Von dem Zwecke und Nutzen dieser Ge- rüche, weiß man zur Zeit noch wenig Ge- wisses.
Sonst war es die gewöhnliche Meinung, der auch jetzt noch manche zugethan sind, daß die Klapperschlangen durch diesen Duft die Thiere betäubten, oder wie man sich ge- wöhnlich ausdrückt, bezauberten, eine Mei- nung, welche ich aber nicht unterschreiben mag. Ich glaube vielmehr, daß jene Thier- chen durch einen panischen Schrecken dazu gebracht werden, daß sie sich, sobald sie den spezifischen Ton der Klapperschlange hö- ren, gleichsam in einer Art von Erschütte- rung in den tödtlichen Rachen der Schlan- ge stürzen. Dies zu glauben bewegt mich außer andern Gründen vorzüglich der, weil ich aus Berichten der glaubwürdigsten Au- genzeugen weiß, daß sich die Knaben der wilden Indianer des nördlichen Amerika der List bedienen, daß sie, um Eichhörn- chen und kleine Vögel zu fangen, den zi- schenden Ton der Klapperschlangen nach- ahmen, und dadurch diese Thierchen gleich- sam betäuben.
Von dem Zwecke und Nutzen dieser Ge- rüche, weiß man zur Zeit noch wenig Ge- wisses.
Sonst war es die gewöhnliche Meinung, der auch jetzt noch manche zugethan sind, daß die Klapperschlangen durch diesen Duft die Thiere betäubten, oder wie man sich ge- wöhnlich ausdrückt, bezauberten, eine Mei- nung, welche ich aber nicht unterschreiben mag. Ich glaube vielmehr, daß jene Thier- chen durch einen panischen Schrecken dazu gebracht werden, daß sie sich, sobald sie den spezifischen Ton der Klapperschlange hö- ren, gleichsam in einer Art von Erschütte- rung in den tödtlichen Rachen der Schlan- ge stürzen. Dies zu glauben bewegt mich außer andern Gründen vorzüglich der, weil ich aus Berichten der glaubwürdigsten Au- genzeugen weiß, daß sich die Knaben der wilden Indianer des nördlichen Amerika der List bedienen, daß sie, um Eichhörn- chen und kleine Vögel zu fangen, den zi- schenden Ton der Klapperschlangen nach- ahmen, und dadurch diese Thierchen gleich- sam betäuben.
<TEI><textxml:id="blume000148"><body><divtype="part"n="1"><divn="2"><pbfacs="#f0123"xml:id="pb111_0001"n="111"/><p>Von dem Zwecke und Nutzen dieser Ge-<lb/>
rüche, weiß man zur Zeit noch wenig Ge-<lb/>
wisses.</p><p>Sonst war es die gewöhnliche Meinung,<lb/>
der auch jetzt noch manche zugethan sind,<lb/>
daß die Klapperschlangen durch diesen Duft<lb/>
die Thiere betäubten, oder wie man sich ge-<lb/>
wöhnlich ausdrückt, bezauberten, eine Mei-<lb/>
nung, welche ich aber nicht unterschreiben<lb/>
mag. Ich glaube vielmehr, daß jene Thier-<lb/>
chen durch einen panischen Schrecken dazu<lb/>
gebracht werden, daß sie sich, sobald sie<lb/>
den spezifischen Ton der Klapperschlange hö-<lb/>
ren, gleichsam in einer Art von Erschütte-<lb/>
rung in den tödtlichen Rachen der Schlan-<lb/>
ge stürzen. Dies zu glauben bewegt mich<lb/>
außer andern Gründen vorzüglich der, weil<lb/>
ich aus Berichten der glaubwürdigsten Au-<lb/>
genzeugen weiß, daß sich die Knaben der<lb/>
wilden Indianer des nördlichen Amerika<lb/>
der List bedienen, daß sie, um Eichhörn-<lb/>
chen und kleine Vögel zu fangen, den zi-<lb/>
schenden Ton der Klapperschlangen nach-<lb/>
ahmen, und dadurch diese Thierchen gleich-<lb/>
sam betäuben.</p></div></div></body></text></TEI>
[111/0123]
Von dem Zwecke und Nutzen dieser Ge-
rüche, weiß man zur Zeit noch wenig Ge-
wisses.
Sonst war es die gewöhnliche Meinung,
der auch jetzt noch manche zugethan sind,
daß die Klapperschlangen durch diesen Duft
die Thiere betäubten, oder wie man sich ge-
wöhnlich ausdrückt, bezauberten, eine Mei-
nung, welche ich aber nicht unterschreiben
mag. Ich glaube vielmehr, daß jene Thier-
chen durch einen panischen Schrecken dazu
gebracht werden, daß sie sich, sobald sie
den spezifischen Ton der Klapperschlange hö-
ren, gleichsam in einer Art von Erschütte-
rung in den tödtlichen Rachen der Schlan-
ge stürzen. Dies zu glauben bewegt mich
außer andern Gründen vorzüglich der, weil
ich aus Berichten der glaubwürdigsten Au-
genzeugen weiß, daß sich die Knaben der
wilden Indianer des nördlichen Amerika
der List bedienen, daß sie, um Eichhörn-
chen und kleine Vögel zu fangen, den zi-
schenden Ton der Klapperschlangen nach-
ahmen, und dadurch diese Thierchen gleich-
sam betäuben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Kleine Schriften zur vergleichenden Physiologie und Anatomie und Naturgeschichte gehörig. Übers. und hrsg. D. Joh. Gottfr. Gruber. Leipzig, 1800, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_kleineschriften_1800/123>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.