Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786.**) **)
III. Der Schedel des Nordamericanischen
Wilden unterscheidet sich von allen übrigen beson- ders durch dreyerley. 1) Vor allen durch die große breite ziemlich viereckte Fläche des sehr platt niedergedruckten Scheitels, der sich dagegen zu beiden Seiten nach den Schlafbeinen zu recht kuglicht wölbt. - Statt daß die Ränder des plani circularis beym Mumien-Kopf von dem Joch- bein an nach dem Scheitel convergiren: so divergi- ren sie hingegen bey diesem hier gar auffallend etc. 2) durch sehr hervorstehende tief ausgewürkte Backenknochen; und 3) durch eine sehr weite ge- räumige Nasenhöle.Die breite Scheitelfläche ist eine Wirkung der Kunst. - Die ganze Procedur wie verschiedene Nordamericanischen Nationen die Köpfe ihrer neu- gebohrnen Kinder entweder mit einen Sack voll Sand niederdrücken oder auch dadurch flach pressen, daß sie ihnen in der Wiege den Kopf viel niedriger legen als den übrigen Körper der dann mit seiner ganzen Last darauf drucken muß u. s. w. ist beson- ders in iam. adair's hist. of the North-American Indians Lond. 1775. 4. S. 8 u. f. 284 etc. umständ- lich beschrieben.Beides der flache Scheitel und die hervorste- henden Backenknochen finde ich auch in 8. Por- trätmäßig genauen Bildnissen Nordamericanischer Wilden, die ich vor mir habe, vollkommen be- stätigt.Und der weiten Nase entspricht der bekanntlich so unglaublich feine Geruch dieser Wilden wovon bey den zuverläßigsten Reisebeschreibern so ausneh- mende Beweise zu finden sind! **) **)
III. Der Schedel des Nordamericanischen
Wilden unterscheidet sich von allen übrigen beson- ders durch dreyerley. 1) Vor allen durch die große breite ziemlich viereckte Fläche des sehr platt niedergedruckten Scheitels, der sich dagegen zu beiden Seiten nach den Schlafbeinen zu recht kuglicht wölbt. – Statt daß die Ränder des plani circularis beym Mumien-Kopf von dem Joch- bein an nach dem Scheitel convergiren: so divergi- ren sie hingegen bey diesem hier gar auffallend ꝛc. 2) durch sehr hervorstehende tief ausgewürkte Backenknochen; und 3) durch eine sehr weite ge- räumige Nasenhöle.Die breite Scheitelfläche ist eine Wirkung der Kunst. – Die ganze Procedur wie verschiedene Nordamericanischen Nationen die Köpfe ihrer neu- gebohrnen Kinder entweder mit einen Sack voll Sand niederdrücken oder auch dadurch flach pressen, daß sie ihnen in der Wiege den Kopf viel niedriger legen als den übrigen Körper der dann mit seiner ganzen Last darauf drucken muß u. s. w. ist beson- ders in iam. adair's hist. of the North-American Indians Lond. 1775. 4. S. 8 u. f. 284 ꝛc. umständ- lich beschrieben.Beides der flache Scheitel und die hervorste- henden Backenknochen finde ich auch in 8. Por- trätmäßig genauen Bildnissen Nordamericanischer Wilden, die ich vor mir habe, vollkommen be- stätigt.Und der weiten Nase entspricht der bekanntlich so unglaublich feine Geruch dieser Wilden wovon bey den zuverläßigsten Reisebeschreibern so ausneh- mende Beweise zu finden sind! <TEI> <text xml:id="blume_hbnatur_000062"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <note anchored="true" place="foot" n="**)"> <p><pb facs="#f0121" xml:id="pb089_0001" n="89"/> III. Der Schedel des Nordamericanischen<lb/> Wilden unterscheidet sich von allen übrigen beson-<lb/> ders durch dreyerley. 