Kennzeichen, welche wir jeder beygelegt, haben wir in dem vorigen Abschnitte alle einzeln untersucht. Jetzt wollen wir zum Beschluß des Werks, der Voll- ständigkeit halber, über jede dieser Abarten noch ei- nige allgemeine Anmerkungen beyfügen.
§. 85. A) Kaukasische Varietät.
Diese Race erhielt ihren Namen von dem Berge Kaukasus, weil die ihm benachbarten Länder, und zwar vorzüglich der Strich nach Süden, von dem schönsten Menschenstamme, dem georgischen bewohnt sind13); und weil alle physiologischen Gründe dar- in zusammenkommen, daß man das Vaterland der ersten Menschen, nirgends anderswo suchen könne, als hier. Denn erstlich hat dieser Stamm, wie wir gesehen haben (§. 62.) die schönste Schädelform, aus welcher, gleichsam als aus ihrer ursprünglichen Mittelform, die übrigen, bis zu den zwey äußersten Extremen hin (der mongolischen auf einer Seite und
13) Es wird genug seyn, aus der Menge von Augen- zeugen einen einzigen, aber klassischen, anzuführen, Jo. Chardin Th. 1. S. 171. - "Der Stamm der Georgier ist der schönste des Orients, und ich kann wohl sagen der Welt. Ich habe in diesem Lande kein häßliches Ge- sicht unter keinem der beyden Geschlech- ter bemerkt; aber ich habe Engelsgesich- ter gesehen. Die Natur hat hier die mei- sten Weiber mit Reize, geschmückt, wel- che man sonst nirgends sieht. Mir scheint es unmöglich sie zu sehen, und sie nicht zu lieben. Reizendere Gesichter, schönern Wuchs als der Georgerinnen, kann man nicht mahlen, u. s. w."Ooo).
Kennzeichen, welche wir jeder beygelegt, haben wir in dem vorigen Abschnitte alle einzeln untersucht. Jetzt wollen wir zum Beschluß des Werks, der Voll- ständigkeit halber, über jede dieser Abarten noch ei- nige allgemeine Anmerkungen beyfügen.
§. 85. A) Kaukasische Varietät.
Diese Race erhielt ihren Namen von dem Berge Kaukasus, weil die ihm benachbarten Länder, und zwar vorzüglich der Strich nach Süden, von dem schönsten Menschenstamme, dem georgischen bewohnt sind13); und weil alle physiologischen Gründe dar- in zusammenkommen, daß man das Vaterland der ersten Menschen, nirgends anderswo suchen könne, als hier. Denn erstlich hat dieser Stamm, wie wir gesehen haben (§. 62.) die schönste Schädelform, aus welcher, gleichsam als aus ihrer ursprünglichen Mittelform, die übrigen, bis zu den zwey äußersten Extremen hin (der mongolischen auf einer Seite und
13) Es wird genug seyn, aus der Menge von Augen- zeugen einen einzigen, aber klassischen, anzuführen, Jo. Chardin Th. 1. S. 171. – „Der Stamm der Georgier ist der schönste des Orients, und ich kann wohl sagen der Welt. Ich habe in diesem Lande kein häßliches Ge- sicht unter keinem der beyden Geschlech- ter bemerkt; aber ich habe Engelsgesich- ter gesehen. Die Natur hat hier die mei- sten Weiber mit Reize, geschmückt, wel- che man sonst nirgends sieht. Mir scheint es unmöglich sie zu sehen, und sie nicht zu lieben. Reizendere Gesichter, schönern Wuchs als der Georgerinnen, kann man nicht mahlen, u. s. w.“Ooo).
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Kennzeichen, welche wir jeder beygelegt, haben wir
in dem vorigen Abschnitte alle einzeln untersucht.
Jetzt wollen wir zum Beschluß des Werks, der Voll-
ständigkeit halber, über jede dieser Abarten noch ei-
nige allgemeine Anmerkungen beyfügen.
§. 85.
A) Kaukasische Varietät.
Diese Race erhielt ihren Namen von dem Berge
Kaukasus, weil die ihm benachbarten Länder, und
zwar vorzüglich der Strich nach Süden, von dem
schönsten Menschenstamme, dem georgischen bewohnt
sind 13); und weil alle physiologischen Gründe dar-
in zusammenkommen, daß man das Vaterland der
ersten Menschen, nirgends anderswo suchen könne,
als hier. Denn erstlich hat dieser Stamm, wie
wir gesehen haben (§. 62.) die schönste Schädelform,
aus welcher, gleichsam als aus ihrer ursprünglichen
Mittelform, die übrigen, bis zu den zwey äußersten
Extremen hin (der mongolischen auf einer Seite und
13) Es wird genug seyn, aus der Menge von Augen-
zeugen einen einzigen, aber klassischen, anzuführen,
Jo. Chardin Th. 1. S. 171. – „Der Stamm
der Georgier ist der schönste des Orients,
und ich kann wohl sagen der Welt. Ich
habe in diesem Lande kein häßliches Ge-
sicht unter keinem der beyden Geschlech-
ter bemerkt; aber ich habe Engelsgesich-
ter gesehen. Die Natur hat hier die mei-
sten Weiber mit Reize, geschmückt, wel-
che man sonst nirgends sieht. Mir scheint
es unmöglich sie zu sehen, und sie nicht zu
lieben. Reizendere Gesichter, schönern
Wuchs als der Georgerinnen, kann man
nicht mahlen, u. s. w.“ Ooo).
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Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/247>, abgerufen am 16.02.2025.
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