Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Esel hat weder die schöne Taille noch das
Feuer des Pferdes, aber eine Menge anderer
empfelender Eigenschaften, wodurch er bey den Al-
ten*) und noch jetzt im Morgenland und im
südlichen Europa wichtig und geschätzt wird.
Er geht sanfter und sicherer als das Pferd, trägt
grosse Lasten, ist dabey ungemein gedultig, be-
gnügt sich mit schlechten Unkraut zum Futter,
ist sehr reinlich, wenigen Krankheiten unter-
worfen, und wird gegen 30 J. alt. Daß er
in die südliche Erde zu Hause gehöre, wird durch
die Homonymie seines Namens in den nordli-
chen Sprachen erweislich. Sonst hatte Aegyp-
ten**) die besten Esel; jetzt finden sich die
schönsten und zur Maulthierzucht vorzüglichsten
in Spanien und im Mayländischen, wo einer
mit mehrern hundert Thalern bezalt wird, und
in Spanien die Ausfuhr der Zuchtesel bey Le-
bensstrafe verbothen ist. Im nördlichsten Eu-
ropa finden sie sich bis jetzt noch gar nicht.

Pferd und Esel lassen sich zusammen begat-
ten, und geben zweyerley Bastarden, die von
grosser Dauerhaftigkeit und Stärke, und zuwei-
len (aber sehr selten) fruchtbar sind. Eins
ist das gemeine Maulthier Mulus (le Mulet.
bvff. supplem. T
. III. tab. 1.) wird vom
männlichen Esel gezeugt, und von der Stute
geworfen. Das andere ist der Maulesel Hin-
nus
(le Bardeau Buff. l. c. tab. 2.) der
vom Hengste gezeugt, und von der Eselin ge-
worfen ist. Dieser letztere ist seltner, und hat
Gelegenheit zur Sage von den fabelhaften Ju-

*) I. M. gesner de antiqua asinorum bonestate. Comm.
Goett. T
. II.
**) casiri bibl. Escurial. T. I. p. 208.

Der Esel hat weder die schöne Taille noch das
Feuer des Pferdes, aber eine Menge anderer
empfelender Eigenschaften, wodurch er bey den Al-
ten*) und noch jetzt im Morgenland und im
südlichen Europa wichtig und geschätzt wird.
Er geht sanfter und sicherer als das Pferd, trägt
grosse Lasten, ist dabey ungemein gedultig, be-
gnügt sich mit schlechten Unkraut zum Futter,
ist sehr reinlich, wenigen Krankheiten unter-
worfen, und wird gegen 30 J. alt. Daß er
in die südliche Erde zu Hause gehöre, wird durch
die Homonymie seines Namens in den nordli-
chen Sprachen erweislich. Sonst hatte Aegyp-
ten**) die besten Esel; jetzt finden sich die
schönsten und zur Maulthierzucht vorzüglichsten
in Spanien und im Mayländischen, wo einer
mit mehrern hundert Thalern bezalt wird, und
in Spanien die Ausfuhr der Zuchtesel bey Le-
bensstrafe verbothen ist. Im nördlichsten Eu-
ropa finden sie sich bis jetzt noch gar nicht.

Pferd und Esel lassen sich zusammen begat-
ten, und geben zweyerley Bastarden, die von
grosser Dauerhaftigkeit und Stärke, und zuwei-
len (aber sehr selten) fruchtbar sind. Eins
ist das gemeine Maulthier Mulus (le Mulet.
bvff. supplem. T
. III. tab. 1.) wird vom
männlichen Esel gezeugt, und von der Stute
geworfen. Das andere ist der Maulesel Hin-
nus
(le Bardeau Buff. l. c. tab. 2.) der
vom Hengste gezeugt, und von der Eselin ge-
worfen ist. Dieser letztere ist seltner, und hat
Gelegenheit zur Sage von den fabelhaften Ju-

