Füglicher wird, in Ansehung der menschlichen Gesichter im Profil, zum antropologischen Zwecke das Schema von dem unsterblichen Dürer dienen, welches er in seinem treflichen Werke von der Proportion der Theile an der rechten Form der menschlichen Kör- per, in dem Abschnitte, wo er von der Zusammen- setzung des menschlichen Kopfes handelt, gleich oben angestellt hat, und welches drey Grenzlinien des Gesichts darstellt; an Stirn, Nase und Kiefer.
Herr Hofrath Blumenbach selbst nimmt beson- ders auf zwey Knochen Rücksicht, auf den Stirnkno- chen nämlich und die Kinnbacken. Denn -- fährt er fort -- nach der Form des Stirnknochens richtet sich der Habitus beynahe der ganzen Hirnschaale, da die Richtung des plani circularis von dem an den Seiten verengerten oder erweiterten Kopfe beweist; der oberste Rand des Knochens aber, wo er mit der Pfeilnath zusammenläuft, von dem spitzigen oder flachen Scheitel. Von den Verschiedenheiten an den Augenbraunenbogen und der Vertiefung zwischen den- selben (glabella), welche einzig auf diesem Knochen beruhen, will ich gar nichts sagen.
Von dem Kinnbackenknochen aber hängt erstlich die Weite der Nasen, und dann die Richtung der Nasenbeine, und nach der jedesmaligen Bildung der Kinnbackenfortsätze die größere oder kleinere Pro- tuberanz der an ihm anliegenden Jochbeine, (und worauf bey dieser Untersuchung sehr viel ankommt) das Verhältniß der Oberkiefergrube, wovon das Jochbein nach dem Vordertheil des Oberkiefers fort-
geht,
Fuͤglicher wird, in Anſehung der menſchlichen Geſichter im Profil, zum antropologiſchen Zwecke das Schema von dem unſterblichen Duͤrer dienen, welches er in ſeinem treflichen Werke von der Proportion der Theile an der rechten Form der menſchlichen Koͤr- per, in dem Abſchnitte, wo er von der Zuſammen- ſetzung des menſchlichen Kopfes handelt, gleich oben angeſtellt hat, und welches drey Grenzlinien des Geſichts darſtellt; an Stirn, Naſe und Kiefer.
Herr Hofrath Blumenbach ſelbſt nimmt beſon- ders auf zwey Knochen Ruͤckſicht, auf den Stirnkno- chen naͤmlich und die Kinnbacken. Denn — faͤhrt er fort — nach der Form des Stirnknochens richtet ſich der Habitus beynahe der ganzen Hirnſchaale, da die Richtung des plani circularis von dem an den Seiten verengerten oder erweiterten Kopfe beweiſt; der oberſte Rand des Knochens aber, wo er mit der Pfeilnath zuſammenlaͤuft, von dem ſpitzigen oder flachen Scheitel. Von den Verſchiedenheiten an den Augenbraunenbogen und der Vertiefung zwiſchen den- ſelben (glabella), welche einzig auf dieſem Knochen beruhen, will ich gar nichts ſagen.
Von dem Kinnbackenknochen aber haͤngt erſtlich die Weite der Naſen, und dann die Richtung der Naſenbeine, und nach der jedesmaligen Bildung der Kinnbackenfortſaͤtze die groͤßere oder kleinere Pro- tuberanz der an ihm anliegenden Jochbeine, (und worauf bey dieſer Unterſuchung ſehr viel ankommt) das Verhaͤltniß der Oberkiefergrube, wovon das Jochbein nach dem Vordertheil des Oberkiefers fort-
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[277/0311]
Fuͤglicher wird, in Anſehung der menſchlichen
Geſichter im Profil, zum antropologiſchen Zwecke das
Schema von dem unſterblichen Duͤrer dienen, welches
er in ſeinem treflichen Werke von der Proportion der
Theile an der rechten Form der menſchlichen Koͤr-
per, in dem Abſchnitte, wo er von der Zuſammen-
ſetzung des menſchlichen Kopfes handelt, gleich oben
angeſtellt hat, und welches drey Grenzlinien des
Geſichts darſtellt; an Stirn, Naſe und Kiefer.
Herr Hofrath Blumenbach ſelbſt nimmt beſon-
ders auf zwey Knochen Ruͤckſicht, auf den Stirnkno-
chen naͤmlich und die Kinnbacken. Denn — faͤhrt
er fort — nach der Form des Stirnknochens richtet
ſich der Habitus beynahe der ganzen Hirnſchaale, da
die Richtung des plani circularis von dem an den
Seiten verengerten oder erweiterten Kopfe beweiſt;
der oberſte Rand des Knochens aber, wo er mit der
Pfeilnath zuſammenlaͤuft, von dem ſpitzigen oder
flachen Scheitel. Von den Verſchiedenheiten an den
Augenbraunenbogen und der Vertiefung zwiſchen den-
ſelben (glabella), welche einzig auf dieſem Knochen
beruhen, will ich gar nichts ſagen.
Von dem Kinnbackenknochen aber haͤngt erſtlich
die Weite der Naſen, und dann die Richtung der
Naſenbeine, und nach der jedesmaligen Bildung
der Kinnbackenfortſaͤtze die groͤßere oder kleinere Pro-
tuberanz der an ihm anliegenden Jochbeine, (und
worauf bey dieſer Unterſuchung ſehr viel ankommt)
das Verhaͤltniß der Oberkiefergrube, wovon das
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/311>, abgerufen am 09.11.2024.
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