bejahrten Steinbocks wiegt wol zwanzig Pfund, und bat meist eben so viel knorrichte Rige aus jeder Seite. Die mehresten Naturforscher be- schreiben auch das Weibchen als gehörnt; das aber Herr von Haller, in der Nachricht, die er uns über seltene Schweizer-Thiere mitzuthei- len die Güte gehabt bat, ausdrücklich verneint. Wenn der Steinbock ganz jung gefangen wird, so ist er leicht zu zähmen, und läst sich, wie man im Walliserlande versucht hat, mit den Heerden der Hausziegen auf die Weide führen. Der, den wir lebendig gesehen haben, war im Grindelwalde gefangen, und selbst in der gan- zen Schweiz als eine grosse Seltenheit herum- geführt worden. Er war überaus flink und mun- ter, aber doch ganz kirre, und gegen seinen Herrn sehr schmeichelnd.
Nach den Abbildungen zu urtheilen giebt es wol zwey verschiedne Varietäten von Stein- böcken, die doch beide in den Tyroler und Schwei- zer Alpen zu Hause seyn müsten; die eine mit glatten*) hirschartigen Fell; die andre mit lan- gen zottigen Ziegenhaar**). Wir haben nur den letztern gesehen.
4. Bezoartica. der Bezoarbock. C. mento bar- bato cornibus teretibus subarcuatis annu- latis, apice laevi.
*)conr. gesneri, icones animal quadrupedum. p. 35. Stumpfens Schweitzer Chronik. Th. II. p. 287. "Der Steinbock und die Ybschgeis des Steinbock. Wyblin oder Gespan".
**) Vorbildung aller ausländ. Thiere in des Pr. Eugens Menagerie. Augsp. 1743. fol. transv. tab. VI. J. El. Ridingers jagdbare Thiere Taf. XI. und dessen Entwurf einiger Thiere N. 71.
bejahrten Steinbocks wiegt wol zwanzig Pfund, und bat meist eben so viel knorrichte Rige aus jeder Seite. Die mehresten Naturforscher be- schreiben auch das Weibchen als gehörnt; das aber Herr von Haller, in der Nachricht, die er uns über seltene Schweizer-Thiere mitzuthei- len die Güte gehabt bat, ausdrücklich verneint. Wenn der Steinbock ganz jung gefangen wird, so ist er leicht zu zähmen, und läst sich, wie man im Walliserlande versucht hat, mit den Heerden der Hausziegen auf die Weide führen. Der, den wir lebendig gesehen haben, war im Grindelwalde gefangen, und selbst in der gan- zen Schweiz als eine grosse Seltenheit herum- geführt worden. Er war überaus flink und mun- ter, aber doch ganz kirre, und gegen seinen Herrn sehr schmeichelnd.
Nach den Abbildungen zu urtheilen giebt es wol zwey verschiedne Varietäten von Stein- böcken, die doch beide in den Tyroler und Schwei- zer Alpen zu Hause seyn müsten; die eine mit glatten*) hirschartigen Fell; die andre mit lan- gen zottigen Ziegenhaar**). Wir haben nur den letztern gesehen.
4. Bezoartica. der Bezoarbock. C. mento bar- bato cornibus teretibus subarcuatis annu- latis, apice laevi.
*)conr. gesneri, icones animal quadrupedum. p. 35. Stumpfens Schweitzer Chronik. Th. II. p. 287. „Der Steinbock und die Ybschgeis des Steinbock. Wyblin oder Gespan“.
**) Vorbildung aller ausländ. Thiere in des Pr. Eugens Menagerie. Augsp. 1743. fol. transv. tab. VI. J. El. Ridingers jagdbare Thiere Taf. XI. und dessen Entwurf einiger Thiere N. 71.
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schreiben auch das Weibchen als gehörnt; das
aber Herr von Haller, in der Nachricht, die
er uns über seltene Schweizer-Thiere mitzuthei-
len die Güte gehabt bat, ausdrücklich verneint.
Wenn der Steinbock ganz jung gefangen wird,
so ist er leicht zu zähmen, und läst sich, wie
man im Walliserlande versucht hat, mit den
Heerden der Hausziegen auf die Weide führen.
Der, den wir lebendig gesehen haben, war im
Grindelwalde gefangen, und selbst in der gan-
zen Schweiz als eine grosse Seltenheit herum-
geführt worden. Er war überaus flink und mun-
ter, aber doch ganz kirre, und gegen seinen
Herrn sehr schmeichelnd.
Nach den Abbildungen zu urtheilen giebt es
wol zwey verschiedne Varietäten von Stein-
böcken, die doch beide in den Tyroler und Schwei-
zer Alpen zu Hause seyn müsten; die eine mit
glatten *) hirschartigen Fell; die andre mit lan-
gen zottigen Ziegenhaar **). Wir haben nur
den letztern gesehen.
4. Bezoartica. der Bezoarbock. C. mento bar-
bato cornibus teretibus subarcuatis annu-
latis, apice laevi.
*) conr. gesneri, icones animal quadrupedum. p. 35.
Stumpfens Schweitzer Chronik. Th. II. p. 287.
„Der Steinbock und die Ybschgeis des Steinbock.
Wyblin oder Gespan“.
**) Vorbildung aller ausländ. Thiere in des Pr. Eugens
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/128>, abgerufen am 25.11.2024.
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