Wie viel das Klima hierbey mitwirke (§. 34.), zeigt außer so vielen andern Beweisen, die Verglei- chung der Lappen mit den Ungarn, welche beyde Völker von gemeinschaftlichem Ursprunge abstam- men, jedoch unter verschiedenen Himmelsstrichen auch eine verschiedne Statur angenommen haben.
Daß auch die Nahrungsmittel (§. 35.) viel da- zu beytragen, die Statur entweder zu vergrößern, oder zu verkleinern, lehrt die Physiologie sehr deutlich.
So wird z. B. der schlanke Körper der vorneh- mern Otaheiter den feineren Nahrungsmitteln zuge- schrieben, welche sie genießen243), und gegentheils wird uns berichtet, daß die Statur gewisser wilder Völker durch mehrere Generationen hindurch allmäh- lig abgenommen habe, weil sie sich an den unmäßi- gern Genuß des Brantweins gewöhnt hatten244).
Ferner muß hier auch die bey verschiednen Völ- kern frühere oder spätere Mannbarkeit angeführt werden, welche gewiß in so fern auf die National- statur wirkt, daß bey Völkern, welche später reifen, der Wuchs durch diese längere Enthaltsamkeit aller- dings befördert werde, (wie Cäsar von den alten Germanern angemerkt hat); wogegen nach den Beobachtungen glaubwürdiger Schriftsteller über die
243) J. R. Forster Bemerkungen, S. 236.
244) Von den wilden Anwohnern der Hudsonsbay, s. H. Ellis Reise Hudsons Meerbusen, S. 201. Umfreville über den gegenwärtigen Zustand der Hudsonsbay, S. 21.
Wie viel das Klima hierbey mitwirke (§. 34.), zeigt außer so vielen andern Beweisen, die Verglei- chung der Lappen mit den Ungarn, welche beyde Völker von gemeinschaftlichem Ursprunge abstam- men, jedoch unter verschiedenen Himmelsstrichen auch eine verschiedne Statur angenommen haben.
Daß auch die Nahrungsmittel (§. 35.) viel da- zu beytragen, die Statur entweder zu vergrößern, oder zu verkleinern, lehrt die Physiologie sehr deutlich.
So wird z. B. der schlanke Körper der vorneh- mern Otaheiter den feineren Nahrungsmitteln zuge- schrieben, welche sie genießen243), und gegentheils wird uns berichtet, daß die Statur gewisser wilder Völker durch mehrere Generationen hindurch allmäh- lig abgenommen habe, weil sie sich an den unmäßi- gern Genuß des Brantweins gewöhnt hatten244).
Ferner muß hier auch die bey verschiednen Völ- kern frühere oder spätere Mannbarkeit angeführt werden, welche gewiß in so fern auf die National- statur wirkt, daß bey Völkern, welche später reifen, der Wuchs durch diese längere Enthaltsamkeit aller- dings befördert werde, (wie Cäsar von den alten Germanern angemerkt hat); wogegen nach den Beobachtungen glaubwürdiger Schriftsteller über die
243) J. R. Forster Bemerkungen, S. 236.
244) Von den wilden Anwohnern der Hudsonsbay, s. H. Ellis Reise Hudsons Meerbusen, S. 201. Umfreville über den gegenwärtigen Zustand der Hudsonsbay, S. 21.
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Wie viel das Klima hierbey mitwirke (§. 34.),
zeigt außer so vielen andern Beweisen, die Verglei-
chung der Lappen mit den Ungarn, welche beyde
Völker von gemeinschaftlichem Ursprunge abstam-
men, jedoch unter verschiedenen Himmelsstrichen
auch eine verschiedne Statur angenommen haben.
Daß auch die Nahrungsmittel (§. 35.) viel da-
zu beytragen, die Statur entweder zu vergrößern,
oder zu verkleinern, lehrt die Physiologie sehr deutlich.
So wird z. B. der schlanke Körper der vorneh-
mern Otaheiter den feineren Nahrungsmitteln zuge-
schrieben, welche sie genießen 243), und gegentheils
wird uns berichtet, daß die Statur gewisser wilder
Völker durch mehrere Generationen hindurch allmäh-
lig abgenommen habe, weil sie sich an den unmäßi-
gern Genuß des Brantweins gewöhnt hatten 244).
Ferner muß hier auch die bey verschiednen Völ-
kern frühere oder spätere Mannbarkeit angeführt
werden, welche gewiß in so fern auf die National-
statur wirkt, daß bey Völkern, welche später reifen,
der Wuchs durch diese längere Enthaltsamkeit aller-
dings befördert werde, (wie Cäsar von den alten
Germanern angemerkt hat); wogegen nach den
Beobachtungen glaubwürdiger Schriftsteller über die
243) J. R. Forster Bemerkungen, S. 236.
244) Von den wilden Anwohnern der Hudsonsbay, s.
H. Ellis Reise Hudsons Meerbusen,
S. 201. Umfreville über den gegenwärtigen
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Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/223>, abgerufen am 18.07.2024.
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