Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

einige genauere Untersuchungen darüber nachge-
holt werden.

§. 62.

Ihre Grundlage bleibt immer ein schwam-
michtes zellichtes Gewebe, dessen Zwischen-
räume vor ihrer Verknöcherung mit einer bloßen
Knorpel-Gallerte, nachher aber mit einem
mehr erdichten Knochensaft gefüllt sind. Dieses
Gewebe zeigt sich am augenscheinlichsten, wenn
man Knochen eine Zeit lang in verdünnten mi-
neralischen - oder in concentrirten vegetabili-
schen Säuren eingeweicht hat, da denn die in
selbigen vertheilte Kalkerde allgemach aufgelößt,
und dasselbe im gleichen Verhältnis erweicht und
dadurch sichtbar gemacht wird. - Dann
auch durch die Versuche mit dem Papinischen
Kessel*) in welchem die Knochen bey einem
mäßigen Feuer mittelst eingeschloßener Dämpfe
wieder zu einer Gallerte zerkocht werden kön-
nen. - Und endlich auch durch das Aussehen
der durch verschiedne Krankheiten gleichsam wie-
der decomponirten und mürbe gemachten Kno-
chen (Taf. I. Fig. 1.).

*) Der abentheurliche Projectmacher Dion. Papin
hat seine Maschine zuerst 1679 der Londner Societät
vorgelegt. s. birch T. III. p. 486. - Von neuen Ver-
besserungen dieses Kessels s. Wilke in den Schwed.
Abhandl. v. J. 1773. - Der dessen ich mich zu
diesen Versuchen bedient, ist v. Hrn. Hofr. Kästner
in den Götting. Gel. Anz. 1771. S. 41. u. f.
beschrieben.

einige genauere Untersuchungen darüber nachge-
holt werden.

§. 62.

Ihre Grundlage bleibt immer ein schwam-
michtes zellichtes Gewebe, dessen Zwischen-
räume vor ihrer Verknöcherung mit einer bloßen
Knorpel-Gallerte, nachher aber mit einem
mehr erdichten Knochensaft gefüllt sind. Dieses
Gewebe zeigt sich am augenscheinlichsten, wenn
man Knochen eine Zeit lang in verdünnten mi-
neralischen – oder in concentrirten vegetabili-
schen Säuren eingeweicht hat, da denn die in
selbigen vertheilte Kalkerde allgemach aufgelößt,
und dasselbe im gleichen Verhältnis erweicht und
dadurch sichtbar gemacht wird. – Dann
auch durch die Versuche mit dem Papinischen
Kessel*) in welchem die Knochen bey einem
mäßigen Feuer mittelst eingeschloßener Dämpfe
wieder zu einer Gallerte zerkocht werden kön-
nen. – Und endlich auch durch das Aussehen
der durch verschiedne Krankheiten gleichsam wie-
der decomponirten und mürbe gemachten Kno-
chen (Taf. I. Fig. 1.).

*) Der abentheurliche Projectmacher Dion. Papin
hat seine Maschine zuerst 1679 der Londner Societät
vorgelegt. s. birch T. III. p. 486. – Von neuen Ver-
besserungen dieses Kessels s. Wilke in den Schwed.
Abhandl. v. J. 1773. – Der dessen ich mich zu
diesen Versuchen bedient, ist v. Hrn. Hofr. Kästner
in den Götting. Gel. Anz. 1771. S. 41. u. f.
beschrieben.
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000062">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p rendition="#no_indent"><pb facs="#f0078" xml:id="pb046_0001" n="46"/>
einige genauere Untersuchungen darüber nachge-<lb/>
holt werden.</p>
          </div>
          <div n="3">
            <head rendition="#c">§. 62.</head><lb/>
            <p>Ihre Grundlage bleibt immer ein schwam-<lb/>
michtes zellichtes Gewebe, dessen Zwischen-<lb/>
räume vor ihrer Verknöcherung mit einer bloßen<lb/>
Knorpel-Gallerte, nachher aber mit einem<lb/>
mehr erdichten Knochensaft gefüllt sind. Dieses<lb/>
Gewebe zeigt sich am augenscheinlichsten, wenn<lb/>
man Knochen eine Zeit lang in verdünnten mi-<lb/>
neralischen &#x2013; oder in concentrirten vegetabili-<lb/>
schen Säuren eingeweicht hat, da denn die in<lb/>
selbigen vertheilte Kalkerde allgemach aufgelößt,<lb/>
und dasselbe im gleichen Verhältnis erweicht und<lb/>
dadurch sichtbar gemacht wird. &#x2013; Dann<lb/>
auch durch die Versuche mit dem Papinischen<lb/>
Kessel<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Der abentheurliche Projectmacher Dion. Papin<lb/>
hat seine Maschine zuerst 1679 der Londner Societät<lb/>
vorgelegt. s. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">birch</hi> T</hi>. III. <hi rendition="#aq">p</hi>. 486. &#x2013; Von neuen Ver-<lb/>
besserungen dieses Kessels s. Wilke in den Schwed.<lb/>
Abhandl. v. J. 1773. &#x2013; Der dessen ich mich zu<lb/>
diesen Versuchen bedient, ist v. Hrn. Hofr. Kästner<lb/>
in den Götting. Gel. Anz. 1771. S. 41. u. f.<lb/>
beschrieben.</p></note> in welchem die Knochen bey einem<lb/>
mäßigen Feuer mittelst eingeschloßener Dämpfe<lb/>
wieder zu einer Gallerte zerkocht werden kön-<lb/>
nen. &#x2013; Und endlich auch durch das Aussehen<lb/>
der durch verschiedne Krankheiten gleichsam wie-<lb/>
der decomponirten und mürbe gemachten Kno-<lb/>
chen (Taf. I. Fig. 1.).</p>
          </div>
          <div n="3">
</div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0078] einige genauere Untersuchungen darüber nachge- holt werden. §. 62. Ihre Grundlage bleibt immer ein schwam- michtes zellichtes Gewebe, dessen Zwischen- räume vor ihrer Verknöcherung mit einer bloßen Knorpel-Gallerte, nachher aber mit einem mehr erdichten Knochensaft gefüllt sind. Dieses Gewebe zeigt sich am augenscheinlichsten, wenn man Knochen eine Zeit lang in verdünnten mi- neralischen – oder in concentrirten vegetabili- schen Säuren eingeweicht hat, da denn die in selbigen vertheilte Kalkerde allgemach aufgelößt, und dasselbe im gleichen Verhältnis erweicht und dadurch sichtbar gemacht wird. – Dann auch durch die Versuche mit dem Papinischen Kessel *) in welchem die Knochen bey einem mäßigen Feuer mittelst eingeschloßener Dämpfe wieder zu einer Gallerte zerkocht werden kön- nen. – Und endlich auch durch das Aussehen der durch verschiedne Krankheiten gleichsam wie- der decomponirten und mürbe gemachten Kno- chen (Taf. I. Fig. 1.). *) Der abentheurliche Projectmacher Dion. Papin hat seine Maschine zuerst 1679 der Londner Societät vorgelegt. s. birch T. III. p. 486. – Von neuen Ver- besserungen dieses Kessels s. Wilke in den Schwed. Abhandl. v. J. 1773. – Der dessen ich mich zu diesen Versuchen bedient, ist v. Hrn. Hofr. Kästner in den Götting. Gel. Anz. 1771. S. 41. u. f. beschrieben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/78
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/78>, abgerufen am 25.11.2024.