des Knochens der Kinnbacken gezogen wird, wohl verstanden, wenn man die Köpfe im Profil betrachtet. In dem Winkel nun, den diese beiden Linien beschreiben, bestehet nicht allein der Unterschied der Thiere, sondern auch der unterschiedenen Nationen."
Mit dieser Art die Schädel zu messen, kommt man aber nie aufs Reine, denn
1) ist diese ganze Gesichtslinie höch- stens nur auf diejenigen Varietäten im Men- schengeschlechte anwendbar, die in der Rich- tung der Kinnladen von einander unterschie- den sind, keineswegs aber auf jene, die sich vielmehr durch ein in die Breite gezogenes Gesicht auszeichnen.
2) aber ist es auch öfters der Fall, daß zwei ganz verschiedene Schädel, doch einerlei Richtung der Gesichtslinie haben, und gegentheils mehrere Schädel einer Na- tion, welche im Ganzen genommen von glei- chem Habitus sind, nicht einerlei Richtung der Gesichtslinie haben. Aus dem bloßen
des Knochens der Kinnbacken gezogen wird, wohl verstanden, wenn man die Köpfe im Profil betrachtet. In dem Winkel nun, den diese beiden Linien beschreiben, bestehet nicht allein der Unterschied der Thiere, sondern auch der unterschiedenen Nationen.“
Mit dieser Art die Schädel zu messen, kommt man aber nie aufs Reine, denn
1) ist diese ganze Gesichtslinie höch- stens nur auf diejenigen Varietäten im Men- schengeschlechte anwendbar, die in der Rich- tung der Kinnladen von einander unterschie- den sind, keineswegs aber auf jene, die sich vielmehr durch ein in die Breite gezogenes Gesicht auszeichnen.
2) aber ist es auch öfters der Fall, daß zwei ganz verschiedene Schädel, doch einerlei Richtung der Gesichtslinie haben, und gegentheils mehrere Schädel einer Na- tion, welche im Ganzen genommen von glei- chem Habitus sind, nicht einerlei Richtung der Gesichtslinie haben. Aus dem bloßen
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des Knochens der Kinnbacken gezogen wird,
wohl verstanden, wenn man die Köpfe im
Profil betrachtet. In dem Winkel nun, den
diese beiden Linien beschreiben, bestehet nicht
allein der Unterschied der Thiere, sondern
auch der unterschiedenen Nationen.“
Mit dieser Art die Schädel zu messen,
kommt man aber nie aufs Reine, denn
1) ist diese ganze Gesichtslinie höch-
stens nur auf diejenigen Varietäten im Men-
schengeschlechte anwendbar, die in der Rich-
tung der Kinnladen von einander unterschie-
den sind, keineswegs aber auf jene, die sich
vielmehr durch ein in die Breite gezogenes
Gesicht auszeichnen.
2) aber ist es auch öfters der Fall,
daß zwei ganz verschiedene Schädel, doch
einerlei Richtung der Gesichtslinie haben,
und gegentheils mehrere Schädel einer Na-
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chem Habitus sind, nicht einerlei Richtung
der Gesichtslinie haben. Aus dem bloßen
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Blumenbach, Johann Friedrich: Kleine Schriften zur vergleichenden Physiologie und Anatomie und Naturgeschichte gehörig. Übers. und hrsg. D. Joh. Gottfr. Gruber. Leipzig, 1800, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_kleineschriften_1800/168>, abgerufen am 16.07.2024.
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