Vollere, ziemlich breite, gleichsam ausgedehnte Nase, mit dickerer Spitze (engl. bottled).
Großer Mund
ist das Gesicht des malayischen Stammes, beson- ders der Südseeinsulaner.
§. 57. Ursache der Nationalgesichter.
Vor allen Dingen muß ich erinnern, daß hier nicht von der Gesichtsbildung im physiognomischen Sinne (Blick, Ausdruck) dem Zeiger der Ge- müthsbeschaffenheit, die Rede sey, welche indeß doch auch bisweilen national, gewissen Völkerschaf- ten eigenthümlich seyn, und ebenfalls aus jenen Ur- sachen hergeleitet werden kann.
Als Ursache dieser physiognomischen Gesichtsbil- dung könnte man z. B. nicht ohne Grund die Nah- rungsmittel mit in Anschlag bringen, denn es ist nicht unwahrscheinlich, daß die sanften Mienen der enthaltsamen Braminen und Banianen in Indien, und gegentheils die wilde der menschenfresserischen Boticuden in Brasilien104) von ihnen herrührt.
Eben so auch die Religion, welche Madonnen- gesichter hervorgebracht hat, wodurch sich besonders das andere Geschlecht in einigen Ländern des südli- chern Europa auszeichnet:
Oder
104) Die Kenntniß dieser sehr wilden menschenfresseri- schen Nation verdanke ich den portugiesischen Duumvirn zu Brasilien, von Camara und von Andrada.
Vollere, ziemlich breite, gleichſam ausgedehnte Naſe, mit dickerer Spitze (engl. bottled).
Großer Mund
iſt das Geſicht des malayiſchen Stammes, beſon- ders der Suͤdſeeinſulaner.
§. 57. Urſache der Nationalgeſichter.
Vor allen Dingen muß ich erinnern, daß hier nicht von der Geſichtsbildung im phyſiognomiſchen Sinne (Blick, Ausdruck) dem Zeiger der Ge- muͤthsbeſchaffenheit, die Rede ſey, welche indeß doch auch bisweilen national, gewiſſen Voͤlkerſchaf- ten eigenthuͤmlich ſeyn, und ebenfalls aus jenen Ur- ſachen hergeleitet werden kann.
Als Urſache dieſer phyſiognomiſchen Geſichtsbil- dung koͤnnte man z. B. nicht ohne Grund die Nah- rungsmittel mit in Anſchlag bringen, denn es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß die ſanften Mienen der enthaltſamen Braminen und Banianen in Indien, und gegentheils die wilde der menſchenfreſſeriſchen Boticuden in Braſilien104) von ihnen herruͤhrt.
Eben ſo auch die Religion, welche Madonnen- geſichter hervorgebracht hat, wodurch ſich beſonders das andere Geſchlecht in einigen Laͤndern des ſuͤdli- chern Europa auszeichnet:
Oder
104) Die Kenntniß dieſer ſehr wilden menſchenfreſſeri- ſchen Nation verdanke ich den portugieſiſchen Duumvirn zu Braſilien, von Camara und von Andrada.
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Vollere, ziemlich breite, gleichſam ausgedehnte
Naſe, mit dickerer Spitze (engl. bottled).
Großer Mund
iſt das Geſicht des malayiſchen Stammes, beſon-
ders der Suͤdſeeinſulaner.
§. 57.
Urſache der Nationalgeſichter.
Vor allen Dingen muß ich erinnern, daß hier
nicht von der Geſichtsbildung im phyſiognomiſchen
Sinne (Blick, Ausdruck) dem Zeiger der Ge-
muͤthsbeſchaffenheit, die Rede ſey, welche indeß
doch auch bisweilen national, gewiſſen Voͤlkerſchaf-
ten eigenthuͤmlich ſeyn, und ebenfalls aus jenen Ur-
ſachen hergeleitet werden kann.
Als Urſache dieſer phyſiognomiſchen Geſichtsbil-
dung koͤnnte man z. B. nicht ohne Grund die Nah-
rungsmittel mit in Anſchlag bringen, denn es iſt
nicht unwahrſcheinlich, daß die ſanften Mienen der
enthaltſamen Braminen und Banianen in Indien,
und gegentheils die wilde der menſchenfreſſeriſchen
Boticuden in Braſilien 104) von ihnen herruͤhrt.
Eben ſo auch die Religion, welche Madonnen-
geſichter hervorgebracht hat, wodurch ſich beſonders
das andere Geſchlecht in einigen Laͤndern des ſuͤdli-
chern Europa auszeichnet:
Oder
104) Die Kenntniß dieſer ſehr wilden menſchenfreſſeri-
ſchen Nation verdanke ich den portugieſiſchen Duumvirn
zu Braſilien, von Camara und von Andrada.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/167>, abgerufen am 22.02.2025.
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