Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786.Vier und zwanzigster Abschnitt. Von den Zähnen. §. 172. Ohngeachtet es, wie schon Galenus*) *) De ossib. ad tyrones pag. 13. sq. **) Es scheint, daß man blos den rothblütigen Thieren wahre Zähne zu gestehen kan. Was bey den Insecten und Würmern dafür angenommen wird, ist doch zu sehr von der Substanz würklicher Zähne ver- schieden.Unter den rothblütigen fällt ferner die ganze Classe der Vögel aus, als welche sämmtlich ohne alle Ausnahme zahnlos sind.Und selbst unter den übrigen drey Classen, nemlich unter den warmblütigen Säugethieren und unter den kaltblütigen Amphibien und Fischen giebt es doch auch noch zahlreiche Aus- nahmen von ungezähnten Geschlechtern. - Denn was Hr. von Haller elem. physiol. vol. VI. pag. 19. glaubt, daß alle warmblütige vierfüssige Thiere mit Zähnen versehen wären, ist irrig; da die Ameisenbären und die Formosanischen Schuppen- thiere (manis) nicht einen einzigen Zahn haben; eben so wenig als die eigentlichen Wallfische. ***) Sie sind doch allemal Knochenartig, so gut als
Nußschaale holzartig ist, wenn gleich zwischen einer Nuß und dem Holz ihres Baums noch ein Unterschied bleibt. Vier und zwanzigster Abschnitt. Von den Zähnen. §. 172. Ohngeachtet es, wie schon Galenus*) *) De ossib. ad tyrones pag. 13. sq. **) Es scheint, daß man blos den rothblütigen Thieren wahre Zähne zu gestehen kan. Was bey den Insecten und Würmern dafür angenommen wird, ist doch zu sehr von der Substanz würklicher Zähne ver- schieden.Unter den rothblütigen fällt ferner die ganze Classe der Vögel aus, als welche sämmtlich ohne alle Ausnahme zahnlos sind.Und selbst unter den übrigen drey Classen, nemlich unter den warmblütigen Säugethieren und unter den kaltblütigen Amphibien und Fischen giebt es doch auch noch zahlreiche Aus- nahmen von ungezähnten Geschlechtern. – Denn was Hr. von Haller elem. physiol. vol. VI. pag. 19. glaubt, daß alle warmblütige vierfüssige Thiere mit Zähnen versehen wären, ist irrig; da die Ameisenbären und die Formosanischen Schuppen- thiere (manis) nicht einen einzigen Zahn haben; eben so wenig als die eigentlichen Wallfische. ***) Sie sind doch allemal Knochenartig, so gut als
Nußschaale holzartig ist, wenn gleich zwischen einer Nuß und dem Holz ihres Baums noch ein Unterschied bleibt. <TEI> <text xml:id="blume_hbnatur_000062"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0273" xml:id="pb241_0001" n="241"/> <head rendition="#c">Vier und zwanzigster Abschnitt.<lb/> Von den Zähnen.</head><lb/> <div n="3"> <head rendition="#c">§. 172.</head><lb/> <p rendition="#no_indent">Ohngeachtet es, wie schon Galenus<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">De ossib. ad tyrones</hi></hi><hi rendition="#aq">pag</hi>. 13. <hi rendition="#aq">sq</hi>.</p></note><lb/> erinnert, eine bloße sophistische Spitz-<lb/> findigkeit seyn würde, wenn man die Zähne<note anchored="true" place="foot" n="**)"><p>Es scheint, daß man blos den rothblütigen Thieren<lb/> wahre Zähne zu gestehen kan. Was bey den Insecten<lb/> und Würmern dafür angenommen wird, ist doch<lb/> zu sehr von der Substanz würklicher Zähne ver-<lb/> schieden.</p><p>Unter den rothblütigen fällt ferner die ganze<lb/> Classe der Vögel aus, als welche sämmtlich ohne<lb/> alle Ausnahme zahnlos sind.</p><p>Und selbst unter den übrigen drey Classen,<lb/> nemlich unter den warmblütigen Säugethieren<lb/> und unter den kaltblütigen Amphibien und<lb/> Fischen giebt es doch auch noch zahlreiche Aus-<lb/> nahmen von ungezähnten Geschlechtern. – Denn<lb/> was Hr. von Haller <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">elem. physiol</hi></hi>. <hi rendition="#aq">vol</hi>. VI. <hi rendition="#aq">pag</hi>. 19.<lb/> glaubt, daß alle warmblütige vierfüssige Thiere<lb/> mit Zähnen versehen wären, ist irrig; da die<lb/> Ameisenbären und die Formosanischen Schuppen-<lb/> thiere (<hi rendition="#aq">manis</hi>) nicht einen einzigen Zahn haben;<lb/> eben so wenig als die eigentlichen Wallfische.</p></note><lb/> gar nicht zu den Knochen rechnen wollte<note anchored="true" place="foot" n="***)"><p>Sie sind doch allemal Knochenartig, so gut als<lb/> Nußschaale holzartig ist, wenn gleich zwischen<lb/> einer Nuß und dem Holz ihres Baums noch ein<lb/> Unterschied bleibt.</p></note>:<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [241/0273]
Vier und zwanzigster Abschnitt.
Von den Zähnen.
§. 172.
Ohngeachtet es, wie schon Galenus *)
erinnert, eine bloße sophistische Spitz-
findigkeit seyn würde, wenn man die Zähne **)
gar nicht zu den Knochen rechnen wollte ***):
*) De ossib. ad tyrones pag. 13. sq.
**) Es scheint, daß man blos den rothblütigen Thieren
wahre Zähne zu gestehen kan. Was bey den Insecten
und Würmern dafür angenommen wird, ist doch
zu sehr von der Substanz würklicher Zähne ver-
schieden.
Unter den rothblütigen fällt ferner die ganze
Classe der Vögel aus, als welche sämmtlich ohne
alle Ausnahme zahnlos sind.
Und selbst unter den übrigen drey Classen,
nemlich unter den warmblütigen Säugethieren
und unter den kaltblütigen Amphibien und
Fischen giebt es doch auch noch zahlreiche Aus-
nahmen von ungezähnten Geschlechtern. – Denn
was Hr. von Haller elem. physiol. vol. VI. pag. 19.
glaubt, daß alle warmblütige vierfüssige Thiere
mit Zähnen versehen wären, ist irrig; da die
Ameisenbären und die Formosanischen Schuppen-
thiere (manis) nicht einen einzigen Zahn haben;
eben so wenig als die eigentlichen Wallfische.
***) Sie sind doch allemal Knochenartig, so gut als
Nußschaale holzartig ist, wenn gleich zwischen
einer Nuß und dem Holz ihres Baums noch ein
Unterschied bleibt.
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