Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786.§. 35. Das ganze Ernährungsgeschäfte läßt sich bey *) Z. B. den Callus nach Beinbrüchen, widernatür- liche Verknöcherungen weicher Theile, die Tuff- steinartige Materie in den Gelenken der nicht sel- ten mit einer Art von Gicht befallnen Hüner u. s. w. **) Die leichteste und sicherste Weise von allen, die ich versucht habe, ist daß man aus der gepülverten Krappwurzel mit Brodteig Pillen macht, und die wenn sie hart worden den Thieren einstopft. Man kan sie in Vorrath machen und lange aufhe- ben, ohne daß sie merklich an ihrer färbenden Kraft etwas verlieren sollten. Bey jungen Tau- ben färben diese Pillen schon binnen 24 Stunden alle Knochen, selbst den Ring im Augapfel, Ro- senfarb. ***) Bis jetzt wenigstens sind alle meine Versuche frucht-
los gewesen, den Fröschen und Wassermolchen Färberröthe beyzubringen. Die ihnen mit Gewalt eingestopften Pillen haben sie jedesmal wieder von sich gegeben, und wenn ich das Krapp-Pulver in ihr Wasser gerührt, in der Hoffnung, daß sie es da gelegentlich schlucken sollten, sind sie nach 8 oder 14 Tagen darin gestorben, ohne daß ihre Kno- chen im mindesten dadurch angegriffen worden wä- ren. Es scheint dieß einen neuen Beweis von der grossen Unänlichkeit zu geben, die zwischen der körperlichen Einrichtung der warmblütigen und §. 35. Das ganze Ernährungsgeschäfte läßt sich bey *) Z. B. den Callus nach Beinbrüchen, widernatür- liche Verknöcherungen weicher Theile, die Tuff- steinartige Materie in den Gelenken der nicht sel- ten mit einer Art von Gicht befallnen Hüner u. s. w. **) Die leichteste und sicherste Weise von allen, die ich versucht habe, ist daß man aus der gepülverten Krappwurzel mit Brodteig Pillen macht, und die wenn sie hart worden den Thieren einstopft. Man kan sie in Vorrath machen und lange aufhe- ben, ohne daß sie merklich an ihrer färbenden Kraft etwas verlieren sollten. Bey jungen Tau- ben färben diese Pillen schon binnen 24 Stunden alle Knochen, selbst den Ring im Augapfel, Ro- senfarb. ***) Bis jetzt wenigstens sind alle meine Versuche frucht-
los gewesen, den Fröschen und Wassermolchen Färberröthe beyzubringen. Die ihnen mit Gewalt eingestopften Pillen haben sie jedesmal wieder von sich gegeben, und wenn ich das Krapp-Pulver in ihr Wasser gerührt, in der Hoffnung, daß sie es da gelegentlich schlucken sollten, sind sie nach 8 oder 14 Tagen darin gestorben, ohne daß ihre Kno- chen im mindesten dadurch angegriffen worden wä- ren. Es scheint dieß einen neuen Beweis von der grossen Unänlichkeit zu geben, die zwischen der körperlichen Einrichtung der warmblütigen und <TEI> <text xml:id="blume_hbnatur_000062"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0058" xml:id="pb026_0001" n="26"/> <head rendition="#c">§. 35.</head><lb/> <p>Das ganze Ernährungsgeschäfte läßt sich bey<lb/> den Knochen weit sinnlicher, anschaulicher als bey<lb/> irgend einem andern Bestandtheil des thierischen<lb/> Körpers durch die bekannten Versuche mit der<lb/> Färberröthe erweisen, deren Wurzel blos<lb/> die Knochen und knochenartigen Theile<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Z. B. den Callus nach Beinbrüchen, widernatür-<lb/> liche Verknöcherungen weicher Theile, die Tuff-<lb/> steinartige Materie in den Gelenken der nicht sel-<lb/> ten mit einer Art von Gicht befallnen Hüner u. s. w.</p></note> der<lb/> damit gefütterten<note anchored="true" place="foot" n="**)"><p>Die leichteste und sicherste Weise von allen, die ich<lb/> versucht habe, ist daß man aus der gepülverten<lb/> Krappwurzel mit Brodteig Pillen macht, und<lb/> die wenn sie hart worden den Thieren einstopft.<lb/> Man kan sie in Vorrath machen und lange aufhe-<lb/> ben, ohne daß sie merklich an ihrer färbenden<lb/> Kraft etwas verlieren sollten. Bey jungen Tau-<lb/> ben färben diese Pillen schon binnen 24 Stunden<lb/> alle Knochen, selbst den Ring im Augapfel, Ro-<lb/> senfarb.</p></note> warmblütigen<note anchored="true" place="foot" n="***)"><p>Bis jetzt wenigstens sind alle meine Versuche frucht-<lb/> los gewesen, den Fröschen und Wassermolchen<lb/> Färberröthe beyzubringen. Die ihnen mit Gewalt<lb/> eingestopften Pillen haben sie jedesmal wieder von<lb/> sich gegeben, und wenn ich das Krapp-Pulver in<lb/> ihr Wasser gerührt, in der Hoffnung, daß sie es<lb/> da gelegentlich schlucken sollten, sind sie nach 8<lb/> oder 14 Tagen darin gestorben, ohne daß ihre Kno-<lb/> chen im mindesten dadurch angegriffen worden wä-<lb/> ren. Es scheint dieß einen neuen Beweis von der<lb/> grossen Unänlichkeit zu geben, die zwischen der<lb/> körperlichen Einrichtung der warmblütigen und<lb/></p></note></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0058]
§. 35.
Das ganze Ernährungsgeschäfte läßt sich bey
den Knochen weit sinnlicher, anschaulicher als bey
irgend einem andern Bestandtheil des thierischen
Körpers durch die bekannten Versuche mit der
Färberröthe erweisen, deren Wurzel blos
die Knochen und knochenartigen Theile *) der
damit gefütterten **) warmblütigen ***)
*) Z. B. den Callus nach Beinbrüchen, widernatür-
liche Verknöcherungen weicher Theile, die Tuff-
steinartige Materie in den Gelenken der nicht sel-
ten mit einer Art von Gicht befallnen Hüner u. s. w.
**) Die leichteste und sicherste Weise von allen, die ich
versucht habe, ist daß man aus der gepülverten
Krappwurzel mit Brodteig Pillen macht, und
die wenn sie hart worden den Thieren einstopft.
Man kan sie in Vorrath machen und lange aufhe-
ben, ohne daß sie merklich an ihrer färbenden
Kraft etwas verlieren sollten. Bey jungen Tau-
ben färben diese Pillen schon binnen 24 Stunden
alle Knochen, selbst den Ring im Augapfel, Ro-
senfarb.
***) Bis jetzt wenigstens sind alle meine Versuche frucht-
los gewesen, den Fröschen und Wassermolchen
Färberröthe beyzubringen. Die ihnen mit Gewalt
eingestopften Pillen haben sie jedesmal wieder von
sich gegeben, und wenn ich das Krapp-Pulver in
ihr Wasser gerührt, in der Hoffnung, daß sie es
da gelegentlich schlucken sollten, sind sie nach 8
oder 14 Tagen darin gestorben, ohne daß ihre Kno-
chen im mindesten dadurch angegriffen worden wä-
ren. Es scheint dieß einen neuen Beweis von der
grossen Unänlichkeit zu geben, die zwischen der
körperlichen Einrichtung der warmblütigen und
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