unter des letztern Werken befind- lichen Bücher von der Lebensord- nung seyn mag, meinten, so wie manche ihrer neuem Nachfolger, diese Keime seyen auf und in der gan- zen Erde verbreitet, wo sie so lange umherschwärmten, bis jeder die Zeugungstheile eines seiner schon entwickelten Brüder von seiner Art anträfe, in ihnen gleichsam Wur- zel schlagen, seine bisherige Hülle abwerfen, und nun selbst zur Ent- wickelung gelangen könne.
Diese Theorie hat aber ausser dem (hier freylich am wenigsten blen- denden) Ansehen des Hippocrates so schlechterdings nichts vor sich, sondern ist so ganz blos aus den abentheuerlichsten willkürlichsten Voraussetzungen aufgebaut, dass man nicht absieht, was für irgend eine Hypothese man sich als un- wahrscheinlich versagen dürfte, wenn man sich eine solche, wie
unter des letztern Werken befind- lichen Bücher von der Lebensord- nung seyn mag, meinten, so wie manche ihrer neuem Nachfolger, diese Keime seyen auf und in der gan- zen Erde verbreitet, wo sie so lange umherschwärmten, bis jeder die Zeugungstheile eines seiner schon entwickelten Brüder von seiner Art anträfe, in ihnen gleichsam Wur- zel schlagen, seine bisherige Hülle abwerfen, und nun selbst zur Ent- wickelung gelangen könne.
Diese Theorie hat aber ausser dem (hier freylich am wenigsten blen- denden) Ansehen des Hippocrates so schlechterdings nichts vor sich, sondern ist so ganz blos aus den abentheuerlichsten willkürlichsten Voraussetzungen aufgebaut, dass man nicht absieht, was für irgend eine Hypothese man sich als un- wahrscheinlich versagen dürfte, wenn man sich eine solche, wie
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[15/0019]
unter des letztern Werken befind-
lichen Bücher von der Lebensord-
nung seyn mag, meinten, so wie
manche ihrer neuem Nachfolger,
diese Keime seyen auf und in der gan-
zen Erde verbreitet, wo sie so lange
umherschwärmten, bis jeder die
Zeugungstheile eines seiner schon
entwickelten Brüder von seiner Art
anträfe, in ihnen gleichsam Wur-
zel schlagen, seine bisherige Hülle
abwerfen, und nun selbst zur Ent-
wickelung gelangen könne.
Diese Theorie hat aber ausser dem
(hier freylich am wenigsten blen-
denden) Ansehen des Hippocrates
so schlechterdings nichts vor sich,
sondern ist so ganz blos aus den
abentheuerlichsten willkürlichsten
Voraussetzungen aufgebaut, dass
man nicht absieht, was für irgend
eine Hypothese man sich als un-
wahrscheinlich versagen dürfte,
wenn man sich eine solche, wie
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Blumenbach, Johann Friedrich: Über den Bildungstrieb. Göttingen, 1791, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_bildungstrieb_1791/19>, abgerufen am 16.02.2025.
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