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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779.

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gen sind ungeheuer groß, füllen den grösten Theil
des Leibes aus, und das Thier kan sich damit
nach Willkür aufblasen oder dünner machen, da-
her vermutlich die Sage der Alten entstanden seyn
wag, daß das Chamäleon blos von Luft lebe.
Die schönen goldfarbnen Augen des Thiers haben
die ganz eigne Einrichtung, daß jedes besonders,
und beide zugleich nach verschiedenen Richtungen.
eins z. B. aufwärts, das andere hinterwärts u. s. w.
bewegt werden können*): am meisten aber ist es
durch die Veränderung seiner Farben berüchtigt
worden, da man vorgegeben hat, daß es jedes-
mal die Farbe der Körper annähme, die ihm zu-
nächst wären; also auf Bäumen grün, auf Stroh
gelb u. s. w. Das ist nicht. Die natürliche Farbe
des Chamäleons ist stahlgrau, zuweilen wird es aber
gelb, schwarz, auch gefleckt etc. und das zwar
ohne alle Beziehung auf die Farbe der benach-
barten Gegenstände, sondern theils von freyen
Stücken, am sichtbarsten aber wenn das Thier
gereizt und bös gemacht wird. Am füglichsten
kan man dieses Phänomen auf Rechnung der Galle
schreiben, und es mit der Gelbsucht vergleichen.

6. Gecko. L. cauda tereti mediocri, digitis
muticis subtus lamellatis, corpore verru-
coso, auribus concavis. *

Der Gecko hat meist das gleiche Vaterland mit
dem Chamäleon, und ist auch hin und wieder im
südlichen Europa, z. B. im Neapolitanischen ein-
heimisch. Am häufigsten findet er sich in Aegy-
pten, zumal bey Cairo, wo er sich gern in die
Häuser zieht und oft gefärlich wird. Er hat
nemlich einen giftigen Saft zwischen seinen blätt-
richten Fuszehen, der sich den Eßwaren, wo das

*) panarolvs ap. th. bartholin. hist. anatomic.
C
. II. H. 62.

gen sind ungeheuer groß, füllen den grösten Theil
des Leibes aus, und das Thier kan sich damit
nach Willkür aufblasen oder dünner machen, da-
her vermutlich die Sage der Alten entstanden seyn
wag, daß das Chamäleon blos von Luft lebe.
Die schönen goldfarbnen Augen des Thiers haben
die ganz eigne Einrichtung, daß jedes besonders,
und beide zugleich nach verschiedenen Richtungen.
eins z. B. aufwärts, das andere hinterwärts u. s. w.
bewegt werden können*): am meisten aber ist es
durch die Veränderung seiner Farben berüchtigt
worden, da man vorgegeben hat, daß es jedes-
mal die Farbe der Körper annähme, die ihm zu-
nächst wären; also auf Bäumen grün, auf Stroh
gelb u. s. w. Das ist nicht. Die natürliche Farbe
des Chamäleons ist stahlgrau, zuweilen wird es aber
gelb, schwarz, auch gefleckt ꝛc. und das zwar
ohne alle Beziehung auf die Farbe der benach-
barten Gegenstände, sondern theils von freyen
Stücken, am sichtbarsten aber wenn das Thier
gereizt und bös gemacht wird. Am füglichsten
kan man dieses Phänomen auf Rechnung der Galle
schreiben, und es mit der Gelbsucht vergleichen.

6. Gecko. L. cauda tereti mediocri, digitis
muticis subtus lamellatis, corpore verru-
coso, auribus concavis. *

Der Gecko hat meist das gleiche Vaterland mit
dem Chamäleon, und ist auch hin und wieder im
südlichen Europa, z. B. im Neapolitanischen ein-
heimisch. Am häufigsten findet er sich in Aegy-
pten, zumal bey Cairo, wo er sich gern in die
Häuser zieht und oft gefärlich wird. Er hat
nemlich einen giftigen Saft zwischen seinen blätt-
richten Fuszehen, der sich den Eßwaren, wo das

*) panarolvs ap. th. bartholin. hist. anatomic.
C
. II. H. 62.
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[265/0288] gen sind ungeheuer groß, füllen den grösten Theil des Leibes aus, und das Thier kan sich damit nach Willkür aufblasen oder dünner machen, da- her vermutlich die Sage der Alten entstanden seyn wag, daß das Chamäleon blos von Luft lebe. Die schönen goldfarbnen Augen des Thiers haben die ganz eigne Einrichtung, daß jedes besonders, und beide zugleich nach verschiedenen Richtungen. eins z. B. aufwärts, das andere hinterwärts u. s. w. bewegt werden können *): am meisten aber ist es durch die Veränderung seiner Farben berüchtigt worden, da man vorgegeben hat, daß es jedes- mal die Farbe der Körper annähme, die ihm zu- nächst wären; also auf Bäumen grün, auf Stroh gelb u. s. w. Das ist nicht. Die natürliche Farbe des Chamäleons ist stahlgrau, zuweilen wird es aber gelb, schwarz, auch gefleckt ꝛc. und das zwar ohne alle Beziehung auf die Farbe der benach- barten Gegenstände, sondern theils von freyen Stücken, am sichtbarsten aber wenn das Thier gereizt und bös gemacht wird. Am füglichsten kan man dieses Phänomen auf Rechnung der Galle schreiben, und es mit der Gelbsucht vergleichen. 6. Gecko. L. cauda tereti mediocri, digitis muticis subtus lamellatis, corpore verru- coso, auribus concavis. * Der Gecko hat meist das gleiche Vaterland mit dem Chamäleon, und ist auch hin und wieder im südlichen Europa, z. B. im Neapolitanischen ein- heimisch. Am häufigsten findet er sich in Aegy- pten, zumal bey Cairo, wo er sich gern in die Häuser zieht und oft gefärlich wird. Er hat nemlich einen giftigen Saft zwischen seinen blätt- richten Fuszehen, der sich den Eßwaren, wo das *) panarolvs ap. th. bartholin. hist. anatomic. C. II. H. 62.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/287>, abgerufen am 24.11.2024.