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Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786.

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erwachsenen Menschen nicht zusammenverwach-
sen*), sondern durch eine wahre Symphy-
sis**) (Th. I. §. 101.) mit einander verbun-
den, mithin etwas nachgiebig***)

*) Aber wohl verwachsen sie nicht selten durch Ankylo-
sen. Und zwar (wie Hr. Camper in den gedachten
Zusätzen zum Mauriceau anmerkt, und ich selbst
bestätigt gefunden habe) zuweilen schon im erwach-
senen jugendlichen Alter.Am häufigsten verwächst das erste Stück des
Kuckucksbeins mit dem Ende des Kreuzbeins
(s. oben S. 304.), und dann die letzten Stücke
von jenem untereinander selbst, so wie in Hunter's
anat. vteri hum. grauidi tab. IX. lit. H. K. - vergl.
levret art des accouchemens pag. 4.Die Ankylosen des Kuckucksbeins entstehen be-
sonders leicht bey Frauenzimmern die viel reiten,
und sich eben dadurch oft ihre Niederkunft erschwe-
ren. - Eine Anmerkung die sich auch bey wilden
herittnen Nationen bestätigt findet. Der Pater
Dobrizhoffer z. B. handelt daher ausführlich von
den schweren Geburten der Adiponischen Weiber,
die, wie er sagt, den größten Theil ihres Lebens
mit Reiten zubringen, und dabey nach der Män-
ner Art auf ihren harten rindsledernen Sätteln sitzen.
s. dessen Geschichte der Abiponer, einer berittenen
und kriegerischen Nation in Paraguay 11ter Band
S. 269 u. f.
**) Daher das Kuckucksbein leicht durch ein gewaltsa-
mes hartes Niedersetzen oder durch einen Stoß
desselben an eine Ecke leicht verrenkt werden, und
dann in Beinfras übergehen, und auch wohl starke
Eiterung der benachbarten Theile und den Tod
nach sich ziehen kann, s. sve et dangerville de
coccygis luxatione
Paris. 1770. 4.
***) Diese Nachgiebigkeit hat schon beym Stuhlgange,
vorzüglich aber bey der Niederkunft ihren Nutzen.

erwachsenen Menschen nicht zusammenverwach-
sen*), sondern durch eine wahre Symphy-
sis**) (Th. I. §. 101.) mit einander verbun-
den, mithin etwas nachgiebig***)

*) Aber wohl verwachsen sie nicht selten durch Ankylo-
sen. Und zwar (wie Hr. Camper in den gedachten
Zusätzen zum Mauriceau anmerkt, und ich selbst
bestätigt gefunden habe) zuweilen schon im erwach-
senen jugendlichen Alter.Am häufigsten verwächst das erste Stück des
Kuckucksbeins mit dem Ende des Kreuzbeins
(s. oben S. 304.), und dann die letzten Stücke
von jenem untereinander selbst, so wie in Hunter's
anat. vteri hum. grauidi tab. IX. lit. H. K. – vergl.
levret art des accouchemens pag. 4.Die Ankylosen des Kuckucksbeins entstehen be-
sonders leicht bey Frauenzimmern die viel reiten,
und sich eben dadurch oft ihre Niederkunft erschwe-
ren. – Eine Anmerkung die sich auch bey wilden
herittnen Nationen bestätigt findet. Der Pater
Dobrizhoffer z. B. handelt daher ausführlich von
den schweren Geburten der Adiponischen Weiber,
die, wie er sagt, den größten Theil ihres Lebens
mit Reiten zubringen, und dabey nach der Män-
ner Art auf ihren harten rindsledernen Sätteln sitzen.
s. dessen Geschichte der Abiponer, einer berittenen
und kriegerischen Nation in Paraguay 11ter Band
S. 269 u. f.
**) Daher das Kuckucksbein leicht durch ein gewaltsa-
mes hartes Niedersetzen oder durch einen Stoß
desselben an eine Ecke leicht verrenkt werden, und
dann in Beinfras übergehen, und auch wohl starke
Eiterung der benachbarten Theile und den Tod
nach sich ziehen kann, s. sve et dangerville de
coccygis luxatione
Paris. 1770. 4.
***) Diese Nachgiebigkeit hat schon beym Stuhlgange,
vorzüglich aber bey der Niederkunft ihren Nutzen.
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[311/0343] erwachsenen Menschen nicht zusammenverwach- sen *), sondern durch eine wahre Symphy- sis **) (Th. I. §. 101.) mit einander verbun- den, mithin etwas nachgiebig ***) *) Aber wohl verwachsen sie nicht selten durch Ankylo- sen. Und zwar (wie Hr. Camper in den gedachten Zusätzen zum Mauriceau anmerkt, und ich selbst bestätigt gefunden habe) zuweilen schon im erwach- senen jugendlichen Alter. Am häufigsten verwächst das erste Stück des Kuckucksbeins mit dem Ende des Kreuzbeins (s. oben S. 304.), und dann die letzten Stücke von jenem untereinander selbst, so wie in Hunter's anat. vteri hum. grauidi tab. IX. lit. H. K. – vergl. levret art des accouchemens pag. 4. Die Ankylosen des Kuckucksbeins entstehen be- sonders leicht bey Frauenzimmern die viel reiten, und sich eben dadurch oft ihre Niederkunft erschwe- ren. – Eine Anmerkung die sich auch bey wilden herittnen Nationen bestätigt findet. Der Pater Dobrizhoffer z. B. handelt daher ausführlich von den schweren Geburten der Adiponischen Weiber, die, wie er sagt, den größten Theil ihres Lebens mit Reiten zubringen, und dabey nach der Män- ner Art auf ihren harten rindsledernen Sätteln sitzen. s. dessen Geschichte der Abiponer, einer berittenen und kriegerischen Nation in Paraguay 11ter Band S. 269 u. f. **) Daher das Kuckucksbein leicht durch ein gewaltsa- mes hartes Niedersetzen oder durch einen Stoß desselben an eine Ecke leicht verrenkt werden, und dann in Beinfras übergehen, und auch wohl starke Eiterung der benachbarten Theile und den Tod nach sich ziehen kann, s. sve et dangerville de coccygis luxatione Paris. 1770. 4. ***) Diese Nachgiebigkeit hat schon beym Stuhlgange, vorzüglich aber bey der Niederkunft ihren Nutzen.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/343>, abgerufen am 27.11.2024.