Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Hierher rechne ich vor allen eine besondere,
an Europäerinnen nicht seltene Veränderung der
Haut 75). Bey Frauenzimmern, welche sonst sehr
weiß waren, färbten sich während der Schwanger-
schaft mehrere oder wenigere Theile des Körpers mit
einer Kohlenschwärze: diese aber schwand allmählig
nach der Entbindung, und die vorige frische Farbe
des Körpers kam wieder. Eine Anwendung der
neuern Chemie auf die Physiologie der Schwanger-
schaft wird dieses räthselhafte Problem uns auflösen.
Bey der nicht schwangern Mutter nämlich sondert
sich die überflüßige Kohlenstoffmasse des eignen Kör-
pers durch eine mäßige Ausdünstung der Haut, be-
quem aus, bey der schwangern hingegen kommt zu
jener eignen Masse noch eine andere von dem Fötus
hinzu, welche in dem Schafwasser (liquor amnii)
enthalten ist und noch nicht ausdünstet. Das Blut

der
75) "Bey vielen Weibern wird der Unter-
leib und die Ringe um die Brüste, so oft
sie schwanger sind ganz schwarz." Cam-
per kleinere Schriften
Theil 1. Abschnitt 1.
Seite 471.
"Neuerdings hat sich eine gleiche Me-
"tamorphose in der Person einer Dame
"von Stande, von schönem Teint und
"sehr weißer Haut jährlich von neuem ge-
"zeigt. Von der Empfängniß an begann
"sie braun zu werden und gegen das En-
"de ihrer Schwangerschaft wurde sie eine
"wahre Negerin. Nach der Niederkunft
"schwand die schwarze Farbe allmählig,
"ihre erste Weiße kam wieder, und ihre
"Frucht hatte keine schwarze Hautfarbe
."
S. Bomare a. a. O. Art. Neger. E e)
Mehreres vergleiche hiemit aus Le Cat a. a. O.
z. B. S. 141. "Eine Bäuerin aus der Ge-
gend

Hierher rechne ich vor allen eine beſondere,
an Europaͤerinnen nicht ſeltene Veraͤnderung der
Haut 75). Bey Frauenzimmern, welche ſonſt ſehr
weiß waren, faͤrbten ſich waͤhrend der Schwanger-
ſchaft mehrere oder wenigere Theile des Koͤrpers mit
einer Kohlenſchwaͤrze: dieſe aber ſchwand allmaͤhlig
nach der Entbindung, und die vorige friſche Farbe
des Koͤrpers kam wieder. Eine Anwendung der
neuern Chemie auf die Phyſiologie der Schwanger-
ſchaft wird dieſes raͤthſelhafte Problem uns aufloͤſen.
Bey der nicht ſchwangern Mutter naͤmlich ſondert
ſich die uͤberfluͤßige Kohlenſtoffmaſſe des eignen Koͤr-
pers durch eine maͤßige Ausduͤnſtung der Haut, be-
quem aus, bey der ſchwangern hingegen kommt zu
jener eignen Maſſe noch eine andere von dem Foͤtus
hinzu, welche in dem Schafwaſſer (liquor amnii)
enthalten iſt und noch nicht ausduͤnſtet. Das Blut

