sonst vom Raube der Gemsen, Ziegen, wilden Katzen etc. und ist auch für die Menschen selbst ge- färlich. Man weiß, daß die Lämmergeyer zu- weilen kleine Kinder fortgetragen haben, und Tho- mas Plater flog einmal schon wirklich in den Klau- en eines solchen Thiers von der Erde auf, das ihn aber aufs Geschrey der Bauren wieder fallen lies: daher auch die Hirten ihre Kinder auf der Weide an Bäume binden, um sie für diesen Entfürun- gen zu sichern. Man hat sogar Beyspiele, daß der Lämmergeyer erwachsene Personen angefallen hat, die sich kaum, und mit Lebensgefahr seiner haben erwehren können*).
3. Percnopterus. Der Aasgeyer. V. remigibus nigris margine exteriore, praeter extimas, canis.
Bellon hist. des oiseaux, p. III.
Dieser Vogel ist im südlichen Europa, in Pa- lästina, Arabien und in Aegypten zu Hause. Er lebt meist von Aase, und ist für viele Gegenden ein äuserst wichtiges und nutzbares Geschöpf. So verzehrt er im gelobten Lande unzäliche Feldmäu- se, und in Aegypten die vielen Amphibien und Aeser, die nach der Ueberschwemmung des Nils das Land decken, und leicht die Luft inficiren könnten. Die alten Aegypter haben diesen Vogel, so wie einige andre ihnen vorzüglich nuzbare Thiere, heilig gehalten, ihn zu tödten bey Lebens- strafe verbothen, und ihn häufig in ihrer Bilder- schrift auf Obelisken, Mumienbekleidungen**) u. s. w. vorgestellt. Er ist oft, aber ganz fälsch- lich, für den Ibis der Alten gehalten worden.
*) Cysatus Beschr. des Lucernersees, S. 183.
**)Alex. Gordon, Ess. towards explainnig the hierogl. fig. on the Coffin of an ancient Mummy etc. Lond. 1737. fol.
sonst vom Raube der Gemsen, Ziegen, wilden Katzen ꝛc. und ist auch für die Menschen selbst ge- färlich. Man weiß, daß die Lämmergeyer zu- weilen kleine Kinder fortgetragen haben, und Tho- mas Plater flog einmal schon wirklich in den Klau- en eines solchen Thiers von der Erde auf, das ihn aber aufs Geschrey der Bauren wieder fallen lies: daher auch die Hirten ihre Kinder auf der Weide an Bäume binden, um sie für diesen Entfürun- gen zu sichern. Man hat sogar Beyspiele, daß der Lämmergeyer erwachsene Personen angefallen hat, die sich kaum, und mit Lebensgefahr seiner haben erwehren können*).
3. Percnopterus. Der Aasgeyer. V. remigibus nigris margine exteriore, praeter extimas, canis.
Bellon hist. des oiseaux, p. III.
Dieser Vogel ist im südlichen Europa, in Pa- lästina, Arabien und in Aegypten zu Hause. Er lebt meist von Aase, und ist für viele Gegenden ein äuserst wichtiges und nutzbares Geschöpf. So verzehrt er im gelobten Lande unzäliche Feldmäu- se, und in Aegypten die vielen Amphibien und Aeser, die nach der Ueberschwemmung des Nils das Land decken, und leicht die Luft inficiren könnten. Die alten Aegypter haben diesen Vogel, so wie einige andre ihnen vorzüglich nuzbare Thiere, heilig gehalten, ihn zu tödten bey Lebens- strafe verbothen, und ihn häufig in ihrer Bilder- schrift auf Obelisken, Mumienbekleidungen**) u. s. w. vorgestellt. Er ist oft, aber ganz fälsch- lich, für den Ibis der Alten gehalten worden.
*) Cysatus Beschr. des Lucernersees, S. 183.
