Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

102). Ob
schon aber diese Wahrheit völlig ausgemacht ist, so
ist doch nicht minder keinem Zweifel unterworfen,
daß verschiedene Varietäten des Menschengeschlechts
(ja zuweilen sogar Bewohner einzelner Provin-
zen)103) im Allgemeinen eine nationale, jeder der-
selben eigenthümliche und gemeinsame Gesichtsbil-
dung haben, wodurch man sie von den übrigen Va-
rietäten leicht unterscheiden kann.

§. 56.
Nationale Gesichtsverschiedenheiten.

Ich habe deshalb, nachdem ich mir eine ziemli-
che Anzahl von geschickten Künstlern nach dem Leben
gemachte Abbildungen ausländischer Menschen mit

102) festzusetzen. Allein anderer Seitstrafen
wir zu hunderten von wirklich europäi-
schem Gesicht, und einige unter ihnen
hatten ächte römische Nasen
."
Siehe Cooks
letzte Reise, Th. 1. S. 380. Pp). Andere Beyspiele der Art, welche unter äthiopi-
schen und amerikanischen Völkern beobachtet worden
sind, sollen unten angegeben werden. Gegenseitig trift man bey einzelnen Europäern in
Hinsicht auf Gesichtsbildung sehr häufig Aehnlichkeit
mit Negern oder Mongolen, und sie ist sogar zum
Sprichwort geworden.
103) So sagte vorlängst, schon vor zweyhundert Jah-
ren, Libavius, ein nicht zu verachte der Schriftsteller:
"Eine andere Gesichtsbildung haben die
Thüringer, eine andere die Sachsen, eine
andere die Sueven, und jeder Gau hat fast
seine eigene, daß man, wenn man einiger-
maßen Mühe darauf verwenden wollte
,
jedem beynahe sein Vaterland würde an-
sehen können
."
In seinem Werke: De Ae-
thiopibus Virgilianis, Singularium,
Th. 1. S. 659.

102). Ob
schon aber diese Wahrheit völlig ausgemacht ist, so
ist doch nicht minder keinem Zweifel unterworfen,
daß verschiedene Varietäten des Menschengeschlechts
(ja zuweilen sogar Bewohner einzelner Provin-
zen)103) im Allgemeinen eine nationale, jeder der-
selben eigenthümliche und gemeinsame Gesichtsbil-
dung haben, wodurch man sie von den übrigen Va-
rietäten leicht unterscheiden kann.

§. 56.
Nationale Gesichtsverschiedenheiten.

Ich habe deshalb, nachdem ich mir eine ziemli-
che Anzahl von geschickten Künstlern nach dem Leben
gemachte Abbildungen ausländischer Menschen mit

