tung; wobey uns jedoch die engen Grenzen dieses Orts auferlegen, dem Neoptolemus zu folgen, und unser Philosophiren nicht weitläuftig auszudehnen. Man wird diese ganze Untersuchung wieder auf zwey Hauptstücke zurückführen können, indem wir
A) das ausforschen, wessen entweder der Mensch allein, oder nächst ihm nur einige wenige Thiere, ermangeln; und
B) das, was im Gegentheile ihm eigenthüm- lich ist.
§. 14. Die inneren, dem Menschen fehlenden, Theile.
Diese Theile, welche man in den Säugthieren, hauptsächlich den zahmen findet, wurden sonst, da die Gelegenheit menschliche Kadaver zu zerlegen selt- ner war, oder aus Liebe zur Zootomie vernachläßigt wurde, sonst durchgängig alle auch dem Menschen zugeschrieben.
Hierher gehört z. B. das Fleischfell, oder der Hautmuskel, welcher von Galenus und dessen An- hängern, ja sogar von dem Reformator der mensch- lichen Zergliederungskunst, der sie von den galeni- schen Irrthümern so streng reinigte, ich meine von Vesalius, dem Menschen fälschlich beygelegt, von Nikolaus Steno aber abgesprochen, und einzig den unvernünftigen Thieren zugeschrieben wurde f).
Das wunderbare Netz (aus Blutadern beste- hend hinter dem kleinen Gehirne) zählte Galenus unter die Theile des menschlichen Körpers, Vesalius aber zeigte nach Berengarius, einem Anhänger des Carpus, daß es der Mensch nicht habe g).
Daß
tung; wobey uns jedoch die engen Grenzen dieſes Orts auferlegen, dem Neoptolemus zu folgen, und unſer Philoſophiren nicht weitlaͤuftig auszudehnen. Man wird dieſe ganze Unterſuchung wieder auf zwey Hauptſtuͤcke zuruͤckfuͤhren koͤnnen, indem wir
A) das ausforſchen, weſſen entweder der Menſch allein, oder naͤchſt ihm nur einige wenige Thiere, ermangeln; und
B) das, was im Gegentheile ihm eigenthuͤm- lich iſt.
§. 14. Die inneren, dem Menſchen fehlenden, Theile.
Dieſe Theile, welche man in den Saͤugthieren, hauptſaͤchlich den zahmen findet, wurden ſonſt, da die Gelegenheit menſchliche Kadaver zu zerlegen ſelt- ner war, oder aus Liebe zur Zootomie vernachlaͤßigt wurde, ſonſt durchgaͤngig alle auch dem Menſchen zugeſchrieben.
Hierher gehoͤrt z. B. das Fleiſchfell, oder der Hautmuskel, welcher von Galenus und deſſen An- haͤngern, ja ſogar von dem Reformator der menſch- lichen Zergliederungskunſt, der ſie von den galeni- ſchen Irrthuͤmern ſo ſtreng reinigte, ich meine von Veſalius, dem Menſchen faͤlſchlich beygelegt, von Nikolaus Steno aber abgeſprochen, und einzig den unvernuͤnftigen Thieren zugeſchrieben wurde f).
Das wunderbare Netz (aus Blutadern beſte- hend hinter dem kleinen Gehirne) zaͤhlte Galenus unter die Theile des menſchlichen Koͤrpers, Veſalius aber zeigte nach Berengarius, einem Anhaͤnger des Carpus, daß es der Menſch nicht habe g).
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tung; wobey uns jedoch die engen Grenzen dieſes
Orts auferlegen, dem Neoptolemus zu folgen, und
unſer Philoſophiren nicht weitlaͤuftig auszudehnen.
Man wird dieſe ganze Unterſuchung wieder auf zwey
Hauptſtuͤcke zuruͤckfuͤhren koͤnnen, indem wir
A) das ausforſchen, weſſen entweder der Menſch
allein, oder naͤchſt ihm nur einige wenige
Thiere, ermangeln; und
B) das, was im Gegentheile ihm eigenthuͤm-
lich iſt.
§. 14.
Die inneren, dem Menſchen fehlenden, Theile.
Dieſe Theile, welche man in den Saͤugthieren,
hauptſaͤchlich den zahmen findet, wurden ſonſt, da
die Gelegenheit menſchliche Kadaver zu zerlegen ſelt-
ner war, oder aus Liebe zur Zootomie vernachlaͤßigt
wurde, ſonſt durchgaͤngig alle auch dem Menſchen
zugeſchrieben.
Hierher gehoͤrt z. B. das Fleiſchfell, oder der
Hautmuskel, welcher von Galenus und deſſen An-
haͤngern, ja ſogar von dem Reformator der menſch-
lichen Zergliederungskunſt, der ſie von den galeni-
ſchen Irrthuͤmern ſo ſtreng reinigte, ich meine von
Veſalius, dem Menſchen faͤlſchlich beygelegt, von
Nikolaus Steno aber abgeſprochen, und einzig den
unvernuͤnftigen Thieren zugeſchrieben wurde f).
Das wunderbare Netz (aus Blutadern beſte-
hend hinter dem kleinen Gehirne) zaͤhlte Galenus
unter die Theile des menſchlichen Koͤrpers, Veſalius
aber zeigte nach Berengarius, einem Anhaͤnger des
Carpus, daß es der Menſch nicht habe g).
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/70>, abgerufen am 16.07.2024.
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