Die Tauben brauchen zwar sorgfältige War- tung und Reinlichkeit, schaden auch den Dächern, und wenn sie Feldflüchter sind, auch dem Getraide und Gärten; sind doch aber von der andern Sei- te auf sehr vielfache Weise, wegen ihrer starken Vermehrung, wegen ihres Fleisches, und selbst ihres Mistes wegen, der den besten Dünger ab- giebt, für die Wirthschaft profitabel. Die Gat- ten lieben einander sehr, und sie sind das einzige Meyergeflügel, wo auch das Männchen am Brütgeschäfte Antheil nimt. In den ersten vier Jahren bezeigen die Tauben auch viele Liebe für ihre Jungen, wenn sie aber älter werden, müs- sen sie abgeschaft werden, weil sie nachher ihre Eyer zerbrechen, ihre Jungen heissen etc. Die Tauben zeichnen sich von den mehresten übrigen Vögeln dadurch aus, daß sie viel, und ohne Ab- setzen, saufen, fast wie die Säugthiere.
2. Tabellaria. die Posttaube. C. obscure coe- rulescens, cera lata carunculata albida, pal- pebris tuberosis, nudis, furfuraceis.
Diese Taube hat ihren Nahmen daher weil man sich ihrer in Orient, zumal um Aleppo herum bedient, um Briefe zu überschicken; da man nemlich solche Thiere aus ihren Kobeln mit in die Ferne nimt, und ihnen dann ein Billet an die Flügel bindet, mit welchem sie ihren alten Neste zueilen, und da abgeredtermaßen aufge- fangen, und ihnen ihre Aufträge abgenommen werden. Inzwischen ist bey weitem nicht blos diese Gattung, sondern auch unsere Haustaube, zu diesem Geschäfte brauchbar, wie schon Hir- tius und Brutus bey der Belagerung von Mo- dena, die Harlemer bey der Belagerung von 1573, die Leidner bey der von 1574, u. a.m.
Die Tauben brauchen zwar sorgfältige War- tung und Reinlichkeit, schaden auch den Dächern, und wenn sie Feldflüchter sind, auch dem Getraide und Gärten; sind doch aber von der andern Sei- te auf sehr vielfache Weise, wegen ihrer starken Vermehrung, wegen ihres Fleisches, und selbst ihres Mistes wegen, der den besten Dünger ab- giebt, für die Wirthschaft profitabel. Die Gat- ten lieben einander sehr, und sie sind das einzige Meyergeflügel, wo auch das Männchen am Brütgeschäfte Antheil nimt. In den ersten vier Jahren bezeigen die Tauben auch viele Liebe für ihre Jungen, wenn sie aber älter werden, müs- sen sie abgeschaft werden, weil sie nachher ihre Eyer zerbrechen, ihre Jungen heissen ꝛc. Die Tauben zeichnen sich von den mehresten übrigen Vögeln dadurch aus, daß sie viel, und ohne Ab- setzen, saufen, fast wie die Säugthiere.
2. Tabellaria. die Posttaube. C. obscure coe- rulescens, cera lata carunculata albida, pal- pebris tuberosis, nudis, furfuraceis.
Diese Taube hat ihren Nahmen daher weil man sich ihrer in Orient, zumal um Aleppo herum bedient, um Briefe zu überschicken; da man nemlich solche Thiere aus ihren Kobeln mit in die Ferne nimt, und ihnen dann ein Billet an die Flügel bindet, mit welchem sie ihren alten Neste zueilen, und da abgeredtermaßen aufge- fangen, und ihnen ihre Aufträge abgenommen werden. Inzwischen ist bey weitem nicht blos diese Gattung, sondern auch unsere Haustaube, zu diesem Geschäfte brauchbar, wie schon Hir- tius und Brutus bey der Belagerung von Mo- dena, die Harlemer bey der Belagerung von 1573, die Leidner bey der von 1574, u. a.m.