der
75)Bey vielen Weibern wird der Unter-
leib und die Ringe um die Bruͤſte, ſo oft
ſie ſchwanger ſind ganz ſchwarz.“ Cam-
per kleinere Schriften
Theil 1. Abſchnitt 1.
Seite 471.
Neuerdings hat ſich eine gleiche Me-
„tamorphoſe in der Perſon einer Dame
„von Stande, von ſchoͤnem Teint und
„ſehr weißer Haut jaͤhrlich von neuem ge-
„zeigt. Von der Empfaͤngniß an begann
„ſie braun zu werden und gegen das En-
„de ihrer Schwangerſchaft wurde ſie eine
„wahre Negerin. Nach der Niederkunft
„ſchwand die ſchwarze Farbe allmaͤhlig,
„ihre erſte Weiße kam wieder, und ihre
„Frucht hatte keine ſchwarze Hautfarbe
.“
S. Bomare a. a. O. Art. Neger. E e)
Mehreres vergleiche hiemit aus Le Cat a. a. O.
z. B. S. 141. „Eine Baͤuerin aus der Ge-
gend
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0150" n="116"/>
          <p>Hierher rechne ich vor allen eine be&#x017F;ondere,<lb/>
an Europa&#x0364;erinnen nicht &#x017F;eltene Vera&#x0364;nderung der<lb/>
Haut <note xml:id="note-0150" next="#note-0151" place="foot" n="75)">&#x201E;<hi rendition="#g">Bey vielen Weibern wird der Unter-<lb/>
leib und die Ringe um die Bru&#x0364;&#x017F;te, &#x017F;o oft<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;chwanger &#x017F;ind ganz &#x017F;chwarz.&#x201C; Cam-<lb/>
per kleinere Schriften</hi> Theil 1. Ab&#x017F;chnitt 1.<lb/>
Seite 471.<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#g">Neuerdings hat &#x017F;ich eine gleiche Me-<lb/>
&#x201E;tamorpho&#x017F;e in der Per&#x017F;on einer Dame<lb/>
&#x201E;von Stande, von &#x017F;cho&#x0364;nem Teint und<lb/>
&#x201E;&#x017F;ehr weißer Haut ja&#x0364;hrlich von neuem ge-<lb/>
&#x201E;zeigt. Von der Empfa&#x0364;ngniß an begann<lb/>
&#x201E;&#x017F;ie braun zu werden und gegen das En-<lb/>
&#x201E;de ihrer Schwanger&#x017F;chaft wurde &#x017F;ie eine<lb/>
&#x201E;wahre Negerin. Nach der Niederkunft<lb/>
&#x201E;&#x017F;chwand die &#x017F;chwarze Farbe allma&#x0364;hlig,<lb/>
&#x201E;ihre er&#x017F;te Weiße kam wieder, und ihre<lb/>
&#x201E;Frucht hatte keine &#x017F;chwarze Hautfarbe</hi>.&#x201C;<lb/>
S. Bomare a. a. O. Art. <hi rendition="#g">Neger</hi>. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">E e</hi></hi>)<lb/>
Mehreres vergleiche hiemit aus Le Cat a. a. O.<lb/>
z. B. S. 141. &#x201E;<hi rendition="#g">Eine Ba&#x0364;uerin aus der Ge-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">gend</hi></fw></note>. Bey Frauenzimmern, welche &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;ehr<lb/>
weiß waren, fa&#x0364;rbten &#x017F;ich wa&#x0364;hrend der Schwanger-<lb/>
&#x017F;chaft mehrere oder wenigere Theile des Ko&#x0364;rpers mit<lb/>
einer Kohlen&#x017F;chwa&#x0364;rze: die&#x017F;e aber &#x017F;chwand allma&#x0364;hlig<lb/>
nach der Entbindung, und die vorige fri&#x017F;che Farbe<lb/>
des Ko&#x0364;rpers kam wieder. Eine Anwendung der<lb/>
neuern Chemie auf die Phy&#x017F;iologie der Schwanger-<lb/>
&#x017F;chaft wird die&#x017F;es ra&#x0364;th&#x017F;elhafte Problem uns auflo&#x0364;&#x017F;en.<lb/>
Bey der nicht &#x017F;chwangern Mutter na&#x0364;mlich &#x017F;ondert<lb/>
&#x017F;ich die u&#x0364;berflu&#x0364;ßige Kohlen&#x017F;toffma&#x017F;&#x017F;e des eignen Ko&#x0364;r-<lb/>
pers durch eine ma&#x0364;ßige Ausdu&#x0364;n&#x017F;tung der Haut, be-<lb/>
quem aus, bey der &#x017F;chwangern hingegen kommt zu<lb/>
jener eignen Ma&#x017F;&#x017F;e noch eine andere von dem Fo&#x0364;tus<lb/>
hinzu, welche in dem Schafwa&#x017F;&#x017F;er (<hi rendition="#aq">liquor amnii</hi>)<lb/>
enthalten i&#x017F;t und noch nicht ausdu&#x0364;n&#x017F;tet. Das Blut<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0150] Hierher rechne ich vor allen eine beſondere, an Europaͤerinnen nicht ſeltene Veraͤnderung der Haut 75). Bey Frauenzimmern, welche ſonſt ſehr weiß waren, faͤrbten ſich waͤhrend der Schwanger- ſchaft mehrere oder wenigere Theile des Koͤrpers mit einer Kohlenſchwaͤrze: dieſe aber ſchwand allmaͤhlig nach der Entbindung, und die vorige friſche Farbe des Koͤrpers kam wieder. Eine Anwendung der neuern Chemie auf die Phyſiologie der Schwanger- ſchaft wird dieſes raͤthſelhafte Problem uns aufloͤſen. Bey der nicht ſchwangern Mutter naͤmlich ſondert ſich die uͤberfluͤßige Kohlenſtoffmaſſe des eignen Koͤr- pers durch eine maͤßige Ausduͤnſtung der Haut, be- quem aus, bey der ſchwangern hingegen kommt zu jener eignen Maſſe noch eine andere von dem Foͤtus hinzu, welche in dem Schafwaſſer (liquor amnii) enthalten iſt und noch nicht ausduͤnſtet. Das Blut der 75) „Bey vielen Weibern wird der Unter- leib und die Ringe um die Bruͤſte, ſo oft ſie ſchwanger ſind ganz ſchwarz.“ Cam- per kleinere Schriften Theil 1. Abſchnitt 1. Seite 471. „Neuerdings hat ſich eine gleiche Me- „tamorphoſe in der Perſon einer Dame „von Stande, von ſchoͤnem Teint und „ſehr weißer Haut jaͤhrlich von neuem ge- „zeigt. Von der Empfaͤngniß an begann „ſie braun zu werden und gegen das En- „de ihrer Schwangerſchaft wurde ſie eine „wahre Negerin. Nach der Niederkunft „ſchwand die ſchwarze Farbe allmaͤhlig, „ihre erſte Weiße kam wieder, und ihre „Frucht hatte keine ſchwarze Hautfarbe.“ S. Bomare a. a. O. Art. Neger. E e) Mehreres vergleiche hiemit aus Le Cat a. a. O. z. B. S. 141. „Eine Baͤuerin aus der Ge- gend

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/150
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/150>, abgerufen am 24.11.2024.