1. +. Coballus. das Pferd. E. cauda undique setosa. *
Das Pferd allein ist schon im Stande, den deutlichsten Beweis von dem. Uebergewicht und der unbegränzten Herrschaft des Menschen über die ganze übrige, Thierwelt abzugeben. Das wilde Pferd, so wie es in den Schottischen Hochländern, in Sibirien, in der grossen Tat- tarey etc. gefunden wird, ist ein kleines ruppich- tes, dicktöpfichtes, häßliches, und dabey doch un- bändiges Geschöpf; was aber durch, die Cultur und die Bemühungen der Menschen zum schön- sten, ansehnlichsten, edelsten und zugleich folg- samsten Thiere umgebildet werden kann. Das ursprüngliche Vaterland der Pferde läßt sich eben so wenig, als der Hunde ihres, mit Gewißheit angeben. Die Schönheit dieser Thiere ist eine Folge der Cultur, mithin darf man bey wei- tem nicht die schönsten Pferde-Racen auch für die ältesten, und die minder schönen für ihre ans- gearteten Abkömmlinge halten; so wenig als man Sibirien, seiner wilden Pferde wegen, für die Hei- math der ganzen Gattung annehmen darf. Si- birien bat auch wilden Weizen, wildes Korn und wilde Gerste; aber beides, jene Pferde und die- se Getraidearten, sind sicher erst durch Zufall da- hin gekommen und nur mit der Zeit verwildert. Die Talente des Pferds sind so mannigfaltig und so relativ, daß man keiner Race den absoluten Vor- zug vor den übrigen zugestehen kan. Die Ara- bischen, Spanischen, Neapolitanischen und Eng- lischen sind die schönsten Reitpferde. Die leztern
27. Equus. pedes ungula indivisa, cauda se- tosa.
1. †. Coballus. das Pferd. E. cauda undique setosa. *
Das Pferd allein ist schon im Stande, den deutlichsten Beweis von dem. Uebergewicht und der unbegränzten Herrschaft des Menschen über die ganze übrige, Thierwelt abzugeben. Das wilde Pferd, so wie es in den Schottischen Hochländern, in Sibirien, in der grossen Tat- tarey ꝛc. gefunden wird, ist ein kleines ruppich- tes, dicktöpfichtes, häßliches, und dabey doch un- bändiges Geschöpf; was aber durch, die Cultur und die Bemühungen der Menschen zum schön- sten, ansehnlichsten, edelsten und zugleich folg- samsten Thiere umgebildet werden kann. Das ursprüngliche Vaterland der Pferde läßt sich eben so wenig, als der Hunde ihres, mit Gewißheit angeben. Die Schönheit dieser Thiere ist eine Folge der Cultur, mithin darf man bey wei- tem nicht die schönsten Pferde-Racen auch für die ältesten, und die minder schönen für ihre ans- gearteten Abkömmlinge halten; so wenig als man Sibirien, seiner wilden Pferde wegen, für die Hei- math der ganzen Gattung annehmen darf. Si- birien bat auch wilden Weizen, wildes Korn und wilde Gerste; aber beides, jene Pferde und die- se Getraidearten, sind sicher erst durch Zufall da- hin gekommen und nur mit der Zeit verwildert. Die Talente des Pferds sind so mannigfaltig und so relativ, daß man keiner Race den absoluten Vor- zug vor den übrigen zugestehen kan. Die Ara- bischen, Spanischen, Neapolitanischen und Eng- lischen sind die schönsten Reitpferde. Die leztern
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27. Equus. pedes ungula indivisa, cauda se-
tosa.
1. †. Coballus. das Pferd. E. cauda undique
setosa. *
Das Pferd allein ist schon im Stande, den
deutlichsten Beweis von dem. Uebergewicht und
der unbegränzten Herrschaft des Menschen über
die ganze übrige, Thierwelt abzugeben. Das
wilde Pferd, so wie es in den Schottischen
Hochländern, in Sibirien, in der grossen Tat-
tarey ꝛc. gefunden wird, ist ein kleines ruppich-
tes, dicktöpfichtes, häßliches, und dabey doch un-
bändiges Geschöpf; was aber durch, die Cultur
und die Bemühungen der Menschen zum schön-
sten, ansehnlichsten, edelsten und zugleich folg-
samsten Thiere umgebildet werden kann. Das
ursprüngliche Vaterland der Pferde läßt sich eben
so wenig, als der Hunde ihres, mit Gewißheit
angeben. Die Schönheit dieser Thiere ist
eine Folge der Cultur, mithin darf man bey wei-
tem nicht die schönsten Pferde-Racen auch für
die ältesten, und die minder schönen für ihre ans-
gearteten Abkömmlinge halten; so wenig als man
Sibirien, seiner wilden Pferde wegen, für die Hei-
math der ganzen Gattung annehmen darf. Si-
birien bat auch wilden Weizen, wildes Korn und
wilde Gerste; aber beides, jene Pferde und die-
se Getraidearten, sind sicher erst durch Zufall da-
hin gekommen und nur mit der Zeit verwildert.
Die Talente des Pferds sind so mannigfaltig und
so relativ, daß man keiner Race den absoluten Vor-
zug vor den übrigen zugestehen kan. Die Ara-
bischen, Spanischen, Neapolitanischen und Eng-
lischen sind die schönsten Reitpferde. Die leztern
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/132>, abgerufen am 27.11.2024.
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