Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807.eine mondförmige Spalte oder Ritzee) (fissura e) Auch diese, von vielen neuern Osteologen vergeßne oder übersehne Fissur ist von den großen Zerglie- drern des sechszehnten Jahrhunderts aufs genauste bemerkt worden: s. vesal. cap. 9. fig. 2. a. a. und p. 52. fallop observ. anat. p. 35. b. co- lumbus p. 55. vergl. auch riolan. anthropogr. p. 649. und h. eysson de ossib. infantis p. 26. sq. f) Ich habe diesen so berühmten Knochen lieber os
intermaxillare, als mit Hrn. von Haller und andern Zergliederern os incisiuum nennen wollen, weil er sich auch bey solchen Säugethieren findet die entweder wie die wiederkauenden mit gespalt- nen Klauen, und Armadille etc. keine Schneide- zähne im Oberkiefer haben, oder wie das Schna- belthier und die Ameisenbären etc. gänzlich zahn- los sind. Bey denen aber, die mit obern Schnei- dezähnen versehen sind, sitzen dieselben nie wie beym Menschen in den Oberkiefern selbst, sondern immer in diesem zwischen denselben eingekeilten besondern - einfachen oder gepaarten - Knochen.Da Galenus in seiner Osteologie cap. 4. p. 12. A. B. diesen Knochen unter die übrigen am Schädel zählt, so erwies Vesalius daraus, daß jenes canonisirte kleine Werk nicht nach Men- schengerippen verfaßt seyn könne, wodurch er sich denn bekanntlich den fast wüthigen Haß so vieler seiner Zeitgenossen zuzog, die ihren Galenus dieses Knochen wegen theils mit unglaublich ge- zwungnen Sophistereyen zu retten suchten. s. z. B. iac. sylvii depulsio calumniarium Vesani cu- iusdam in Galenum §. 5. eine mondförmige Spalte oder Ritzee) (fissura e) Auch diese, von vielen neuern Osteologen vergeßne oder übersehne Fissur ist von den großen Zerglie- drern des sechszehnten Jahrhunderts aufs genauste bemerkt worden: s. vesal. cap. 9. fig. 2. a. a. und p. 52. fallop observ. anat. p. 35. b. co- lumbus p. 55. vergl. auch riolan. anthropogr. p. 649. und h. eysson de ossib. infantis p. 26. sq. f) Ich habe diesen so berühmten Knochen lieber os
intermaxillare, als mit Hrn. von Haller und andern Zergliederern os incisiuum nennen wollen, weil er sich auch bey solchen Säugethieren findet die entweder wie die wiederkauenden mit gespalt- nen Klauen, und Armadille ꝛc. keine Schneide- zähne im Oberkiefer haben, oder wie das Schna- belthier und die Ameisenbären ꝛc. gänzlich zahn- los sind. Bey denen aber, die mit obern Schnei- dezähnen versehen sind, sitzen dieselben nie wie beym Menschen in den Oberkiefern selbst, sondern immer in diesem zwischen denselben eingekeilten besondern – einfachen oder gepaarten – Knochen.Da Galenus in seiner Osteologie cap. 4. p. 12. A. B. diesen Knochen unter die übrigen am Schädel zählt, so erwies Vesalius daraus, daß jenes canonisirte kleine Werk nicht nach Men- schengerippen verfaßt seyn könne, wodurch er sich denn bekanntlich den fast wüthigen Haß so vieler seiner Zeitgenossen zuzog, die ihren Galenus dieses Knochen wegen theils mit unglaublich ge- zwungnen Sophistereyen zu retten suchten. s. z. B. iac. sylvii depulsio calumniarium Vesani cu- iusdam in Galenum §. 5. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0233" xml:id="pb207_0001" n="207"/> eine mondförmige Spalte oder Ritze<note anchored="true" place="foot" n="e)"><p>Auch diese, von vielen neuern Osteologen vergeßne<lb/> oder übersehne Fissur ist von den großen Zerglie-<lb/> drern des sechszehnten Jahrhunderts aufs genauste<lb/> bemerkt worden: s. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">vesal</hi></hi>. <hi rendition="#aq">cap</hi>. 9. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 2. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a. a</hi></hi>.<lb/> und <hi rendition="#aq">p</hi>. 52. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">fallop</hi></hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">observ. anat</hi></hi>. <hi rendition="#aq">p</hi>. 35. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">b</hi></hi>. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">co-<lb/> lumbus</hi> p</hi>. 55. vergl. auch <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">riolan</hi></hi>. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">anthropogr</hi></hi>.<lb/><hi rendition="#aq">p</hi>. 