Die andere Regel ist: "daß man bey Ereignis- sen der Natur nicht mehrere Ursachen anfüh- ren müsse, als zur Erklärung ihrer Er- scheinungen hinlänglich sind."
Wenn sich denn nun ergeben wird, daß die Ur- sachen der Verartung zureichen, die Erscheinungen der körperlichen Verschiedenheit im Menschengeschlecht zu entwickeln, so muß man keine andere, von meh- rern Menschengattungen hergeleitete, annehmen.
§. 25. II. Wie arten die Urspezies in Verschiedenheiten aus?
Jetzt, da wir von der Art und Weise der Ab- artung handeln wollen, werden wir hoffentlich für die Deutlichkeit der Darstellung am besten sorgen, wenn wir sie wieder auf zwey Hauptabschnitte zu- rückbringen; in deren ersterem
A) bloß die vornehmsten Erscheinungen der Ab- artungen der Säugthiere, (brutorum ani- malium) erzählt, und
im zweyten dann
B) die Ursachen dieser Verartung der Thiere untersucht werden sollen;
denn wenn dies deutlich gemacht ist, so wird es leich- ter seyn, im folgenden Abschnitte die Erscheinungen von Verschiedenheiten im Menschengeschlecht mit jenen von Verartung der Thiere, und zugleich die Ursachen davon mit einander zu vergleichen.
Die andere Regel ist: „daß man bey Ereignis- sen der Natur nicht mehrere Ursachen anfüh- ren müsse, als zur Erklärung ihrer Er- scheinungen hinlänglich sind.“
Wenn sich denn nun ergeben wird, daß die Ur- sachen der Verartung zureichen, die Erscheinungen der körperlichen Verschiedenheit im Menschengeschlecht zu entwickeln, so muß man keine andere, von meh- rern Menschengattungen hergeleitete, annehmen.
§. 25. II. Wie arten die Urspezies in Verschiedenheiten aus?
Jetzt, da wir von der Art und Weise der Ab- artung handeln wollen, werden wir hoffentlich für die Deutlichkeit der Darstellung am besten sorgen, wenn wir sie wieder auf zwey Hauptabschnitte zu- rückbringen; in deren ersterem
A) bloß die vornehmsten Erscheinungen der Ab- artungen der Säugthiere, (brutorum ani- malium) erzählt, und
im zweyten dann
B) die Ursachen dieser Verartung der Thiere untersucht werden sollen;
denn wenn dies deutlich gemacht ist, so wird es leich- ter seyn, im folgenden Abschnitte die Erscheinungen von Verschiedenheiten im Menschengeschlecht mit jenen von Verartung der Thiere, und zugleich die Ursachen davon mit einander zu vergleichen.
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Die andere Regel ist: „daß man bey Ereignis-
sen der Natur nicht mehrere Ursachen anfüh-
ren müsse, als zur Erklärung ihrer Er-
scheinungen hinlänglich sind.“
Wenn sich denn nun ergeben wird, daß die Ur-
sachen der Verartung zureichen, die Erscheinungen
der körperlichen Verschiedenheit im Menschengeschlecht
zu entwickeln, so muß man keine andere, von meh-
rern Menschengattungen hergeleitete, annehmen.
§. 25.
II. Wie arten die Urspezies in Verschiedenheiten aus?
Jetzt, da wir von der Art und Weise der Ab-
artung handeln wollen, werden wir hoffentlich für
die Deutlichkeit der Darstellung am besten sorgen,
wenn wir sie wieder auf zwey Hauptabschnitte zu-
rückbringen; in deren ersterem
A) bloß die vornehmsten Erscheinungen der Ab-
artungen der Säugthiere, (brutorum ani-
malium) erzählt, und
im zweyten dann
B) die Ursachen dieser Verartung der Thiere
untersucht werden sollen;
denn wenn dies deutlich gemacht ist, so wird es leich-
ter seyn, im folgenden Abschnitte die Erscheinungen
von Verschiedenheiten im Menschengeschlecht mit
jenen von Verartung der Thiere, und zugleich die
Ursachen davon mit einander zu vergleichen.
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Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/97>, abgerufen am 16.02.2025.
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