*) I. M. gesner de antiqua asinorum bonestate. Comm.
Goett. T
. II.
**) casiri bibl. Escurial. T. I. p. 208.
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000023">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0121" xml:id="pb109_0001" n="109"/>
            <p rendition="#l1em">Der Esel hat weder die schöne Taille noch das<lb/>
Feuer des Pferdes, aber eine Menge anderer<lb/>
empfelender Eigenschaften, wodurch er bey den Al-<lb/>
ten<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">I.</hi> M. <hi rendition="#k"><hi rendition="#g">gesner</hi></hi> <hi rendition="#i">de antiqua asinorum bonestate</hi>. Comm.<lb/>
Goett. T</hi>. II.</p></note> und noch jetzt im Morgenland und im<lb/>
südlichen Europa wichtig und geschätzt wird.<lb/>
Er geht sanfter und sicherer als das Pferd, trägt<lb/>
grosse Lasten, ist dabey ungemein gedultig, be-<lb/>
gnügt sich mit schlechten Unkraut zum Futter,<lb/>
ist sehr reinlich, wenigen Krankheiten unter-<lb/>
worfen, und wird gegen 30 J. alt. Daß er<lb/>
in die südliche Erde zu Hause gehöre, wird durch<lb/>
die Homonymie seines Namens in den nordli-<lb/>
chen Sprachen erweislich. Sonst hatte Aegyp-<lb/>
ten<note anchored="true" place="foot" n="**)"><p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k"><hi rendition="#g">casiri</hi></hi><hi rendition="#i">bibl. Escurial</hi>. T</hi>. I. <hi rendition="#aq">p.</hi> 208.</p></note> die besten Esel; jetzt finden sich die<lb/>
schönsten und zur Maulthierzucht vorzüglichsten<lb/>
in Spanien und im Mayländischen, wo einer<lb/>
mit mehrern hundert Thalern bezalt wird, und<lb/>
in Spanien die Ausfuhr der Zuchtesel bey Le-<lb/>
bensstrafe verbothen ist. Im nördlichsten Eu-<lb/>
ropa finden sie sich bis jetzt noch gar nicht.</p>
            <p rendition="#l1em">Pferd und Esel lassen sich zusammen begat-<lb/>
ten, und geben zweyerley Bastarden, die von<lb/>
grosser Dauerhaftigkeit und Stärke, und zuwei-<lb/>
len (aber sehr selten) fruchtbar sind. Eins<lb/>
ist das gemeine Maulthier Mulus (<hi rendition="#aq">le Mulet.<lb/><hi rendition="#k"><hi rendition="#g">bvff</hi></hi>. <hi rendition="#i">supplem</hi>. T</hi>. III. <hi rendition="#aq">tab</hi>. 1.) wird vom<lb/>
männlichen Esel gezeugt, und von der Stute<lb/>
geworfen. Das andere ist der Maulesel <hi rendition="#aq">Hin-<lb/>
nus</hi> (<hi rendition="#aq">le Bardeau Buff. l. c. tab</hi>. 2.) der<lb/>
vom Hengste gezeugt, und von der Eselin ge-<lb/>
worfen ist. Dieser letztere ist seltner, und hat<lb/>
Gelegenheit zur Sage von den fabelhaften Ju-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0121] Der Esel hat weder die schöne Taille noch das Feuer des Pferdes, aber eine Menge anderer empfelender Eigenschaften, wodurch er bey den Al- ten *) und noch jetzt im Morgenland und im südlichen Europa wichtig und geschätzt wird. Er geht sanfter und sicherer als das Pferd, trägt grosse Lasten, ist dabey ungemein gedultig, be- gnügt sich mit schlechten Unkraut zum Futter, ist sehr reinlich, wenigen Krankheiten unter- worfen, und wird gegen 30 J. alt. Daß er in die südliche Erde zu Hause gehöre, wird durch die Homonymie seines Namens in den nordli- chen Sprachen erweislich. Sonst hatte Aegyp- ten **) die besten Esel; jetzt finden sich die schönsten und zur Maulthierzucht vorzüglichsten in Spanien und im Mayländischen, wo einer mit mehrern hundert Thalern bezalt wird, und in Spanien die Ausfuhr der Zuchtesel bey Le- bensstrafe verbothen ist. Im nördlichsten Eu- ropa finden sie sich bis jetzt noch gar nicht. Pferd und Esel lassen sich zusammen begat- ten, und geben zweyerley Bastarden, die von grosser Dauerhaftigkeit und Stärke, und zuwei- len (aber sehr selten) fruchtbar sind. Eins ist das gemeine Maulthier Mulus (le Mulet. bvff. supplem. T. III. tab. 1.) wird vom männlichen Esel gezeugt, und von der Stute geworfen. Das andere ist der Maulesel Hin- nus (le Bardeau Buff. l. c. tab. 2.) der vom Hengste gezeugt, und von der Eselin ge- worfen ist. Dieser letztere ist seltner, und hat Gelegenheit zur Sage von den fabelhaften Ju- *) I. M. gesner de antiqua asinorum bonestate. Comm. Goett. T. II. **) casiri bibl. Escurial. T. I. p. 208.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/121
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/121>, abgerufen am 24.11.2024.