649. und <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">h. eysson</hi></hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">de ossib. infantis</hi></hi> <hi rendition="#aq">p</hi>. 26. <hi rendition="#aq">sq</hi>.</p></note> (<hi rendition="#aq">fissura<lb/> incisiua</hi>), die von der Scheidewand zwischen<lb/> dem äußersten Schneidezahn und dem Eckzahn<lb/> anfängt und nach dem <hi rendition="#aq">for. palat. anterius</hi><lb/> lauft, und gleichsam eine schwache Spur des<lb/> bey andern Säugethieren befindlichen <hi rendition="#aq">ossis</hi><lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">intermaxillaris</hi></hi><note anchored="true" place="foot" n="f)"><p>Ich habe diesen so berühmten Knochen lieber os<lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">intermaxillare</hi></hi>, als mit Hrn. von Haller und<lb/> andern Zergliederern <hi rendition="#aq">os incisiuum</hi> nennen wollen,<lb/> weil er sich auch bey solchen Säugethieren findet<lb/> die entweder wie die wiederkauenden mit gespalt-<lb/> nen Klauen, und Armadille ꝛc. keine Schneide-<lb/> zähne im Oberkiefer haben, oder wie das Schna-<lb/> belthier und die Ameisenbären ꝛc. gänzlich zahn-<lb/> los sind. Bey denen aber, die mit obern Schnei-<lb/> dezähnen versehen sind, sitzen dieselben nie wie<lb/> beym Menschen in den Oberkiefern selbst, sondern<lb/> immer in diesem zwischen denselben eingekeilten<lb/> besondern – einfachen oder gepaarten – Knochen.</p><p>Da Galenus in seiner Osteologie <hi rendition="#aq">cap</hi>. 4.<lb/><hi rendition="#aq">p</hi>. 12. <hi rendition="#aq">A. B</hi>. diesen Knochen unter die übrigen am<lb/> Schädel zählt, so erwies Vesalius daraus, daß<lb/> jenes canonisirte kleine Werk nicht nach Men-<lb/> schengerippen verfaßt seyn könne, wodurch er sich<lb/> denn bekanntlich den fast wüthigen Haß so vieler<lb/> seiner Zeitgenossen zuzog, die ihren Galenus<lb/> dieses Knochen wegen theils mit unglaublich ge-<lb/> zwungnen Sophistereyen zu retten suchten. s. z. B.<lb/><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">iac. sylvii</hi></hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">depulsio calumniarium</hi></hi> <hi rendition="#aq">Vesani</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">cu-<lb/> iusdam</hi></hi> <hi rendition="#aq">in Galenum</hi> §. 5. </p></note></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [207/0233]
eine mondförmige Spalte oder Ritze e) (fissura
incisiua), die von der Scheidewand zwischen
dem äußersten Schneidezahn und dem Eckzahn
anfängt und nach dem for. palat. anterius
lauft, und gleichsam eine schwache Spur des
bey andern Säugethieren befindlichen ossis
intermaxillaris f)
e) Auch diese, von vielen neuern Osteologen vergeßne
oder übersehne Fissur ist von den großen Zerglie-
drern des sechszehnten Jahrhunderts aufs genauste
bemerkt worden: s. vesal. cap. 9. fig. 2. a. a.
und p. 52. fallop observ. anat. p. 35. b. co-
lumbus p. 55. vergl. auch riolan. anthropogr.
p. 649. und h. eysson de ossib. infantis p. 26. sq.
f) Ich habe diesen so berühmten Knochen lieber os
intermaxillare, als mit Hrn. von Haller und
andern Zergliederern os incisiuum nennen wollen,
weil er sich auch bey solchen Säugethieren findet
die entweder wie die wiederkauenden mit gespalt-
nen Klauen, und Armadille ꝛc. keine Schneide-
zähne im Oberkiefer haben, oder wie das Schna-
belthier und die Ameisenbären ꝛc. gänzlich zahn-
los sind. Bey denen aber, die mit obern Schnei-
dezähnen versehen sind, sitzen dieselben nie wie
beym Menschen in den Oberkiefern selbst, sondern
immer in diesem zwischen denselben eingekeilten
besondern – einfachen oder gepaarten – Knochen.
Da Galenus in seiner Osteologie cap. 4.
p. 12. A. B. diesen Knochen unter die übrigen am
Schädel zählt, so erwies Vesalius daraus, daß
jenes canonisirte kleine Werk nicht nach Men-
schengerippen verfaßt seyn könne, wodurch er sich
denn bekanntlich den fast wüthigen Haß so vieler
seiner Zeitgenossen zuzog, die ihren Galenus
dieses Knochen wegen theils mit unglaublich ge-
zwungnen Sophistereyen zu retten suchten. s. z. B.
iac. sylvii depulsio calumniarium Vesani cu-
iusdam in Galenum §. 5.
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