Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807.q) (oder Spitzzähne, Sie liegen zunächst an den Schneidezäh- §. 188. Der Backenzähne (oder Stockzähne q) Thiers den ich so eben in einer reichen Sendung Capscher Naturseltenheiten von der Güte des Hrn. Pastor Hesse in der Capstadt erhalten, haben die fast 9 Zoll lang aus ihren Alveolen seitwärts her- ausstehenden, wie Ochsenhörner gekrümmten obern Hauzähne gleichsam Elfenbeinsubstanz, die untern hingegen sind nur 4 Zoll lang und wie bey dem gemeinen Schwein mit Schmelz überzogen und schließen so dicht an eine genau damit correspirende Fläche jener obern an daß sie zusammen auf den ersten Blick gleichsam nur Einen Zahn auszu- machen scheinen.Die Bären, der gemeine sowohl as der Eisbär (auch der Waschbär und der Dachs) haben hinter den großen Eckzähnen in beyden Kiefern noch einige ganz kleine von sonderbarer Bildung, die hingegen dem präadamitischen foßilen Höhlenbär (Vrsus spelaeus) abgehen. r) Auch haben die Eckzähne das vorzügliche, daß sie
seltner als die übrigen vom Beinfraß angegriffen werden. q) (oder Spitzzähne, Sie liegen zunächst an den Schneidezäh- §. 188. Der Backenzähne (oder Stockzähne q) Thiers den ich so eben in einer reichen Sendung Capscher Naturseltenheiten von der Güte des Hrn. Pastor Hesse in der Capstadt erhalten, haben die fast 9 Zoll lang aus ihren Alveolen seitwärts her- ausstehenden, wie Ochsenhörner gekrümmten obern Hauzähne gleichsam Elfenbeinsubstanz, die untern hingegen sind nur 4 Zoll lang und wie bey dem gemeinen Schwein mit Schmelz überzogen und schließen so dicht an eine genau damit correspirende Fläche jener obern an daß sie zusammen auf den ersten Blick gleichsam nur Einen Zahn auszu- machen scheinen.Die Bären, der gemeine sowohl as der Eisbär (auch der Waschbär und der Dachs) haben hinter den großen Eckzähnen in beyden Kiefern noch einige ganz kleine von sonderbarer Bildung, die hingegen dem präadamitischen foßilen Höhlenbär (Vrsus spelaeus) abgehen. r) Auch haben die Eckzähne das vorzügliche, daß sie
seltner als die übrigen vom Beinfraß angegriffen werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><note anchored="true" place="foot" n="q)"><p><pb facs="#f0288" xml:id="pb262_0001" n="262"/><lb/> Thiers den ich so eben in einer reichen Sendung<lb/> Capscher Naturseltenheiten von der Güte des Hrn.<lb/> Pastor Hesse in der Capstadt erhalten, haben die<lb/> fast 9 Zoll lang aus ihren Alveolen seitwärts her-<lb/> ausstehenden, wie Ochsenhörner gekrümmten obern<lb/> Hauzähne gleichsam Elfenbeinsubstanz, die untern<lb/> hingegen sind nur 4 Zoll lang und wie bey dem<lb/> gemeinen Schwein mit Schmelz überzogen und<lb/> schließen so dicht an eine genau damit correspirende<lb/> Fläche jener obern an daß sie zusammen auf den<lb/> ersten Blick gleichsam nur Einen Zahn auszu-<lb/> machen scheinen.</p><p>Die Bären, der gemeine sowohl as der Eisbär<lb/> (auch der Waschbär und der Dachs) haben hinter<lb/> den großen Eckzähnen in beyden Kiefern noch<lb/> einige ganz kleine von sonderbarer Bildung, die<lb/> hingegen dem präadamitischen foßilen Höhlenbär<lb/> (<hi rendition="#aq">Vrsus spelaeus</hi>) abgehen.</p></note> (oder Spitzzähne,<lb/> Hundszähne, <hi rendition="#aq">canini s. laniarii s. cuspidati)</hi><lb/> haben conische, stumpfzugespitzte aber überaus<lb/> robuste Kronen; und zwar auch nur einfache,<lb/> aber dabey sehr starke seitswärts zusammenge-<lb/> druckte Wurzeln, die vorzüglich bey denen im<lb/> Oberkiefer, (den sogenannten Augenzähnen)<lb/> von ansehnlicher Länge sind<note anchored="true" place="foot" n="r)"><p>Auch haben die Eckzähne das vorzügliche, daß sie<lb/> seltner als die übrigen vom Beinfraß angegriffen<lb/> werden.</p></note>.</p> <p>Sie liegen zunächst an den Schneidezäh-<lb/> nen, auf jeder Seite einer, und zwar mit den<lb/> Wurzeln etwas mehr nach vorn oder außen,<lb/> daher auch ihre Zahnzellen in beyden Kiefern,<lb/> zumahl bey Kindern in etwas protuberiren.</p> </div> <div n="3"> <head rendition="#c">§. 188.</head><lb/> <p>Der Backenzähne (oder Stockzähne<lb/><hi rendition="#aq">molares s. malares s. genuini</hi>) sind fünfe auf<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [262/0288]
q) (oder Spitzzähne,
Hundszähne, canini s. laniarii s. cuspidati)
haben conische, stumpfzugespitzte aber überaus
robuste Kronen; und zwar auch nur einfache,
aber dabey sehr starke seitswärts zusammenge-
druckte Wurzeln, die vorzüglich bey denen im
Oberkiefer, (den sogenannten Augenzähnen)
von ansehnlicher Länge sind r).
Sie liegen zunächst an den Schneidezäh-
nen, auf jeder Seite einer, und zwar mit den
Wurzeln etwas mehr nach vorn oder außen,
daher auch ihre Zahnzellen in beyden Kiefern,
zumahl bey Kindern in etwas protuberiren.
§. 188.
Der Backenzähne (oder Stockzähne
molares s. malares s. genuini) sind fünfe auf
q)
Thiers den ich so eben in einer reichen Sendung
Capscher Naturseltenheiten von der Güte des Hrn.
Pastor Hesse in der Capstadt erhalten, haben die
fast 9 Zoll lang aus ihren Alveolen seitwärts her-
ausstehenden, wie Ochsenhörner gekrümmten obern
Hauzähne gleichsam Elfenbeinsubstanz, die untern
hingegen sind nur 4 Zoll lang und wie bey dem
gemeinen Schwein mit Schmelz überzogen und
schließen so dicht an eine genau damit correspirende
Fläche jener obern an daß sie zusammen auf den
ersten Blick gleichsam nur Einen Zahn auszu-
machen scheinen.
Die Bären, der gemeine sowohl as der Eisbär
(auch der Waschbär und der Dachs) haben hinter
den großen Eckzähnen in beyden Kiefern noch
einige ganz kleine von sonderbarer Bildung, die
hingegen dem präadamitischen foßilen Höhlenbär
(Vrsus spelaeus) abgehen.
r) Auch haben die Eckzähne das vorzügliche, daß sie
seltner als die übrigen vom Beinfraß angegriffen
werden.
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Zitationshilfe: | Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1807/288>, abgerufen am 16.02.2025. |