die sich wie die Ameisenlöwen Fallen, und wie die Spinnen Netze für ihren Raub verfertigen, oder die doch wenigstens, wie manche Wasser- käfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nach- kommenschaft Säcke oder Nester zubereiten, de- nen sie ihre Eyer anvertrauen können. Man- che von denen, die in gesellschaftlicher Verbin- dung leben, bauen sich mit vereinten Kräften, und nach den Gesetzen einer äuserst regelmässi- gen ihnen angebohrnen Meßkunst, gemeinschaft- liche Wohnungen: einige andere Insecten hin- gegen, denen der Schöpfer keinen Kunsttrieb zur eignen Verfertigung eines Nestes etc. verliehen hat, beziehen doch wie Bruder Bernhard der Einsiedler leerstehende ausgestorbene Schnecken- häuser, die sie mit der Zeit, wenn sie ihnen zu enge werden sollten, leicht mit andren geräumi- gern vertauschen können.
§. 141.
Die Nahrung der Insecten entspricht mehrentheils ihrem Aufenthalt: und sie ist ei- ner der erstaunenswürdigsten wunderbarsten Beweise von der unendlich weisen Einrichtung in der grossen Haushaltung der Natur. Die Insecten sollen nicht blos essen, um satt zu wer- den, um sich zu ernähren, sondern um das Gleich- gewicht zwischen beiden organisirten Reichen zu erhalten, um Aas zu verzehren, um Unkraut zu vertilgen u. s. w. eine grosse Bestimmung, zu
die sich wie die Ameisenlöwen Fallen, und wie die Spinnen Netze für ihren Raub verfertigen, oder die doch wenigstens, wie manche Wasser- käfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nach- kommenschaft Säcke oder Nester zubereiten, de- nen sie ihre Eyer anvertrauen können. Man- che von denen, die in gesellschaftlicher Verbin- dung leben, bauen sich mit vereinten Kräften, und nach den Gesetzen einer äuserst regelmässi- gen ihnen angebohrnen Meßkunst, gemeinschaft- liche Wohnungen: einige andere Insecten hin- gegen, denen der Schöpfer keinen Kunsttrieb zur eignen Verfertigung eines Nestes ꝛc. verliehen hat, beziehen doch wie Bruder Bernhard der Einsiedler leerstehende ausgestorbene Schnecken- häuser, die sie mit der Zeit, wenn sie ihnen zu enge werden sollten, leicht mit andren geräumi- gern vertauschen können.
§. 141.
Die Nahrung der Insecten entspricht mehrentheils ihrem Aufenthalt: und sie ist ei- ner der erstaunenswürdigsten wunderbarsten Beweise von der unendlich weisen Einrichtung in der grossen Haushaltung der Natur. Die Insecten sollen nicht blos essen, um satt zu wer- den, um sich zu ernähren, sondern um das Gleich- gewicht zwischen beiden organisirten Reichen zu erhalten, um Aas zu verzehren, um Unkraut zu vertilgen u. s. w. eine grosse Bestimmung, zu
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die sich wie die Ameisenlöwen Fallen, und wie
die Spinnen Netze für ihren Raub verfertigen,
oder die doch wenigstens, wie manche Wasser-
käfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nach-
kommenschaft Säcke oder Nester zubereiten, de-
nen sie ihre Eyer anvertrauen können. Man-
che von denen, die in gesellschaftlicher Verbin-
dung leben, bauen sich mit vereinten Kräften,
und nach den Gesetzen einer äuserst regelmässi-
gen ihnen angebohrnen Meßkunst, gemeinschaft-
liche Wohnungen: einige andere Insecten hin-
gegen, denen der Schöpfer keinen Kunsttrieb zur
eignen Verfertigung eines Nestes ꝛc. verliehen
hat, beziehen doch wie Bruder Bernhard der
Einsiedler leerstehende ausgestorbene Schnecken-
häuser, die sie mit der Zeit, wenn sie ihnen zu
enge werden sollten, leicht mit andren geräumi-
gern vertauschen können.
§. 141.
Die Nahrung der Insecten entspricht
mehrentheils ihrem Aufenthalt: und sie ist ei-
ner der erstaunenswürdigsten wunderbarsten
Beweise von der unendlich weisen Einrichtung
in der grossen Haushaltung der Natur. Die
Insecten sollen nicht blos essen, um satt zu wer-
den, um sich zu ernähren, sondern um das Gleich-
gewicht zwischen beiden organisirten Reichen zu
erhalten, um Aas zu verzehren, um Unkraut
zu vertilgen u. s. w. eine grosse Bestimmung, zu
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/336>, abgerufen am 21.11.2024.
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