Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

NB. Wie gering der Unterschied zwischen Eyerlegen und
Lebendiggebähren sey, erweisen die Beyspiele der
Blattläufe und Federbusch-Polypen, die sich auf
beyderley Weise fortpflanzen.

§. 19.

Die neuerzeugten organisirten K. sollten ei-
gentlich ihren Vorfehren, und ihre Nachkom-
men ihnen selbst vollkommen gleichen. Doch
findet sich bey Thieren und Pflanzen derselben
Art, sehr oft in Rücksicht ihrer Bildung, Größe,
Farbe etc. so viel Verschiedenheit, daß sie zuwei-
len leicht für besondre Gattungen angesehn wer-
den könnten. Solche Abweichungen nennt man
Spielarten, Varietäten; und sie sind eine
Folge der Ausartung, Degeneration, die
aus verschiedenen Quellen hergeleitet werden muß.

§. 20.

Der kürzeste Weg zur Degeneration ist die
Begattung organisirter Körper verschiedner Art;
wodurch Bastarde (hybrida) erzeugt werden,
die keinem von beyden Eltern vollkommen glei-
chen, sondern vielmehr mit beyden zusammen
Aehnlichkeit haben. Nach einer weisen Ein-
richtung der Vorsehung sind diese Bastarde
mehrentheils unfruchtbar; und nur wenige sind
im Stande ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen.
Die Bastarden von Hänflingen und Canarien-
vögeln, von Füchsen und Hunden, von ver-
schiednen Gattungen Tabac etc. sind allerdings

NB. Wie gering der Unterschied zwischen Eyerlegen und
Lebendiggebähren sey, erweisen die Beyspiele der
Blattläufe und Federbusch-Polypen, die sich auf
beyderley Weise fortpflanzen.

§. 19.

Die neuerzeugten organisirten K. sollten ei-
gentlich ihren Vorfehren, und ihre Nachkom-
men ihnen selbst vollkommen gleichen. Doch
findet sich bey Thieren und Pflanzen derselben
Art, sehr oft in Rücksicht ihrer Bildung, Größe,
Farbe ꝛc. so viel Verschiedenheit, daß sie zuwei-
len leicht für besondre Gattungen angesehn wer-
den könnten. Solche Abweichungen nennt man
Spielarten, Varietäten; und sie sind eine
Folge der Ausartung, Degeneration, die
aus verschiedenen Quellen hergeleitet werden muß.

§. 20.

Der kürzeste Weg zur Degeneration ist die
Begattung organisirter Körper verschiedner Art;
wodurch Bastarde (hybrida) erzeugt werden,
die keinem von beyden Eltern vollkommen glei-
chen, sondern vielmehr mit beyden zusammen
Aehnlichkeit haben. Nach einer weisen Ein-
richtung der Vorsehung sind diese Bastarde
mehrentheils unfruchtbar; und nur wenige sind
im Stande ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen.
Die Bastarden von Hänflingen und Canarien-
vögeln, von Füchsen und Hunden, von ver-
schiednen Gattungen Tabac ꝛc. sind allerdings

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000021">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0050" xml:id="pb028_0001" n="28"/>
          <p rendition="#indent-2 #small"><hi rendition="#aq">NB</hi>. Wie gering der Unterschied zwischen Eyerlegen und<lb/>
Lebendiggebähren sey, erweisen die Beyspiele der<lb/>
Blattläufe und Federbusch-Polypen, die sich auf<lb/>
beyderley Weise fortpflanzen.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 19.</head><lb/>
          <p>Die neuerzeugten organisirten K. sollten ei-<lb/>
gentlich ihren Vorfehren, und ihre Nachkom-<lb/>
men ihnen selbst vollkommen gleichen. Doch<lb/>
findet sich bey Thieren und Pflanzen derselben<lb/>
Art, sehr oft in Rücksicht ihrer Bildung, Größe,<lb/>
Farbe &#xA75B;c. so viel Verschiedenheit, daß sie zuwei-<lb/>
len leicht für besondre Gattungen angesehn wer-<lb/>
den könnten. Solche Abweichungen nennt man<lb/>
Spielarten, Varietäten; und sie sind eine<lb/>
Folge der Ausartung, Degeneration, die<lb/>
aus verschiedenen Quellen hergeleitet werden muß.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 20.</head><lb/>
          <p>Der kürzeste Weg zur Degeneration ist die<lb/>
Begattung organisirter Körper verschiedner Art;<lb/>
wodurch Bastarde (<hi rendition="#aq">hybrida</hi>) erzeugt werden,<lb/>
die keinem von beyden Eltern vollkommen glei-<lb/>
chen, sondern vielmehr mit beyden zusammen<lb/>
Aehnlichkeit haben. Nach einer weisen Ein-<lb/>
richtung der Vorsehung sind diese Bastarde<lb/>
mehrentheils unfruchtbar; und nur wenige sind<lb/>
im Stande ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen.<lb/>
Die Bastarden von Hänflingen und Canarien-<lb/>
vögeln, von Füchsen und Hunden, von ver-<lb/>
schiednen Gattungen Tabac &#xA75B;c. sind allerdings<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0050] NB. Wie gering der Unterschied zwischen Eyerlegen und Lebendiggebähren sey, erweisen die Beyspiele der Blattläufe und Federbusch-Polypen, die sich auf beyderley Weise fortpflanzen. §. 19. Die neuerzeugten organisirten K. sollten ei- gentlich ihren Vorfehren, und ihre Nachkom- men ihnen selbst vollkommen gleichen. Doch findet sich bey Thieren und Pflanzen derselben Art, sehr oft in Rücksicht ihrer Bildung, Größe, Farbe ꝛc. so viel Verschiedenheit, daß sie zuwei- len leicht für besondre Gattungen angesehn wer- den könnten. Solche Abweichungen nennt man Spielarten, Varietäten; und sie sind eine Folge der Ausartung, Degeneration, die aus verschiedenen Quellen hergeleitet werden muß. §. 20. Der kürzeste Weg zur Degeneration ist die Begattung organisirter Körper verschiedner Art; wodurch Bastarde (hybrida) erzeugt werden, die keinem von beyden Eltern vollkommen glei- chen, sondern vielmehr mit beyden zusammen Aehnlichkeit haben. Nach einer weisen Ein- richtung der Vorsehung sind diese Bastarde mehrentheils unfruchtbar; und nur wenige sind im Stande ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen. Die Bastarden von Hänflingen und Canarien- vögeln, von Füchsen und Hunden, von ver- schiednen Gattungen Tabac ꝛc. sind allerdings

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/50
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/50>, abgerufen am 22.12.2024.