Die Thiere dieses Geschlechts, den Löwen aus- genommen, besteigen Bäume.
1. Leo. Der Löwe. F. cauda elongata floc- cosa, corpore fulvo *
B. Picart, Recueil de Lions. Amst. 1729. 4. transv. nach Dürers, Remdrands, le Brüns, Potters, und Picarts eignen Zeich- nungen.
Der Löwe ist in den heisen Zonen der alten Welt, vorzüglich in Africa, zu Hause. Er lebt vom Raube größerer Säugthiere, und geht nur wenn er gereitzt, oder vom äussersten Hunger ge- trieben wird, Menschen an. In der Jugend läßt er sich zähmen, und selbst zum Zuge abrich- ten. Von seiner Erkenntlichkeit und Treue gegen Wohlthäter zeugen die bekannten Geschichten von Androclus und Gottfried von Bouillon. Er scheut das Feuer, aber bey weitem nicht Hanengeschrey.
2. Tigris. Das Tigerthier. F. cauda elon- gata, capite, corpore et cruribus nigro-vir- gatis. *
The Tiger, von G. Stubbs, in schwarzer Kunst.
Der Tiger ist blos in Asien einheimisch. Ein schönes, überaus regelmäßig gestreiftes, aber fürchterliches Thier. Es wütet gegen seinen Gat- ten, und frißt im Hunger seine Jungen; es fällt ohne Unterschied Menschen und Löwen und an- dre Säugthiere an, muß aber für dem Elephan- ten erliegen. Es hat keine Spur von dem Edel- muth des Löwen, doch ist die Sage irrig, daß es durchaus nicht zu bändigen sey. Wir haben selbst einen großen lebendigen Tiger gesehn, dem alle seine Wärter ohne Bedenken den Rachen aufreis- sen und mit ihm spielen konnten.
Die Thiere dieses Geschlechts, den Löwen aus- genommen, besteigen Bäume.
1. Leo. Der Löwe. F. cauda elongata floc- cosa, corpore fulvo *
B. Picart, Recueil de Lions. Amst. 1729. 4. transv. nach Dürers, Remdrands, le Brüns, Potters, und Picarts eignen Zeich- nungen.
Der Löwe ist in den heisen Zonen der alten Welt, vorzüglich in Africa, zu Hause. Er lebt vom Raube größerer Säugthiere, und geht nur wenn er gereitzt, oder vom äussersten Hunger ge- trieben wird, Menschen an. In der Jugend läßt er sich zähmen, und selbst zum Zuge abrich- ten. Von seiner Erkenntlichkeit und Treue gegen Wohlthäter zeugen die bekannten Geschichten von Androclus und Gottfried von Bouillon. Er scheut das Feuer, aber bey weitem nicht Hanengeschrey.
2. Tigris. Das Tigerthier. F. cauda elon- gata, capite, corpore et cruribus nigro-vir- gatis. *
The Tiger, von G. Stubbs, in schwarzer Kunst.
Der Tiger ist blos in Asien einheimisch. Ein schönes, überaus regelmäßig gestreiftes, aber fürchterliches Thier. Es wütet gegen seinen Gat- ten, und frißt im Hunger seine Jungen; es fällt ohne Unterschied Menschen und Löwen und an- dre Säugthiere an, muß aber für dem Elephan- ten erliegen. Es hat keine Spur von dem Edel- muth des Löwen, doch ist die Sage irrig, daß es durchaus nicht zu bändigen sey. Wir haben selbst einen großen lebendigen Tiger gesehn, dem alle seine Wärter ohne Bedenken den Rachen aufreis- sen und mit ihm spielen konnten.
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Die Thiere dieses Geschlechts, den Löwen aus-
genommen, besteigen Bäume.
1. Leo. Der Löwe. F. cauda elongata floc-
cosa, corpore fulvo *
B. Picart, Recueil de Lions. Amst. 1729. 4.
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Brüns, Potters, und Picarts eignen Zeich-
nungen.
Der Löwe ist in den heisen Zonen der alten
Welt, vorzüglich in Africa, zu Hause. Er lebt
vom Raube größerer Säugthiere, und geht nur
wenn er gereitzt, oder vom äussersten Hunger ge-
trieben wird, Menschen an. In der Jugend
läßt er sich zähmen, und selbst zum Zuge abrich-
ten. Von seiner Erkenntlichkeit und Treue gegen
Wohlthäter zeugen die bekannten Geschichten von
Androclus und Gottfried von Bouillon. Er scheut
das Feuer, aber bey weitem nicht Hanengeschrey.
2. Tigris. Das Tigerthier. F. cauda elon-
gata, capite, corpore et cruribus nigro-vir-
gatis. *
The Tiger, von G. Stubbs, in schwarzer Kunst.
Der Tiger ist blos in Asien einheimisch. Ein
schönes, überaus regelmäßig gestreiftes, aber
fürchterliches Thier. Es wütet gegen seinen Gat-
ten, und frißt im Hunger seine Jungen; es fällt
ohne Unterschied Menschen und Löwen und an-
dre Säugthiere an, muß aber für dem Elephan-
ten erliegen. Es hat keine Spur von dem Edel-
muth des Löwen, doch ist die Sage irrig, daß es
durchaus nicht zu bändigen sey. Wir haben selbst
einen großen lebendigen Tiger gesehn, dem alle
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/128>, abgerufen am 27.11.2024.
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