schenähnlichen Affen, und überhaupt von allen Säugethieren, auszeichnet. Dagegen hat er einen andern, welcher noch in der vierten Ausgabe seines Handbuchs der Naturgeschichte steht, weggelassen. Dort beschreibt er nämlich den Menschen also: homo Animal erectum, bimanum, inerme, rationale, loquens. Dentes primores incisores supra et infra quatuor. Laniarii longitudine reliquis aequales approximati.
Man sieht leicht, daß es das inerme ist, was ich meine, und ich trage deshalb um so weniger Be- denken, die sonst hierüber geäußerte Meinung des Herrn Verfassers beyzufügen.
"Außer der aufrechten Stellung aber und den "beyden Händen, -- sagt er, -- haben wir auch "noch einiges andere zu betrachten, welches dem "Menschengeschlechte ebenfalls eigenthümlich zuzu- "gehören scheint. Unter allen Thieren ist allein der "Mensch waffenlos und nackt auf die Welt gesetzt "worden. Ihm ist weder Zahn noch Horn, weder "Klaue noch Bedeckung, oder rauches Fell, gege- "ben. Der Einwurf, den man vielleicht dagegen "machen könnte, daß es auch Thiere gebe, denen "alles dieses mangelt, ist nicht giltig; denn immer "trift man doch etwas an ihnen, was zu ihrer Ret- "tung dient
1) 1)
. Der Mensch aber hat entweder "dieses alles gar oder größtentheils nicht. Er ist "fast unbehaart, da hingegen die Quadrupeden, "welche ihre Rücken dem freyen Himmel und der "Witterung entgegen tragen, mit rauchem Felle
"oder
ſchenaͤhnlichen Affen, und uͤberhaupt von allen Saͤugethieren, auszeichnet. Dagegen hat er einen andern, welcher noch in der vierten Ausgabe ſeines Handbuchs der Naturgeſchichte ſteht, weggelaſſen. Dort beſchreibt er naͤmlich den Menſchen alſo: homo Animal erectum, bimanum, inerme, rationale, loquens. Dentes primores inciſores ſupra et infra quatuor. Laniarii longitudine reliquis aequales approximati.
Man ſieht leicht, daß es das inerme iſt, was ich meine, und ich trage deshalb um ſo weniger Be- denken, die ſonſt hieruͤber geaͤußerte Meinung des Herrn Verfaſſers beyzufuͤgen.
„Außer der aufrechten Stellung aber und den „beyden Haͤnden, — ſagt er, — haben wir auch „noch einiges andere zu betrachten, welches dem „Menſchengeſchlechte ebenfalls eigenthuͤmlich zuzu- „gehoͤren ſcheint. Unter allen Thieren iſt allein der „Menſch waffenlos und nackt auf die Welt geſetzt „worden. Ihm iſt weder Zahn noch Horn, weder „Klaue noch Bedeckung, oder rauches Fell, gege- „ben. Der Einwurf, den man vielleicht dagegen „machen koͤnnte, daß es auch Thiere gebe, denen „alles dieſes mangelt, iſt nicht giltig; denn immer „trift man doch etwas an ihnen, was zu ihrer Ret- „tung dient
1) 1)
. Der Menſch aber hat entweder „dieſes alles gar oder groͤßtentheils nicht. Er iſt „faſt unbehaart, da hingegen die Quadrupeden, „welche ihre Ruͤcken dem freyen Himmel und der „Witterung entgegen tragen, mit rauchem Felle
„oder
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ſchenaͤhnlichen Affen, und uͤberhaupt von allen
Saͤugethieren, auszeichnet. Dagegen hat er einen
andern, welcher noch in der vierten Ausgabe ſeines
Handbuchs der Naturgeſchichte ſteht, weggelaſſen.
Dort beſchreibt er naͤmlich den Menſchen alſo: homo
Animal erectum, bimanum, inerme, rationale,
loquens.
Dentes primores inciſores ſupra et infra quatuor.
Laniarii longitudine reliquis aequales approximati.
Man ſieht leicht, daß es das inerme iſt, was
ich meine, und ich trage deshalb um ſo weniger Be-
denken, die ſonſt hieruͤber geaͤußerte Meinung des
Herrn Verfaſſers beyzufuͤgen.
„Außer der aufrechten Stellung aber und den
„beyden Haͤnden, — ſagt er, — haben wir auch
„noch einiges andere zu betrachten, welches dem
„Menſchengeſchlechte ebenfalls eigenthuͤmlich zuzu-
„gehoͤren ſcheint. Unter allen Thieren iſt allein der
„Menſch waffenlos und nackt auf die Welt geſetzt
„worden. Ihm iſt weder Zahn noch Horn, weder
„Klaue noch Bedeckung, oder rauches Fell, gege-
„ben. Der Einwurf, den man vielleicht dagegen
„machen koͤnnte, daß es auch Thiere gebe, denen
„alles dieſes mangelt, iſt nicht giltig; denn immer
„trift man doch etwas an ihnen, was zu ihrer Ret-
„tung dient
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. Der Menſch aber hat entweder
„dieſes alles gar oder groͤßtentheils nicht. Er iſt
„faſt unbehaart, da hingegen die Quadrupeden,
„welche ihre Ruͤcken dem freyen Himmel und der
„Witterung entgegen tragen, mit rauchem Felle
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/276>, abgerufen am 16.02.2025.
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