Vögel mit kurzen starken Füssen, grossen scharfen Krallen und starkem gekrümten Schna- bel, der meist oben auf der Seite in zwey stumpfe schneidende Spitzen ausläuft, und an der Wurzel mehrentheils mit einer flei- schichten Haut (cera) bedeckt ist. Sie nähren sich theils von Aas, theils vom Raube le- bendiger Thiere, und äneln in ihrer ganzen Oekonomie den feris der vorigen Classe. Sie leben in Monogamie, nisten an erhabnen Or- ten, und haben ein wilderndes unschmackhaf- tes Fleisch.
1. vultvr. Geyer. Rostrum rectum, api- ce aduncum. plerisque caput et collum im- penne. Lingua bifida.
1. Gryphus. Der Cuntur, Condor, Greif- geyer. V. caruncula verticali longitudine capitis.
Der Cuntur ist der gröste von allen fliegenden Vögeln, der mit ausgespannten Flügeln acht- zehn Fuß in die Breite hält, und dessen Schwung- federn am Kiel von der Dicke eines Daumen sind. Er ist schwarz und weiß von Farbe, fast wie die Aelster, findet sich vorzüglich im westli- chen Südamerica, nistet auf Felsen, und an Ufern, lebt meist vom Raube der Säuge- thiere, und im Nothfall von den todten Fi- schen die die See auswirft. Ein Cuntur soll
I. ACCIPITRES.
Vögel mit kurzen starken Füssen, grossen scharfen Krallen und starkem gekrümten Schna- bel, der meist oben auf der Seite in zwey stumpfe schneidende Spitzen ausläuft, und an der Wurzel mehrentheils mit einer flei- schichten Haut (cera) bedeckt ist. Sie nähren sich theils von Aas, theils vom Raube le- bendiger Thiere, und äneln in ihrer ganzen Oekonomie den feris der vorigen Classe. Sie leben in Monogamie, nisten an erhabnen Or- ten, und haben ein wilderndes unschmackhaf- tes Fleisch.
1. vultvr. Geyer. Rostrum rectum, api- ce aduncum. plerisque caput et collum im- penne. Lingua bifida.
1. Gryphus. Der Cuntur, Condor, Greif- geyer. V. caruncula verticali longitudine capitis.
Der Cuntur ist der gröste von allen fliegenden Vögeln, der mit ausgespannten Flügeln acht- zehn Fuß in die Breite hält, und dessen Schwung- federn am Kiel von der Dicke eines Daumen sind. Er ist schwarz und weiß von Farbe, fast wie die Aelster, findet sich vorzüglich im westli- chen Südamerica, nistet auf Felsen, und an Ufern, lebt meist vom Raube der Säuge- thiere, und im Nothfall von den todten Fi- schen die die See auswirft. Ein Cuntur soll
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000023"><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0189"xml:id="pb177_0001"n="177"/><headrendition="#c">I. <hirendition="#aq">ACCIPITRES</hi>.</head><lb/><p>Vögel mit kurzen starken Füssen, grossen<lb/>
scharfen Krallen und starkem gekrümten Schna-<lb/>
bel, der meist oben auf der Seite in zwey<lb/>
stumpfe schneidende Spitzen ausläuft, und<lb/>
an der Wurzel mehrentheils mit einer flei-<lb/>
schichten Haut (<hirendition="#aq">cera</hi>) bedeckt ist. Sie nähren<lb/>
sich theils von Aas, theils vom Raube le-<lb/>
bendiger Thiere, und äneln in ihrer ganzen<lb/>
Oekonomie den <hirendition="#aq">feris</hi> der vorigen Classe. Sie<lb/>
leben in Monogamie, nisten an erhabnen Or-<lb/>
ten, und haben ein wilderndes unschmackhaf-<lb/>
tes Fleisch.</p><prendition="#indent-1">1. <hirendition="#aq"><hirendition="#k"><hirendition="#g">vultvr</hi></hi></hi>. Geyer. <hirendition="#aq">Rostrum rectum, api-<lb/>
ce aduncum. plerisque caput et collum im-<lb/>
penne. Lingua bifida</hi>.</p><prendition="#indent-2">1. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Gryphus</hi></hi>. Der Cuntur, Condor, Greif-<lb/>
geyer. <hirendition="#aq">V. caruncula verticali longitudine<lb/>
capitis.</hi></p><prendition="#l1em">Der Cuntur ist der gröste von allen fliegenden<lb/>
Vögeln, der mit ausgespannten Flügeln acht-<lb/>
zehn Fuß in die Breite hält, und dessen Schwung-<lb/>
federn am Kiel von der Dicke eines Daumen<lb/>
sind. Er ist schwarz und weiß von Farbe, fast<lb/>
wie die Aelster, findet sich vorzüglich im westli-<lb/>
chen Südamerica, nistet auf Felsen, und an<lb/>
Ufern, lebt meist vom Raube der Säuge-<lb/>
thiere, und im Nothfall von den todten Fi-<lb/>
schen die die See auswirft. Ein Cuntur soll<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[177/0189]
I. ACCIPITRES.
Vögel mit kurzen starken Füssen, grossen
scharfen Krallen und starkem gekrümten Schna-
bel, der meist oben auf der Seite in zwey
stumpfe schneidende Spitzen ausläuft, und
an der Wurzel mehrentheils mit einer flei-
schichten Haut (cera) bedeckt ist. Sie nähren
sich theils von Aas, theils vom Raube le-
bendiger Thiere, und äneln in ihrer ganzen
Oekonomie den feris der vorigen Classe. Sie
leben in Monogamie, nisten an erhabnen Or-
ten, und haben ein wilderndes unschmackhaf-
tes Fleisch.
1. vultvr. Geyer. Rostrum rectum, api-
ce aduncum. plerisque caput et collum im-
penne. Lingua bifida.
1. Gryphus. Der Cuntur, Condor, Greif-
geyer. V. caruncula verticali longitudine
capitis.
Der Cuntur ist der gröste von allen fliegenden
Vögeln, der mit ausgespannten Flügeln acht-
zehn Fuß in die Breite hält, und dessen Schwung-
federn am Kiel von der Dicke eines Daumen
sind. Er ist schwarz und weiß von Farbe, fast
wie die Aelster, findet sich vorzüglich im westli-
chen Südamerica, nistet auf Felsen, und an
Ufern, lebt meist vom Raube der Säuge-
thiere, und im Nothfall von den todten Fi-
schen die die See auswirft. Ein Cuntur soll
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/189>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.