Krämpfen verstarben. Hingegen kan man Spinnen, mit so wenig Gefahr als Viperngift essen. Auch lassen sie sich kirre ma- chen, und lernen ihre Wohlthäter kennen, wie der Grav Lauzun im Gefängnis zu Pignerol, und Pelisson in der Bastille aus langer Weile versucht haben. Die mehresten Spinnen weben sich ein Gespinste, dessen regelmäsisse Anlage so- wol als die Festigkeit womit es Wind und Wet- ter aushält, bewundernswürdig ist.
1. +. Diadema. Die Kreuzspinne. A. abdomi- ne subgloboso rubro-fusco; cruce albo pun- ctata. *
In Gärten, unter Dächern etc. macht ein radförmiges senkrechtes Gespinste.
2. +. Domestica. Die Fensterspinne. A. abdo- mine ovato fusco: maculis nigris 5 subcon- tiguis: anterioribus majoribus. *
Die Lichtscheue einsiedlerische Lebensart der Spinnen, ihr gehässiger Charakter, da sie ein- ander selbst auffressen ꝛc. und der Verdacht des Giftes mag zum Theil Ursach an dem gemeinen und oft unüberwindlichen Abscheu seyn, womit sich so viele Menschen für diesen Thieren entse- tzen. Allerdings sind einige grosse ausländische Spinnen giftig, und selbst den Biß mancher Eu- ropäischen scheint nach des arossen Harveys Ver- suchen verdächtig zu seyn*): wir selbst haben auch oft Fliegen zu retten gesucht, die nur ein- mal von einer Spinne gestochen waren, und die demohngeachtet in kurzem unter sonderbaren Zuckungen und Krämpfen verstarben. Hingegen kan man Spinnen, mit so wenig Gefahr als Viperngift essen. Auch lassen sie sich kirre ma- chen, und lernen ihre Wohlthäter kennen, wie der Grav Lauzun im Gefängnis zu Pignerol, und Pelisson in der Bastille aus langer Weile versucht haben. Die mehresten Spinnen weben sich ein Gespinste, dessen regelmäsisse Anlage so- wol als die Festigkeit womit es Wind und Wet- ter aushält, bewundernswürdig ist.
1. †. Diadema. Die Kreuzspinne. A. abdomi- ne subgloboso rubro-fusco; cruce albo pun- ctata. *
In Gärten, unter Dächern ꝛc. macht ein radförmiges senkrechtes Gespinste.
2. †. Domestica. Die Fensterspinne. A. abdo- mine ovato fusco: maculis nigris 5 subcon- tiguis: anterioribus majoribus. *
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Die Lichtscheue einsiedlerische Lebensart der
Spinnen, ihr gehässiger Charakter, da sie ein-
ander selbst auffressen ꝛc. und der Verdacht des
Giftes mag zum Theil Ursach an dem gemeinen
und oft unüberwindlichen Abscheu seyn, womit
sich so viele Menschen für diesen Thieren entse-
tzen. Allerdings sind einige grosse ausländische
Spinnen giftig, und selbst den Biß mancher Eu-
ropäischen scheint nach des arossen Harveys Ver-
suchen verdächtig zu seyn *): wir selbst haben
auch oft Fliegen zu retten gesucht, die nur ein-
mal von einer Spinne gestochen waren, und
die demohngeachtet in kurzem unter sonderbaren
Zuckungen und Krämpfen verstarben. Hingegen
kan man Spinnen, mit so wenig Gefahr als
Viperngift essen. Auch lassen sie sich kirre ma-
chen, und lernen ihre Wohlthäter kennen, wie
der Grav Lauzun im Gefängnis zu Pignerol,
und Pelisson in der Bastille aus langer Weile
versucht haben. Die mehresten Spinnen weben
sich ein Gespinste, dessen regelmäsisse Anlage so-
wol als die Festigkeit womit es Wind und Wet-
ter aushält, bewundernswürdig ist.
1. †. Diadema. Die Kreuzspinne. A. abdomi-
ne subgloboso rubro-fusco; cruce albo pun-
ctata. *
In Gärten, unter Dächern ꝛc. macht ein
radförmiges senkrechtes Gespinste.
2. †. Domestica. Die Fensterspinne. A. abdo-
mine ovato fusco: maculis nigris 5 subcon-
tiguis: anterioribus majoribus. *
3a. †. Scenica. A. saliens nigra: lineis semicir-
cularibus 3 albis transversis. *
*) harvey de gener. animal. Exerc. 57.
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/407>, abgerufen am 22.11.2024.
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