Der Mensch ein zweyhändiges Thier. Ich kann nicht umhin, die ganze Stelle auf welche sich der Herr Verfasser in diesem §. bezieht, hier noch mitzutheilen. "Der Mensch ist das weiseste unter allen Thieren, aber seine Hände sind auch Werk- zeuge, wie sie einem weisen Geschöpf zukommen. Zwar ist er nicht, wie Anaxagoras meint, das weiseste Thier, weil er Hände hat, sondern er hat, wie Aristoteles richtig urtheilt, Hände, weil er das weiseste Thier seyn sollte. Denn nicht die Hände, sondern die Vernunft haben den Menschen die Künste gelehrt; jene sind aber die besten Werk- zeuge, womit man sie üben kann."Galenusde usu partium B. 1. Cap. 3. Sonderbar stimmt mit dieser vernünftigen Meinung eine andere von Mos- kati. Dieser Paradoxen Freund glaubt, daß die Menschen, wenn sie auch auf Vieren gingen, alles dies verrichten würden, weil es wohl eher Men- schen gegeben, die, bey verstümmelten Händen, oder in Ermangelung der Aerme, mit den Füßen geschrieben, genähet und andere künstliche Sachen verrichtet haben. Diese Meinung scheint mir gerade so viel werth als jene, wo man, trotz den überzeu- genden Gründen des Herrn Hofrath Blumenbachs, und gegen den Augenschein, nicht annehmen wollte, daß die Affen vierhändige Thiere seyen, weil - Herr Hofrath Blumenbach darinnen sich selbst wi- derspräche, indem er bey dem Lemur tardigradus von Hinterfüßen desselben redet.
§. 9. S. 30.
Der Mensch ein zweyhändiges Thier. Ich kann nicht umhin, die ganze Stelle auf welche sich der Herr Verfasser in diesem §. bezieht, hier noch mitzutheilen. „Der Mensch ist das weiseste unter allen Thieren, aber seine Hände sind auch Werk- zeuge, wie sie einem weisen Geschöpf zukommen. Zwar ist er nicht, wie Anaxagoras meint, das weiseste Thier, weil er Hände hat, sondern er hat, wie Aristoteles richtig urtheilt, Hände, weil er das weiseste Thier seyn sollte. Denn nicht die Hände, sondern die Vernunft haben den Menschen die Künste gelehrt; jene sind aber die besten Werk- zeuge, womit man sie üben kann.“Galenusde usu partium B. 1. Cap. 3. Sonderbar stimmt mit dieser vernünftigen Meinung eine andere von Mos- kati. Dieser Paradoxen Freund glaubt, daß die Menschen, wenn sie auch auf Vieren gingen, alles dies verrichten würden, weil es wohl eher Men- schen gegeben, die, bey verstümmelten Händen, oder in Ermangelung der Aerme, mit den Füßen geschrieben, genähet und andere künstliche Sachen verrichtet haben. Diese Meinung scheint mir gerade so viel werth als jene, wo man, trotz den überzeu- genden Gründen des Herrn Hofrath Blumenbachs, und gegen den Augenschein, nicht annehmen wollte, daß die Affen vierhändige Thiere seyen, weil – Herr Hofrath Blumenbach darinnen sich selbst wi- derspräche, indem er bey dem Lemur tardigradus von Hinterfüßen desselben redet.
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§. 9. S. 30.
Der Mensch ein zweyhändiges Thier. Ich
kann nicht umhin, die ganze Stelle auf welche sich
der Herr Verfasser in diesem §. bezieht, hier noch
mitzutheilen. „Der Mensch ist das weiseste unter
allen Thieren, aber seine Hände sind auch Werk-
zeuge, wie sie einem weisen Geschöpf zukommen.
Zwar ist er nicht, wie Anaxagoras meint, das
weiseste Thier, weil er Hände hat, sondern er
hat, wie Aristoteles richtig urtheilt, Hände, weil
er das weiseste Thier seyn sollte. Denn nicht die
Hände, sondern die Vernunft haben den Menschen
die Künste gelehrt; jene sind aber die besten Werk-
zeuge, womit man sie üben kann.“ Galenus de
usu partium B. 1. Cap. 3. Sonderbar stimmt mit
dieser vernünftigen Meinung eine andere von Mos-
kati. Dieser Paradoxen Freund glaubt, daß die
Menschen, wenn sie auch auf Vieren gingen, alles
dies verrichten würden, weil es wohl eher Men-
schen gegeben, die, bey verstümmelten Händen,
oder in Ermangelung der Aerme, mit den Füßen
geschrieben, genähet und andere künstliche Sachen
verrichtet haben. Diese Meinung scheint mir gerade
so viel werth als jene, wo man, trotz den überzeu-
genden Gründen des Herrn Hofrath Blumenbachs,
und gegen den Augenschein, nicht annehmen wollte,
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Herr Hofrath Blumenbach darinnen sich selbst wi-
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Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/272>, abgerufen am 22.12.2024.
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