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Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

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dern den Namen eines Hausthiers verdient, was
er seit dem ersten Beginne seines Geschlechtes war;
auf welchen also des Klima, der Nahrung und Le-
bensart, vereinte Kraft am längsten wirken mußte.

2) Im Gegentheile aber kann auch eine sonst
hinlänglich wirksame Ursache der Verartung ver-
ändert, ja geschwächt werden, durch Hinzukunft
anderer Bedingungen, besonders wenn sie jener,
als entgegnende zuwiderwirken.

Hier bemerkt man z. B. in verschiedenen Stri-
chen unsers Erdwasserballs, auch wenn sie unter
demselben Grade geographischer Breite liegen, doch
unterweilen die verschiedenste Temperatur der Luft,
und eine eben so verschiedene und mithin fast entge-
gengesetzte Wirkung derselben auf die Beschaffenheit
der Thiere, denn diese sind nach der höhern oder
niedrigern Lage, der Nachbarschaft von Meer, Flüs-
sen, Bergen oder Wäldern, dem Unterschied des
neblichten oder reinen Himmels, oder der besondern
Beschaffenheit des Bodens, und andern Umständen
der Art mehr, verschieden.

3) Und so muß denn eine besondere Erschei-
nung von Verartung nicht sowohl auf einen un-
mittelbaren, als einen mittelbaren, entfernteren,
auf den ersten Anblick verborgenen Einfluß einer
gewissen Ursache bezogen werden.

Hier muß man z. B. die dunklere Farbe von
Völkern nicht bloß von der geraden Wirkung der
Sonne auf die Haut, sondern auch von einer ent-

dern den Namen eines Hausthiers verdient, was
er seit dem ersten Beginne seines Geschlechtes war;
auf welchen also des Klima, der Nahrung und Le-
bensart, vereinte Kraft am längsten wirken mußte.

2) Im Gegentheile aber kann auch eine sonst
hinlänglich wirksame Ursache der Verartung ver-
ändert, ja geschwächt werden, durch Hinzukunft
anderer Bedingungen, besonders wenn sie jener,
als entgegnende zuwiderwirken.

Hier bemerkt man z. B. in verschiedenen Stri-
chen unsers Erdwasserballs, auch wenn sie unter
demselben Grade geographischer Breite liegen, doch
unterweilen die verschiedenste Temperatur der Luft,
und eine eben so verschiedene und mithin fast entge-
gengesetzte Wirkung derselben auf die Beschaffenheit
der Thiere, denn diese sind nach der höhern oder
niedrigern Lage, der Nachbarschaft von Meer, Flüs-
sen, Bergen oder Wäldern, dem Unterschied des
neblichten oder reinen Himmels, oder der besondern
Beschaffenheit des Bodens, und andern Umständen
der Art mehr, verschieden.

3) Und so muß denn eine besondere Erschei-
nung von Verartung nicht sowohl auf einen un-
mittelbaren, als einen mittelbaren, entfernteren,
auf den ersten Anblick verborgenen Einfluß einer
gewissen Ursache bezogen werden.

Hier muß man z. B. die dunklere Farbe von
Völkern nicht bloß von der geraden Wirkung der
Sonne auf die Haut, sondern auch von einer ent-

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[89/0123] dern den Namen eines Hausthiers verdient, was er seit dem ersten Beginne seines Geschlechtes war; auf welchen also des Klima, der Nahrung und Le- bensart, vereinte Kraft am längsten wirken mußte. 2) Im Gegentheile aber kann auch eine sonst hinlänglich wirksame Ursache der Verartung ver- ändert, ja geschwächt werden, durch Hinzukunft anderer Bedingungen, besonders wenn sie jener, als entgegnende zuwiderwirken. Hier bemerkt man z. B. in verschiedenen Stri- chen unsers Erdwasserballs, auch wenn sie unter demselben Grade geographischer Breite liegen, doch unterweilen die verschiedenste Temperatur der Luft, und eine eben so verschiedene und mithin fast entge- gengesetzte Wirkung derselben auf die Beschaffenheit der Thiere, denn diese sind nach der höhern oder niedrigern Lage, der Nachbarschaft von Meer, Flüs- sen, Bergen oder Wäldern, dem Unterschied des neblichten oder reinen Himmels, oder der besondern Beschaffenheit des Bodens, und andern Umständen der Art mehr, verschieden. 3) Und so muß denn eine besondere Erschei- nung von Verartung nicht sowohl auf einen un- mittelbaren, als einen mittelbaren, entfernteren, auf den ersten Anblick verborgenen Einfluß einer gewissen Ursache bezogen werden. Hier muß man z. B. die dunklere Farbe von Völkern nicht bloß von der geraden Wirkung der Sonne auf die Haut, sondern auch von einer ent-

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/123>, abgerufen am 27.11.2024.