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000021"><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0241"xml:id="pb218_0001"n="218"/><prendition="#l1em">Die Tauben brauchen zwar sorgfältige War-<lb/>
tung und Reinlichkeit, schaden auch den Dächern,<lb/>
und wenn sie Feldflüchter sind, auch dem Getraide<lb/>
und Gärten; sind doch aber von der andern Sei-<lb/>
te auf sehr vielfache Weise, wegen ihrer starken<lb/>
Vermehrung, wegen ihres Fleisches, und selbst<lb/>
ihres Mistes wegen, der den besten Dünger ab-<lb/>
giebt, für die Wirthschaft profitabel. Die Gat-<lb/>
ten lieben einander sehr, und sie sind das einzige<lb/>
Meyergeflügel, wo auch das Männchen am<lb/>
Brütgeschäfte Antheil nimt. In den ersten vier<lb/>
Jahren bezeigen die Tauben auch viele Liebe für<lb/>
ihre Jungen, wenn sie aber älter werden, müs-<lb/>
sen sie abgeschaft werden, weil sie nachher ihre<lb/>
Eyer zerbrechen, ihre Jungen heissen ꝛc. Die<lb/>
Tauben zeichnen sich von den mehresten übrigen<lb/>
Vögeln dadurch aus, daß sie viel, und ohne Ab-<lb/>
setzen, saufen, fast wie die Säugthiere.</p><prendition="#indent-2">2. <hirendition="#i"><hirendition="#aq">Tabellaria</hi></hi>. die Posttaube. <hirendition="#aq">C. obscure coe-<lb/>
rulescens, cera lata carunculata albida, pal-<lb/>
pebris tuberosis, nudis, furfuraceis.</hi></p><prendition="#l1em">Diese Taube hat ihren Nahmen daher weil<lb/>
man sich ihrer in Orient, zumal um Aleppo<lb/>
herum bedient, um Briefe zu überschicken; da<lb/>
man nemlich solche Thiere aus ihren Kobeln mit<lb/>
in die Ferne nimt, und ihnen dann ein Billet an<lb/>
die Flügel bindet, mit welchem sie ihren alten<lb/>
Neste zueilen, und da abgeredtermaßen aufge-<lb/>
fangen, und ihnen ihre Aufträge abgenommen<lb/>
werden. Inzwischen ist bey weitem nicht blos<lb/>
diese Gattung, sondern auch unsere Haustaube,<lb/>
zu diesem Geschäfte brauchbar, wie schon Hir-<lb/>
tius und Brutus bey der Belagerung von Mo-<lb/>
dena, die Harlemer bey der Belagerung von<lb/>
1573, die Leidner bey der von <choice><sic>1674</sic><corrsource="#pbXIII_0001"type="corrigenda">1574</corr></choice>, u. a.m.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[218/0241]
Die Tauben brauchen zwar sorgfältige War-
tung und Reinlichkeit, schaden auch den Dächern,
und wenn sie Feldflüchter sind, auch dem Getraide
und Gärten; sind doch aber von der andern Sei-
te auf sehr vielfache Weise, wegen ihrer starken
Vermehrung, wegen ihres Fleisches, und selbst
ihres Mistes wegen, der den besten Dünger ab-
giebt, für die Wirthschaft profitabel. Die Gat-
ten lieben einander sehr, und sie sind das einzige
Meyergeflügel, wo auch das Männchen am
Brütgeschäfte Antheil nimt. In den ersten vier
Jahren bezeigen die Tauben auch viele Liebe für
ihre Jungen, wenn sie aber älter werden, müs-
sen sie abgeschaft werden, weil sie nachher ihre
Eyer zerbrechen, ihre Jungen heissen ꝛc. Die
Tauben zeichnen sich von den mehresten übrigen
Vögeln dadurch aus, daß sie viel, und ohne Ab-
setzen, saufen, fast wie die Säugthiere.
2. Tabellaria. die Posttaube. C. obscure coe-
rulescens, cera lata carunculata albida, pal-
pebris tuberosis, nudis, furfuraceis.
Diese Taube hat ihren Nahmen daher weil
man sich ihrer in Orient, zumal um Aleppo
herum bedient, um Briefe zu überschicken; da
man nemlich solche Thiere aus ihren Kobeln mit
in die Ferne nimt, und ihnen dann ein Billet an
die Flügel bindet, mit welchem sie ihren alten
Neste zueilen, und da abgeredtermaßen aufge-
fangen, und ihnen ihre Aufträge abgenommen
werden. Inzwischen ist bey weitem nicht blos
diese Gattung, sondern auch unsere Haustaube,
zu diesem Geschäfte brauchbar, wie schon Hir-
tius und Brutus bey der Belagerung von Mo-
dena, die Harlemer bey der Belagerung von
1573, die Leidner bey der von 1574, u. a.m.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/240>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.