daß sie dieselbe nach der Geburt, wenn das Band, welches die Frucht mit der Mutter zusammengehal- ten hatte, getrennt ist, durch Hinzukunft der äu- ßern Luft erhalten.
Ferner scheint zum Absondern und Ansetzen des Kohlenstoffes die Wirkung der blutführenden Gefäße des Fells (§. 42.) erforderlich.
Denn wird diese gestört, oder hört sie gar auf, so bekommen auch die Schwarzen und Neger zuweilen eine widernatürliche fehlerhafte Weiße der Haut.
Dagegen hat man die Erfahrung gemacht, daß auf der weißen Haut, wenn jene Wirkung der Fell- gefäße hervorgebracht worden, Sommersprossen und Flecken von schwarzer Farbe entstanden sind, ja daß sie fast eine Negerschwärze angenommen hat.
Jener Kohlenstoff scheint nun im Allgemeinen bey Schwarzgalligten am häufigsten zu seyn; denn zwischen der Verrichtung der Galle und der allge- meinen Bedeckungen (wozu auch die Haare gehö- ren) ist eine offenbare Uibereinstimmung; indem beyde Organe, Leber nämlich und Haut, zu den hauptsächlichsten und wechselseitig zusammenstimmen- den Reinigungsörtern der Blutmasse gehören.
Dann aber ist die Einwirkung der Klimate auf das Geschäft der Leber überaus stark, welches durch die heftigere Sonnenhitze zwischen den Wende- zirkeln außerordentlich aufgeregt und verstärkt wird. Deshalb giebt es zwischen den Wendekreisen mannich- faltige und endemische Gallenkrankheiten. Deshalb ferner ist das Temperament der meisten zwischen den Wendekreisen eingebornen Völker cholerisch und zum Zorn geneigt. Deshalb ist auch, wie die Aerzte
vor-
daß ſie dieſelbe nach der Geburt, wenn das Band, welches die Frucht mit der Mutter zuſammengehal- ten hatte, getrennt iſt, durch Hinzukunft der aͤu- ßern Luft erhalten.
Ferner ſcheint zum Abſondern und Anſetzen des Kohlenſtoffes die Wirkung der blutfuͤhrenden Gefaͤße des Fells (§. 42.) erforderlich.
Denn wird dieſe geſtoͤrt, oder hoͤrt ſie gar auf, ſo bekommen auch die Schwarzen und Neger zuweilen eine widernatuͤrliche fehlerhafte Weiße der Haut.
Dagegen hat man die Erfahrung gemacht, daß auf der weißen Haut, wenn jene Wirkung der Fell- gefaͤße hervorgebracht worden, Sommerſproſſen und Flecken von ſchwarzer Farbe entſtanden ſind, ja daß ſie faſt eine Negerſchwaͤrze angenommen hat.
Jener Kohlenſtoff ſcheint nun im Allgemeinen bey Schwarzgalligten am haͤufigſten zu ſeyn; denn zwiſchen der Verrichtung der Galle und der allge- meinen Bedeckungen (wozu auch die Haare gehoͤ- ren) iſt eine offenbare Uibereinſtimmung; indem beyde Organe, Leber naͤmlich und Haut, zu den hauptſaͤchlichſten und wechſelſeitig zuſammenſtimmen- den Reinigungsoͤrtern der Blutmaſſe gehoͤren.
Dann aber iſt die Einwirkung der Klimate auf das Geſchaͤft der Leber uͤberaus ſtark, welches durch die heftigere Sonnenhitze zwiſchen den Wende- zirkeln außerordentlich aufgeregt und verſtaͤrkt wird. Deshalb giebt es zwiſchen den Wendekreiſen mannich- faltige und endemiſche Gallenkrankheiten. Deshalb ferner iſt das Temperament der meiſten zwiſchen den Wendekreiſen eingebornen Voͤlker choleriſch und zum Zorn geneigt. Deshalb iſt auch, wie die Aerzte
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daß ſie dieſelbe nach der Geburt, wenn das Band,
welches die Frucht mit der Mutter zuſammengehal-
ten hatte, getrennt iſt, durch Hinzukunft der aͤu-
ßern Luft erhalten.
Ferner ſcheint zum Abſondern und Anſetzen des
Kohlenſtoffes die Wirkung der blutfuͤhrenden
Gefaͤße des Fells (§. 42.) erforderlich.
Denn wird dieſe geſtoͤrt, oder hoͤrt ſie gar auf,
ſo bekommen auch die Schwarzen und Neger zuweilen
eine widernatuͤrliche fehlerhafte Weiße der Haut.
Dagegen hat man die Erfahrung gemacht, daß
auf der weißen Haut, wenn jene Wirkung der Fell-
gefaͤße hervorgebracht worden, Sommerſproſſen und
Flecken von ſchwarzer Farbe entſtanden ſind, ja daß
ſie faſt eine Negerſchwaͤrze angenommen hat.
Jener Kohlenſtoff ſcheint nun im Allgemeinen
bey Schwarzgalligten am haͤufigſten zu ſeyn; denn
zwiſchen der Verrichtung der Galle und der allge-
meinen Bedeckungen (wozu auch die Haare gehoͤ-
ren) iſt eine offenbare Uibereinſtimmung; indem
beyde Organe, Leber naͤmlich und Haut, zu den
hauptſaͤchlichſten und wechſelſeitig zuſammenſtimmen-
den Reinigungsoͤrtern der Blutmaſſe gehoͤren.
Dann aber iſt die Einwirkung der Klimate
auf das Geſchaͤft der Leber uͤberaus ſtark, welches
durch die heftigere Sonnenhitze zwiſchen den Wende-
zirkeln außerordentlich aufgeregt und verſtaͤrkt wird.
Deshalb giebt es zwiſchen den Wendekreiſen mannich-
faltige und endemiſche Gallenkrankheiten. Deshalb
ferner iſt das Temperament der meiſten zwiſchen den
Wendekreiſen eingebornen Voͤlker choleriſch und zum
Zorn geneigt. Deshalb iſt auch, wie die Aerzte
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/132>, abgerufen am 16.02.2025.
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