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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779.

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sonst vom Raube der Gemsen, Ziegen, wilden
Katzen etc. und ist auch für die Menschen selbst ge-
färlich. Man weiß, daß die Lämmergeyer zu-
weilen kleine Kinder fortgetragen haben, und Tho-
mas Plater flog einmal schon wirklich in den Klau-
en eines solchen Thiers von der Erde auf, das ihn
aber aufs Geschrey der Bauren wieder fallen lies:
daher auch die Hirten ihre Kinder auf der Weide
an Bäume binden, um sie für diesen Entfürun-
gen zu sichern. Man hat sogar Beyspiele, daß
der Lämmergeyer erwachsene Personen angefallen
hat, die sich kaum, und mit Lebensgefahr seiner
haben erwehren können*).

3. Percnopterus. Der Aasgeyer. V. remigibus
nigris margine exteriore, praeter extimas,
canis.

Bellon hist. des oiseaux, p. III.

Dieser Vogel ist im südlichen Europa, in Pa-
lästina, Arabien und in Aegypten zu Hause. Er
lebt meist von Aase, und ist für viele Gegenden
ein äuserst wichtiges und nutzbares Geschöpf. So
verzehrt er im gelobten Lande unzäliche Feldmäu-
se, und in Aegypten die vielen Amphibien und
Aeser, die nach der Ueberschwemmung des Nils
das Land decken, und leicht die Luft inficiren
könnten. Die alten Aegypter haben diesen Vogel,
so wie einige andre ihnen vorzüglich nuzbare
Thiere, heilig gehalten, ihn zu tödten bey Lebens-
strafe verbothen, und ihn häufig in ihrer Bilder-
schrift auf Obelisken, Mumienbekleidungen**)
u. s. w. vorgestellt. Er ist oft, aber ganz fälsch-
lich, für den Ibis der Alten gehalten worden.

*) Cysatus Beschr. des Lucernersees, S. 183.
**) Alex. Gordon, Ess. towards explainnig the hierogl. fig.
on the Coffin of an ancient Mummy etc. Lond.
1737.
fol.

sonst vom Raube der Gemsen, Ziegen, wilden
Katzen ꝛc. und ist auch für die Menschen selbst ge-
färlich. Man weiß, daß die Lämmergeyer zu-
weilen kleine Kinder fortgetragen haben, und Tho-
mas Plater flog einmal schon wirklich in den Klau-
en eines solchen Thiers von der Erde auf, das ihn
aber aufs Geschrey der Bauren wieder fallen lies:
daher auch die Hirten ihre Kinder auf der Weide
an Bäume binden, um sie für diesen Entfürun-
gen zu sichern. Man hat sogar Beyspiele, daß
der Lämmergeyer erwachsene Personen angefallen
hat, die sich kaum, und mit Lebensgefahr seiner
haben erwehren können*).

3. Percnopterus. Der Aasgeyer. V. remigibus
nigris margine exteriore, praeter extimas,
canis.

Bellon hist. des oiseaux, p. III.

Dieser Vogel ist im südlichen Europa, in Pa-
lästina, Arabien und in Aegypten zu Hause. Er
lebt meist von Aase, und ist für viele Gegenden
ein äuserst wichtiges und nutzbares Geschöpf. So
verzehrt er im gelobten Lande unzäliche Feldmäu-
se, und in Aegypten die vielen Amphibien und
Aeser, die nach der Ueberschwemmung des Nils
das Land decken, und leicht die Luft inficiren
könnten. Die alten Aegypter haben diesen Vogel,
so wie einige andre ihnen vorzüglich nuzbare
Thiere, heilig gehalten, ihn zu tödten bey Lebens-
strafe verbothen, und ihn häufig in ihrer Bilder-
schrift auf Obelisken, Mumienbekleidungen**)
u. s. w. vorgestellt. Er ist oft, aber ganz fälsch-
lich, für den Ibis der Alten gehalten worden.

*) Cysatus Beschr. des Lucernersees, S. 183.
**) Alex. Gordon, Ess. towards explainnig the hierogl. fig.
on the Coffin of an ancient Mummy ꝛc. Lond.
1737.
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[185/0208] sonst vom Raube der Gemsen, Ziegen, wilden Katzen ꝛc. und ist auch für die Menschen selbst ge- färlich. Man weiß, daß die Lämmergeyer zu- weilen kleine Kinder fortgetragen haben, und Tho- mas Plater flog einmal schon wirklich in den Klau- en eines solchen Thiers von der Erde auf, das ihn aber aufs Geschrey der Bauren wieder fallen lies: daher auch die Hirten ihre Kinder auf der Weide an Bäume binden, um sie für diesen Entfürun- gen zu sichern. Man hat sogar Beyspiele, daß der Lämmergeyer erwachsene Personen angefallen hat, die sich kaum, und mit Lebensgefahr seiner haben erwehren können *). 3. Percnopterus. Der Aasgeyer. V. remigibus nigris margine exteriore, praeter extimas, canis. Bellon hist. des oiseaux, p. III. Dieser Vogel ist im südlichen Europa, in Pa- lästina, Arabien und in Aegypten zu Hause. Er lebt meist von Aase, und ist für viele Gegenden ein äuserst wichtiges und nutzbares Geschöpf. So verzehrt er im gelobten Lande unzäliche Feldmäu- se, und in Aegypten die vielen Amphibien und Aeser, die nach der Ueberschwemmung des Nils das Land decken, und leicht die Luft inficiren könnten. Die alten Aegypter haben diesen Vogel, so wie einige andre ihnen vorzüglich nuzbare Thiere, heilig gehalten, ihn zu tödten bey Lebens- strafe verbothen, und ihn häufig in ihrer Bilder- schrift auf Obelisken, Mumienbekleidungen **) u. s. w. vorgestellt. Er ist oft, aber ganz fälsch- lich, für den Ibis der Alten gehalten worden. *) Cysatus Beschr. des Lucernersees, S. 183. **) Alex. Gordon, Ess. towards explainnig the hierogl. fig. on the Coffin of an ancient Mummy ꝛc. Lond. 1737. fol.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/207>, abgerufen am 23.11.2024.