Wesens, und der Eigenthümlichkeiten der Thiere von großem Gewichte sind.
Wenige Beyspiele werden zureichen, dies zu beweisen.
Daß z. B. die Macht gewisser besonderer Nah- rung auf die Farbe der Thiere spezifisch sey, lehren die Singevögel, besonders von den Geschlechtern der Lerchen und Finken, von welchen man weiß, daß sie nach und nach schwarz werden, wenn sie bloß Hanfsaamen fressen.
Daß sich das Gewebe der Haare bey veränder- ten Nahrungsmitteln außerordentlich verändere, sieht man an dem Beyspiele des afrikanischen, nach Eng- land übergeführten Schaafes, dessen von Natur schlechte und wie Kameelhaare stehende Wolle, nach einer jährigen Weidung auf englischer Trift, die feinste Weichheit erhielt 12).
Wie mächtig aber die Nahrung auf Verände- rung der Statur und Verhältniß der Größe (pro- portio) wirke, erhellet deutlich aus einer Verglei- chung der Hausthiere. Die Pferde z. B. welche in den Marschländern (terris uliginosis) eine fette Wei- de haben, als die friesischen, u. a. m. werden sehr groß, da sie hingegen in felsigten und steinigten Ländern, wie in Oeland, oder auf trockenen Hei- den niedrig bleiben. So werden die Ochsen, auf fettem Boden auch ungewöhnlich fett und bauchigt, aber mit verhältnißmäßig kürzern Schenkeln; die auf trockener Trift geweideten aber, wie auf dem Kap
z. B.
12) Vergl. Jam. Pates on the literal doctrine of Origi- nal Sin. London, 1766. 8. S. 224.
Weſens, und der Eigenthuͤmlichkeiten der Thiere von großem Gewichte ſind.
Wenige Beyſpiele werden zureichen, dies zu beweiſen.
Daß z. B. die Macht gewiſſer beſonderer Nah- rung auf die Farbe der Thiere ſpezifiſch ſey, lehren die Singevoͤgel, beſonders von den Geſchlechtern der Lerchen und Finken, von welchen man weiß, daß ſie nach und nach ſchwarz werden, wenn ſie bloß Hanfſaamen freſſen.
Daß ſich das Gewebe der Haare bey veraͤnder- ten Nahrungsmitteln außerordentlich veraͤndere, ſieht man an dem Beyſpiele des afrikaniſchen, nach Eng- land uͤbergefuͤhrten Schaafes, deſſen von Natur ſchlechte und wie Kameelhaare ſtehende Wolle, nach einer jaͤhrigen Weidung auf engliſcher Trift, die feinſte Weichheit erhielt 12).
Wie maͤchtig aber die Nahrung auf Veraͤnde- rung der Statur und Verhaͤltniß der Groͤße (pro- portio) wirke, erhellet deutlich aus einer Verglei- chung der Hausthiere. Die Pferde z. B. welche in den Marſchlaͤndern (terris uliginoſis) eine fette Wei- de haben, als die frieſiſchen, u. a. m. werden ſehr groß, da ſie hingegen in felſigten und ſteinigten Laͤndern, wie in Oeland, oder auf trockenen Hei- den niedrig bleiben. So werden die Ochſen, auf fettem Boden auch ungewoͤhnlich fett und bauchigt, aber mit verhaͤltnißmaͤßig kuͤrzern Schenkeln; die auf trockener Trift geweideten aber, wie auf dem Kap
z. B.
12) Vergl. Jam. Pates on the literal doctrine of Origi- nal Sin. London, 1766. 8. S. 224.
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[78/0112]
Weſens, und der Eigenthuͤmlichkeiten der Thiere
von großem Gewichte ſind.
Wenige Beyſpiele werden zureichen, dies zu
beweiſen.
Daß z. B. die Macht gewiſſer beſonderer Nah-
rung auf die Farbe der Thiere ſpezifiſch ſey, lehren
die Singevoͤgel, beſonders von den Geſchlechtern der
Lerchen und Finken, von welchen man weiß, daß
ſie nach und nach ſchwarz werden, wenn ſie bloß
Hanfſaamen freſſen.
Daß ſich das Gewebe der Haare bey veraͤnder-
ten Nahrungsmitteln außerordentlich veraͤndere, ſieht
man an dem Beyſpiele des afrikaniſchen, nach Eng-
land uͤbergefuͤhrten Schaafes, deſſen von Natur
ſchlechte und wie Kameelhaare ſtehende Wolle, nach
einer jaͤhrigen Weidung auf engliſcher Trift, die
feinſte Weichheit erhielt 12).
Wie maͤchtig aber die Nahrung auf Veraͤnde-
rung der Statur und Verhaͤltniß der Groͤße (pro-
portio) wirke, erhellet deutlich aus einer Verglei-
chung der Hausthiere. Die Pferde z. B. welche in
den Marſchlaͤndern (terris uliginoſis) eine fette Wei-
de haben, als die frieſiſchen, u. a. m. werden ſehr
groß, da ſie hingegen in felſigten und ſteinigten
Laͤndern, wie in Oeland, oder auf trockenen Hei-
den niedrig bleiben. So werden die Ochſen, auf
fettem Boden auch ungewoͤhnlich fett und bauchigt,
aber mit verhaͤltnißmaͤßig kuͤrzern Schenkeln; die auf
trockener Trift geweideten aber, wie auf dem Kap
z. B.
12) Vergl. Jam. Pates on the literal doctrine of Origi-
nal Sin. London, 1766. 8. S. 224.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/112>, abgerufen am 16.02.2025.
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