dern den Namen eines Hausthiers verdient, was er seit dem ersten Beginne seines Geschlechtes war; auf welchen also des Klima, der Nahrung und Le- bensart, vereinte Kraft am längsten wirken mußte.
2) Im Gegentheile aber kann auch eine sonst hinlänglich wirksame Ursache der Verartung ver- ändert, ja geschwächt werden, durch Hinzukunft anderer Bedingungen, besonders wenn sie jener, als entgegnende zuwiderwirken.
Hier bemerkt man z. B. in verschiedenen Stri- chen unsers Erdwasserballs, auch wenn sie unter demselben Grade geographischer Breite liegen, doch unterweilen die verschiedenste Temperatur der Luft, und eine eben so verschiedene und mithin fast entge- gengesetzte Wirkung derselben auf die Beschaffenheit der Thiere, denn diese sind nach der höhern oder niedrigern Lage, der Nachbarschaft von Meer, Flüs- sen, Bergen oder Wäldern, dem Unterschied des neblichten oder reinen Himmels, oder der besondern Beschaffenheit des Bodens, und andern Umständen der Art mehr, verschieden.
3) Und so muß denn eine besondere Erschei- nung von Verartung nicht sowohl auf einen un- mittelbaren, als einen mittelbaren, entfernteren, auf den ersten Anblick verborgenen Einfluß einer gewissen Ursache bezogen werden.
Hier muß man z. B. die dunklere Farbe von Völkern nicht bloß von der geraden Wirkung der Sonne auf die Haut, sondern auch von einer ent-
fern-
dern den Namen eines Hausthiers verdient, was er ſeit dem erſten Beginne ſeines Geſchlechtes war; auf welchen alſo des Klima, der Nahrung und Le- bensart, vereinte Kraft am laͤngſten wirken mußte.
2) Im Gegentheile aber kann auch eine ſonſt hinlaͤnglich wirkſame Urſache der Verartung ver- aͤndert, ja geſchwaͤcht werden, durch Hinzukunft anderer Bedingungen, beſonders wenn ſie jener, als entgegnende zuwiderwirken.
Hier bemerkt man z. B. in verſchiedenen Stri- chen unſers Erdwaſſerballs, auch wenn ſie unter demſelben Grade geographiſcher Breite liegen, doch unterweilen die verſchiedenſte Temperatur der Luft, und eine eben ſo verſchiedene und mithin faſt entge- gengeſetzte Wirkung derſelben auf die Beſchaffenheit der Thiere, denn dieſe ſind nach der hoͤhern oder niedrigern Lage, der Nachbarſchaft von Meer, Fluͤſ- ſen, Bergen oder Waͤldern, dem Unterſchied des neblichten oder reinen Himmels, oder der beſondern Beſchaffenheit des Bodens, und andern Umſtaͤnden der Art mehr, verſchieden.
3) Und ſo muß denn eine beſondere Erſchei- nung von Verartung nicht ſowohl auf einen un- mittelbaren, als einen mittelbaren, entfernteren, auf den erſten Anblick verborgenen Einfluß einer gewiſſen Urſache bezogen werden.
Hier muß man z. B. die dunklere Farbe von Voͤlkern nicht bloß von der geraden Wirkung der Sonne auf die Haut, ſondern auch von einer ent-
fern-
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dern den Namen eines Hausthiers verdient, was
er ſeit dem erſten Beginne ſeines Geſchlechtes war;
auf welchen alſo des Klima, der Nahrung und Le-
bensart, vereinte Kraft am laͤngſten wirken mußte.
2) Im Gegentheile aber kann auch eine ſonſt
hinlaͤnglich wirkſame Urſache der Verartung ver-
aͤndert, ja geſchwaͤcht werden, durch Hinzukunft
anderer Bedingungen, beſonders wenn ſie jener,
als entgegnende zuwiderwirken.
Hier bemerkt man z. B. in verſchiedenen Stri-
chen unſers Erdwaſſerballs, auch wenn ſie unter
demſelben Grade geographiſcher Breite liegen, doch
unterweilen die verſchiedenſte Temperatur der Luft,
und eine eben ſo verſchiedene und mithin faſt entge-
gengeſetzte Wirkung derſelben auf die Beſchaffenheit
der Thiere, denn dieſe ſind nach der hoͤhern oder
niedrigern Lage, der Nachbarſchaft von Meer, Fluͤſ-
ſen, Bergen oder Waͤldern, dem Unterſchied des
neblichten oder reinen Himmels, oder der beſondern
Beſchaffenheit des Bodens, und andern Umſtaͤnden
der Art mehr, verſchieden.
3) Und ſo muß denn eine beſondere Erſchei-
nung von Verartung nicht ſowohl auf einen un-
mittelbaren, als einen mittelbaren, entfernteren,
auf den erſten Anblick verborgenen Einfluß einer
gewiſſen Urſache bezogen werden.
Hier muß man z. B. die dunklere Farbe von
Voͤlkern nicht bloß von der geraden Wirkung der
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/123>, abgerufen am 16.02.2025.
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