ist. Viele tausend Menschen, zumal in der Schweiz etc. gemessen, den grösten Theil ihres Lebens hindurch, keine andern Nahrungsmittel, als die ihnen ihre Kühe geben, und der ganze Wohlstand vieler grossen Provinzen hangt ledig- lich von dieser einzigen Art Viehzucht, und der mannichfaltigen Milchproducte, ab. Zum Laft- tragen taugt zwar der Ochse nicht, aber desto besser zum Ackerbau und überhaupt zum Zug, wobey er nicht, wie das Pferd, mit der Brust, sondern mehr mit der Stirne und Nacken ar- beitet. In dem Magen dieser Thiere finden sich zuweilen Ballen, die aber weder steinartig wie die Bezoare, noch von vegetabilischer Substanz wie die Gemskugeln, sondern blos aus Haa- ren zusammengebacken find, die sie sich ab- geleckt und eingeschluckt haben. Die Viehseuche ist eine ihnen eigene, aber fürchterliche Pestar- tige Krankheit, die theils im Blute, theils in den Lungen ihren Sitz hat, die zwar durch strenge Sperrung und sicherer noch durch Ein- pfropfung zu verhüten ist, aber wenn sie sich einmal geäussert hat, unheilbar scheint.
2. Bubalis. der Büffel. B. cornibus resu- pinatis intortis antice planis. *
Der Büffel ist in Asien und Nordafrica zu Hause; wird aber auch hin und wieder in Eu- ropa, wie z. B. seit dem siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungern, und auch selbst im Salzburgischen, gezogen und zum Zuge ge- braucht. Zwey Büffel sind im Stande, eine Last zu ziehen, die sechs Pferde kaum zu bewe- gen im Stande seyn würden; sie sind aber un- flätig, schwer zu bändigen etc. und man muß ihnen, wie den Tanzbären, Ringe an die Nase legen, und sie damit regieren. Sie sind, zu-
ist. Viele tausend Menschen, zumal in der Schweiz ꝛc. gemessen, den grösten Theil ihres Lebens hindurch, keine andern Nahrungsmittel, als die ihnen ihre Kühe geben, und der ganze Wohlstand vieler grossen Provinzen hangt ledig- lich von dieser einzigen Art Viehzucht, und der mannichfaltigen Milchproducte, ab. Zum Laft- tragen taugt zwar der Ochse nicht, aber desto besser zum Ackerbau und überhaupt zum Zug, wobey er nicht, wie das Pferd, mit der Brust, sondern mehr mit der Stirne und Nacken ar- beitet. In dem Magen dieser Thiere finden sich zuweilen Ballen, die aber weder steinartig wie die Bezoare, noch von vegetabilischer Substanz wie die Gemskugeln, sondern blos aus Haa- ren zusammengebacken find, die sie sich ab- geleckt und eingeschluckt haben. Die Viehseuche ist eine ihnen eigene, aber fürchterliche Pestar- tige Krankheit, die theils im Blute, theils in den Lungen ihren Sitz hat, die zwar durch strenge Sperrung und sicherer noch durch Ein- pfropfung zu verhüten ist, aber wenn sie sich einmal geäussert hat, unheilbar scheint.
2. Bubalis. der Büffel. B. cornibus resu- pinatis intortis antice planis. *
Der Büffel ist in Asien und Nordafrica zu Hause; wird aber auch hin und wieder in Eu- ropa, wie z. B. seit dem siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungern, und auch selbst im Salzburgischen, gezogen und zum Zuge ge- braucht. Zwey Büffel sind im Stande, eine Last zu ziehen, die sechs Pferde kaum zu bewe- gen im Stande seyn würden; sie sind aber un- flätig, schwer zu bändigen ꝛc. und man muß ihnen, wie den Tanzbären, Ringe an die Nase legen, und sie damit regieren. Sie sind, zu-
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ist. Viele tausend Menschen, zumal in der
Schweiz ꝛc. gemessen, den grösten Theil ihres
Lebens hindurch, keine andern Nahrungsmittel,
als die ihnen ihre Kühe geben, und der ganze
Wohlstand vieler grossen Provinzen hangt ledig-
lich von dieser einzigen Art Viehzucht, und der
mannichfaltigen Milchproducte, ab. Zum Laft-
tragen taugt zwar der Ochse nicht, aber desto
besser zum Ackerbau und überhaupt zum Zug,
wobey er nicht, wie das Pferd, mit der Brust,
sondern mehr mit der Stirne und Nacken ar-
beitet. In dem Magen dieser Thiere finden sich
zuweilen Ballen, die aber weder steinartig wie
die Bezoare, noch von vegetabilischer Substanz
wie die Gemskugeln, sondern blos aus Haa-
ren zusammengebacken find, die sie sich ab-
geleckt und eingeschluckt haben. Die Viehseuche
ist eine ihnen eigene, aber fürchterliche Pestar-
tige Krankheit, die theils im Blute, theils
in den Lungen ihren Sitz hat, die zwar durch
strenge Sperrung und sicherer noch durch Ein-
pfropfung zu verhüten ist, aber wenn sie sich
einmal geäussert hat, unheilbar scheint.
2. Bubalis. der Büffel. B. cornibus resu-
pinatis intortis antice planis. *
Der Büffel ist in Asien und Nordafrica zu
Hause; wird aber auch hin und wieder in Eu-
ropa, wie z. B. seit dem siebenten Jahrhundert
in Italien, in Ungern, und auch selbst im
Salzburgischen, gezogen und zum Zuge ge-
braucht. Zwey Büffel sind im Stande, eine
Last zu ziehen, die sechs Pferde kaum zu bewe-
gen im Stande seyn würden; sie sind aber un-
flätig, schwer zu bändigen ꝛc. und man muß
ihnen, wie den Tanzbären, Ringe an die Nase
legen, und sie damit regieren. Sie sind, zu-
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/131>, abgerufen am 25.11.2024.
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