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Blumenbach, Johann Friedrich: Beyträge zur Naturgeschichte. Bd. 2. Göttingen, 1811.

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schleier*) ausgeschnitzt, und bey man-
chen unter dem Kinn ein Spannenlan-
ger Zapfen angebracht, der auch an
den Osirisidolen u. s. w. häufig vor-
kommt und über dessen Bedeutung die
Meinungen lange getheilt gewesen.

Die mehresten glaubten mit Kir-
cher
und Bonanni, er solle ein Blatt
der Persea vor Hellen, weil Plutarch
sagt, die Persea sey der Isis heilig, ihre
Frucht herzförmig und ihre Blätter wie
Zungen gestaltet. Allein wir wissen
überhaupt nicht mit Gewissheit, was die
Persea der Alten für ein Gewächs seyn
soll. Theophrast, der sie noch am
ausführlichsten beschreibt, vergleicht
ihre Blätter mit denen des Birnbaums,
die denn wohl zur Noth mit einer
Zunge, aber gewiss nicht mit jenem
Zapfen Aehnlichkeit haben. Was aber
diese Meinung noch mehr entkräftet,

*) Böttiger's Andeutungen S. 23.

schleier*) ausgeschnitzt, und bey man-
chen unter dem Kinn ein Spannenlan-
ger Zapfen angebracht, der auch an
den Osirisidolen u. s. w. häufig vor-
kommt und über dessen Bedeutung die
Meinungen lange getheilt gewesen.

Die mehresten glaubten mit Kir-
cher
und Bonanni, er solle ein Blatt
der Persea vor Hellen, weil Plutarch
sagt, die Persea sey der Isis heilig, ihre
Frucht herzförmig und ihre Blätter wie
Zungen gestaltet. Allein wir wissen
überhaupt nicht mit Gewissheit, was die
Persea der Alten für ein Gewächs seyn
soll. Theophrast, der sie noch am
ausführlichsten beschreibt, vergleicht
ihre Blätter mit denen des Birnbaums,
die denn wohl zur Noth mit einer
Zunge, aber gewiss nicht mit jenem
Zapfen Aehnlichkeit haben. Was aber
diese Meinung noch mehr entkräftet,

*) Böttiger's Andeutungen S. 23.
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[61/0067] schleier *) ausgeschnitzt, und bey man- chen unter dem Kinn ein Spannenlan- ger Zapfen angebracht, der auch an den Osirisidolen u. s. w. häufig vor- kommt und über dessen Bedeutung die Meinungen lange getheilt gewesen. Die mehresten glaubten mit Kir- cher und Bonanni, er solle ein Blatt der Persea vor Hellen, weil Plutarch sagt, die Persea sey der Isis heilig, ihre Frucht herzförmig und ihre Blätter wie Zungen gestaltet. Allein wir wissen überhaupt nicht mit Gewissheit, was die Persea der Alten für ein Gewächs seyn soll. Theophrast, der sie noch am ausführlichsten beschreibt, vergleicht ihre Blätter mit denen des Birnbaums, die denn wohl zur Noth mit einer Zunge, aber gewiss nicht mit jenem Zapfen Aehnlichkeit haben. Was aber diese Meinung noch mehr entkräftet, *) Böttiger's Andeutungen S. 23.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Beyträge zur Naturgeschichte. Bd. 2. Göttingen, 1811, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_beytraege02_1811/67>, abgerufen am 27.11.2024.