**)Alex. Gordon, Ess. towards explainnig the hierogl. fig. on the Coffin of an ancient Mummy ꝛc. Lond. 1737. fol.
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000021"><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><prendition="#l1em"><pbfacs="#f0208"xml:id="pb185_0001"n="185"/>
sonst vom Raube der Gemsen, Ziegen, wilden<lb/>
Katzen ꝛc. und ist auch für die Menschen selbst ge-<lb/>
färlich. Man weiß, daß die Lämmergeyer zu-<lb/>
weilen kleine Kinder fortgetragen haben, und Tho-<lb/>
mas Plater flog einmal schon wirklich in den Klau-<lb/>
en eines solchen Thiers von der Erde auf, das ihn<lb/>
aber aufs Geschrey der Bauren wieder fallen lies:<lb/>
daher auch die Hirten ihre Kinder auf der Weide<lb/>
an Bäume binden, um sie für diesen Entfürun-<lb/>
gen zu sichern. Man hat sogar Beyspiele, daß<lb/>
der Lämmergeyer erwachsene Personen angefallen<lb/>
hat, die sich kaum, und mit Lebensgefahr seiner<lb/>
haben erwehren können<noteanchored="true"place="foot"n="*)"><p>Cysatus Beschr. des Lucernersees, S. 183.</p></note>.</p><prendition="#indent-2">3. <hirendition="#i"><hirendition="#aq"><choice><sic>Percuopterus</sic><corrsource="#pbXIII_0001"type="corrigenda">Percnopterus</corr></choice></hi></hi>. Der Aasgeyer. <hirendition="#aq">V. remigibus<lb/>
nigris margine exteriore, praeter extimas,<lb/>
canis.</hi></p><prendition="#l2em"><hirendition="#aq">Bellon hist. des oiseaux, p.</hi> III.</p><prendition="#l1em">Dieser Vogel ist im südlichen Europa, in Pa-<lb/>
lästina, Arabien und in Aegypten zu Hause. Er<lb/>
lebt meist von Aase, und ist für viele Gegenden<lb/>
ein äuserst wichtiges und nutzbares Geschöpf. So<lb/>
verzehrt er im gelobten Lande unzäliche Feldmäu-<lb/>
se, und in Aegypten die vielen Amphibien und<lb/>
Aeser, die nach der Ueberschwemmung des Nils<lb/>
das Land decken, und leicht die Luft inficiren<lb/>
könnten. Die alten Aegypter haben diesen Vogel,<lb/>
so wie einige andre ihnen vorzüglich nuzbare<lb/>
Thiere, heilig gehalten, ihn zu tödten bey Lebens-<lb/>
strafe verbothen, und ihn häufig in ihrer Bilder-<lb/>
schrift auf Obelisken, Mumienbekleidungen<noteanchored="true"place="foot"n="**)"><p><hirendition="#aq">Alex. Gordon, Ess. towards explainnig the hierogl. fig.<lb/>
on the Coffin of an ancient Mummy ꝛc. Lond.</hi> 1737.<lb/><hirendition="#aq">fol</hi>.</p></note><lb/>
u. s. w. vorgestellt. Er ist oft, aber ganz fälsch-<lb/>
lich, für den Ibis der Alten gehalten worden.</p></div></div></div></body></text></TEI>
[185/0208]
sonst vom Raube der Gemsen, Ziegen, wilden
Katzen ꝛc. und ist auch für die Menschen selbst ge-
färlich. Man weiß, daß die Lämmergeyer zu-
weilen kleine Kinder fortgetragen haben, und Tho-
mas Plater flog einmal schon wirklich in den Klau-
en eines solchen Thiers von der Erde auf, das ihn
aber aufs Geschrey der Bauren wieder fallen lies:
daher auch die Hirten ihre Kinder auf der Weide
an Bäume binden, um sie für diesen Entfürun-
gen zu sichern. Man hat sogar Beyspiele, daß
der Lämmergeyer erwachsene Personen angefallen
hat, die sich kaum, und mit Lebensgefahr seiner
haben erwehren können *).
3. Percnopterus. Der Aasgeyer. V. remigibus
nigris margine exteriore, praeter extimas,
canis.
Bellon hist. des oiseaux, p. III.
Dieser Vogel ist im südlichen Europa, in Pa-
lästina, Arabien und in Aegypten zu Hause. Er
lebt meist von Aase, und ist für viele Gegenden
ein äuserst wichtiges und nutzbares Geschöpf. So
verzehrt er im gelobten Lande unzäliche Feldmäu-
se, und in Aegypten die vielen Amphibien und
Aeser, die nach der Ueberschwemmung des Nils
das Land decken, und leicht die Luft inficiren
könnten. Die alten Aegypter haben diesen Vogel,
so wie einige andre ihnen vorzüglich nuzbare
Thiere, heilig gehalten, ihn zu tödten bey Lebens-
strafe verbothen, und ihn häufig in ihrer Bilder-
schrift auf Obelisken, Mumienbekleidungen **)
u. s. w. vorgestellt. Er ist oft, aber ganz fälsch-
lich, für den Ibis der Alten gehalten worden.
*) Cysatus Beschr. des Lucernersees, S. 183.
**) Alex. Gordon, Ess. towards explainnig the hierogl. fig.
on the Coffin of an ancient Mummy ꝛc. Lond. 1737.
fol.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/207>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.