102) festzusetzen. Allein anderer Seitstrafen
wir zu hunderten von wirklich europäi-
schem Gesicht, und einige unter ihnen
hatten ächte römische Nasen
.“
Siehe Cooks
letzte Reise, Th. 1. S. 380. Pp). Andere Beyspiele der Art, welche unter äthiopi-
schen und amerikanischen Völkern beobachtet worden
sind, sollen unten angegeben werden. Gegenseitig trift man bey einzelnen Europäern in
Hinsicht auf Gesichtsbildung sehr häufig Aehnlichkeit
mit Negern oder Mongolen, und sie ist sogar zum
Sprichwort geworden.
103) So sagte vorlängst, schon vor zweyhundert Jah-
ren, Libavius, ein nicht zu verachte der Schriftsteller:
Eine andere Gesichtsbildung haben die
Thüringer, eine andere die Sachsen, eine
andere die Sueven, und jeder Gau hat fast
seine eigene, daß man, wenn man einiger-
maßen Mühe darauf verwenden wollte
,
jedem beynahe sein Vaterland würde an-
sehen können
.“
In seinem Werke: De Ae-
thiopibus Virgilianis, Singularium,
Th. 1. S. 659.
<TEI>
  <text xml:id="blume000008">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><note anchored="true" place="foot" n="102)"><p><q><hi rendition="#g"><pb facs="#f0163" xml:id="pb129_0001" n="129"/>
festzusetzen. Allein anderer Seitstrafen<lb/>
wir zu hunderten von wirklich europäi-<lb/>
schem Gesicht, und einige unter ihnen<lb/>
hatten ächte römische Nasen</hi>.&#x201C;</q> Siehe Cooks<lb/>
letzte Reise, Th. 1. S. 380. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Pp</hi></hi>).</p><p>Andere Beyspiele der Art, welche unter äthiopi-<lb/>
schen und amerikanischen Völkern beobachtet worden<lb/>
sind, sollen unten angegeben werden.</p><p>Gegenseitig trift man bey einzelnen Europäern in<lb/>
Hinsicht auf Gesichtsbildung sehr häufig Aehnlichkeit<lb/>
mit Negern oder Mongolen, und sie ist sogar zum<lb/>
Sprichwort geworden.</p></note>. Ob<lb/>
schon aber diese Wahrheit völlig ausgemacht ist, so<lb/>
ist doch nicht minder keinem Zweifel unterworfen,<lb/>
daß verschiedene Varietäten des Menschengeschlechts<lb/>
(ja zuweilen sogar Bewohner einzelner Provin-<lb/>
zen)<note anchored="true" place="foot" n="103)"><p>So sagte vorlängst, schon vor zweyhundert Jah-<lb/>
ren, Libavius, ein nicht zu verachte der Schriftsteller:<lb/><q>&#x201E;<hi rendition="#g">Eine andere Gesichtsbildung haben die<lb/>
Thüringer, eine andere die Sachsen, eine<lb/>
andere die Sueven, und jeder Gau hat fast<lb/>
seine eigene, daß man, wenn man einiger-<lb/>
maßen Mühe darauf verwenden wollte</hi>,<lb/><hi rendition="#g">jedem beynahe sein Vaterland würde an-<lb/>
sehen können</hi>.&#x201C;</q> <hi rendition="#g">In seinem Werke</hi>: <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">De Ae-<lb/>
thiopibus Virgilianis, Singularium,</hi></hi> Th. 1. S. 659.</p></note> im Allgemeinen eine nationale, jeder der-<lb/>
selben eigenthümliche und gemeinsame Gesichtsbil-<lb/>
dung haben, wodurch man sie von den übrigen Va-<lb/>
rietäten leicht unterscheiden kann.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 56.<lb/><hi rendition="#g">Nationale Gesichtsverschiedenheiten</hi>.</head><lb/>
          <p>Ich habe deshalb, nachdem ich mir eine ziemli-<lb/>
che Anzahl von geschickten Künstlern nach dem Leben<lb/>
gemachte Abbildungen ausländischer Menschen mit<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0163] 102). Ob schon aber diese Wahrheit völlig ausgemacht ist, so ist doch nicht minder keinem Zweifel unterworfen, daß verschiedene Varietäten des Menschengeschlechts (ja zuweilen sogar Bewohner einzelner Provin- zen) 103) im Allgemeinen eine nationale, jeder der- selben eigenthümliche und gemeinsame Gesichtsbil- dung haben, wodurch man sie von den übrigen Va- rietäten leicht unterscheiden kann. §. 56. Nationale Gesichtsverschiedenheiten. Ich habe deshalb, nachdem ich mir eine ziemli- che Anzahl von geschickten Künstlern nach dem Leben gemachte Abbildungen ausländischer Menschen mit 102) festzusetzen. Allein anderer Seitstrafen wir zu hunderten von wirklich europäi- schem Gesicht, und einige unter ihnen hatten ächte römische Nasen.“ Siehe Cooks letzte Reise, Th. 1. S. 380. Pp). Andere Beyspiele der Art, welche unter äthiopi- schen und amerikanischen Völkern beobachtet worden sind, sollen unten angegeben werden. Gegenseitig trift man bey einzelnen Europäern in Hinsicht auf Gesichtsbildung sehr häufig Aehnlichkeit mit Negern oder Mongolen, und sie ist sogar zum Sprichwort geworden. 103) So sagte vorlängst, schon vor zweyhundert Jah- ren, Libavius, ein nicht zu verachte der Schriftsteller: „Eine andere Gesichtsbildung haben die Thüringer, eine andere die Sachsen, eine andere die Sueven, und jeder Gau hat fast seine eigene, daß man, wenn man einiger- maßen Mühe darauf verwenden wollte, jedem beynahe sein Vaterland würde an- sehen können.“ In seinem Werke: De Ae- thiopibus Virgilianis, Singularium, Th. 1. S. 659.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/163
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/163>, abgerufen am 27.12.2024.