1) Vor allen durch die<lb/> große breite ziemlich viereckte Fläche des sehr platt<lb/> niedergedruckten Scheitels, der sich dagegen zu<lb/> beiden Seiten nach den Schlafbeinen zu recht<lb/> kuglicht wölbt. – Statt daß die Ränder des<lb/><hi rendition="#aq">plani circularis</hi> beym Mumien-Kopf von dem Joch-<lb/> bein an nach dem Scheitel convergiren: so divergi-<lb/> ren sie hingegen bey diesem hier gar auffallend ꝛc.<lb/> 2) durch sehr hervorstehende tief ausgewürkte<lb/> Backenknochen; und 3) durch eine sehr weite ge-<lb/> räumige Nasenhöle.</p> <p>Die breite Scheitelfläche ist eine Wirkung der<lb/> Kunst. – Die ganze Procedur wie verschiedene<lb/> Nordamericanischen Nationen die Köpfe ihrer neu-<lb/> gebohrnen Kinder entweder mit einen Sack voll<lb/> Sand niederdrücken oder auch dadurch flach pressen,<lb/> daß sie ihnen in der Wiege den Kopf viel niedriger<lb/> legen als den übrigen Körper der dann mit seiner<lb/> ganzen Last darauf drucken muß u. s. w. ist beson-<lb/> ders in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">iam. adair's</hi></hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">hist. of the North-American<lb/> Indians</hi></hi> <hi rendition="#aq">Lond</hi>. 1775. 4. S. 8 u. f. 284 ꝛc. umständ-<lb/> lich beschrieben.</p> <p>Beides der flache Scheitel und die hervorste-<lb/> henden Backenknochen finde ich auch in 8. Por-<lb/> trätmäßig genauen Bildnissen Nordamericanischer<lb/> Wilden, die ich vor mir habe, vollkommen be-<lb/> stätigt.</p> <p>Und der weiten Nase entspricht der bekanntlich<lb/> so unglaublich feine Geruch dieser Wilden wovon<lb/> bey den zuverläßigsten Reisebeschreibern so ausneh-<lb/> mende Beweise zu finden sind!</p> <p> </p> </note> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [89/0121]
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**) III. Der Schedel des Nordamericanischen
Wilden unterscheidet sich von allen übrigen beson-
ders durch dreyerley. 1) Vor allen durch die
große breite ziemlich viereckte Fläche des sehr platt
niedergedruckten Scheitels, der sich dagegen zu
beiden Seiten nach den Schlafbeinen zu recht
kuglicht wölbt. – Statt daß die Ränder des
plani circularis beym Mumien-Kopf von dem Joch-
bein an nach dem Scheitel convergiren: so divergi-
ren sie hingegen bey diesem hier gar auffallend ꝛc.
2) durch sehr hervorstehende tief ausgewürkte
Backenknochen; und 3) durch eine sehr weite ge-
räumige Nasenhöle.
Die breite Scheitelfläche ist eine Wirkung der
Kunst. – Die ganze Procedur wie verschiedene
Nordamericanischen Nationen die Köpfe ihrer neu-
gebohrnen Kinder entweder mit einen Sack voll
Sand niederdrücken oder auch dadurch flach pressen,
daß sie ihnen in der Wiege den Kopf viel niedriger
legen als den übrigen Körper der dann mit seiner
ganzen Last darauf drucken muß u. s. w. ist beson-
ders in iam. adair's hist. of the North-American
Indians Lond. 1775. 4. S. 8 u. f. 284 ꝛc. umständ-
lich beschrieben.
Beides der flache Scheitel und die hervorste-
henden Backenknochen finde ich auch in 8. Por-
trätmäßig genauen Bildnissen Nordamericanischer
Wilden, die ich vor mir habe, vollkommen be-
stätigt.
Und der weiten Nase entspricht der bekanntlich
so unglaublich feine Geruch dieser Wilden wovon
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