Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 61.

An dem corpus des Keilbeins zeigt sich eine
sehr häufige Verschiedenheit, die um so merk-
würdiger ist, da übrigens der Bildungstrieb
in der Ausbildung des Gehirns und der in-
nern Grundfläche des Hirnschedels weit seltner
und weniger als in andern Theilen des Körpers
von der bestimmten Richtschnur abweicht*).

Diese Verschiedenheit besteht darin, daß
in manchen Schedeln die obere Seite der pars
basilaris
des Hinterhauptbeins (§. 38.) dicht
an die hintern process. clinoideos anstößt -
in andern hingegen weit davon entfernt bleibt,
so daß eine ganz eigne schräge Fläche des Keil-
beins vom Ende jener pars basilaris zu den ge-
dachten process. clinoideis schräg emporsteigt**)
die wol durch den besondern Namen der Abda-
chung (cliuus) unterschieden zu werden verdient.

Dieser Unterschied ist so sehr beträchtlich
und auffallend, daß dadurch das Profil von
diesem corpus des Keilbeins, wenn es von vorn
nach hinten vertical durchschnitten wird, im
ersten Fall ein Quadrat, im letztern hingegen
ein Pentagon vorstellt. - Die obere Seite
dieses Pentagons läuft von den hintern pro-

*) schneider de osse cribriformi pag. 36.
**) Die Fläche selbst hat Eustach schon abgebildet
tab. XLVI. fig. 11. a.
§. 61.

An dem corpus des Keilbeins zeigt sich eine
sehr häufige Verschiedenheit, die um so merk-
würdiger ist, da übrigens der Bildungstrieb
in der Ausbildung des Gehirns und der in-
nern Grundfläche des Hirnschedels weit seltner
und weniger als in andern Theilen des Körpers
von der bestimmten Richtschnur abweicht*).

Diese Verschiedenheit besteht darin, daß
in manchen Schedeln die obere Seite der pars
basilaris
des Hinterhauptbeins (§. 38.) dicht
an die hintern process. clinoideos anstößt –
in andern hingegen weit davon entfernt bleibt,
so daß eine ganz eigne schräge Fläche des Keil-
beins vom Ende jener pars basilaris zu den ge-
dachten process. clinoideis schräg emporsteigt**)
die wol durch den besondern Namen der Abda-
chung (cliuus) unterschieden zu werden verdient.

Dieser Unterschied ist so sehr beträchtlich
und auffallend, daß dadurch das Profil von
diesem corpus des Keilbeins, wenn es von vorn
nach hinten vertical durchschnitten wird, im
ersten Fall ein Quadrat, im letztern hingegen
ein Pentagon vorstellt. – Die obere Seite
dieses Pentagons läuft von den hintern pro-

*) schneider de osse cribriformi pag. 36.
**) Die Fläche selbst hat Eustach schon abgebildet
tab. XLVI. fig. 11. a.
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000062">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0187" xml:id="pb155_0001" n="155"/>
            <head rendition="#c">§. 61.</head><lb/>
            <p>An dem <hi rendition="#aq">corpus</hi> des Keilbeins zeigt sich eine<lb/>
sehr häufige Verschiedenheit, die um so merk-<lb/>
würdiger ist, da übrigens der Bildungstrieb<lb/>
in der Ausbildung des Gehirns und der in-<lb/>
nern Grundfläche des Hirnschedels weit seltner<lb/>
und weniger als in andern Theilen des Körpers<lb/>
von der bestimmten Richtschnur abweicht<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">schneider</hi></hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">de osse cribriformi</hi></hi><hi rendition="#aq">pag</hi>. 36.</p></note>.</p>
            <p>Diese Verschiedenheit besteht darin, daß<lb/>
in manchen Schedeln die obere Seite der <hi rendition="#aq">pars<lb/>
basilaris</hi> des Hinterhauptbeins (§. 38.) dicht<lb/>
an die hintern <hi rendition="#aq">process. clinoideos</hi> anstößt &#x2013;<lb/>
in andern hingegen weit davon entfernt bleibt,<lb/>
so daß eine ganz eigne schräge Fläche des Keil-<lb/>
beins vom Ende jener <hi rendition="#aq">pars basilaris</hi> zu den ge-<lb/>
dachten <hi rendition="#aq">process. clinoideis</hi> schräg emporsteigt<note anchored="true" place="foot" n="**)"><p>Die Fläche selbst hat Eustach schon abgebildet<lb/><hi rendition="#aq">tab</hi>. XLVI. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 11. <hi rendition="#aq">a</hi>.</p></note><lb/>
die wol durch den besondern Namen der Abda-<lb/>
chung (<hi rendition="#aq">cliuus</hi>) unterschieden zu werden verdient.</p>
            <p>Dieser Unterschied ist so sehr beträchtlich<lb/>
und auffallend, daß dadurch das Profil von<lb/>
diesem <hi rendition="#aq">corpus</hi> des Keilbeins, wenn es von vorn<lb/>
nach hinten vertical durchschnitten wird, im<lb/>
ersten Fall ein Quadrat, im letztern hingegen<lb/>
ein Pentagon vorstellt. &#x2013; Die obere Seite<lb/>
dieses Pentagons läuft von den hintern <hi rendition="#aq">pro</hi>-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0187] §. 61. An dem corpus des Keilbeins zeigt sich eine sehr häufige Verschiedenheit, die um so merk- würdiger ist, da übrigens der Bildungstrieb in der Ausbildung des Gehirns und der in- nern Grundfläche des Hirnschedels weit seltner und weniger als in andern Theilen des Körpers von der bestimmten Richtschnur abweicht *). Diese Verschiedenheit besteht darin, daß in manchen Schedeln die obere Seite der pars basilaris des Hinterhauptbeins (§. 38.) dicht an die hintern process. clinoideos anstößt – in andern hingegen weit davon entfernt bleibt, so daß eine ganz eigne schräge Fläche des Keil- beins vom Ende jener pars basilaris zu den ge- dachten process. clinoideis schräg emporsteigt **) die wol durch den besondern Namen der Abda- chung (cliuus) unterschieden zu werden verdient. Dieser Unterschied ist so sehr beträchtlich und auffallend, daß dadurch das Profil von diesem corpus des Keilbeins, wenn es von vorn nach hinten vertical durchschnitten wird, im ersten Fall ein Quadrat, im letztern hingegen ein Pentagon vorstellt. – Die obere Seite dieses Pentagons läuft von den hintern pro- *) schneider de osse cribriformi pag. 36. **) Die Fläche selbst hat Eustach schon abgebildet tab. XLVI. fig. 11. a.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/187
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/187>, abgerufen am 22.11.2024.