Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der vergleichenden Anatomie. Göttingen, 1805.*), *) Zitzensack gelangt, sind die Vorderfüsse weit grösser und stärker als die hintern, weil es jener zuförderst bedarf, um sich zum Saugen anzuhalten. Erst in der Folge wenn das nun reifere Geschöpf gleichsam zum zweytenmahle geboren, und sich bald selbst überlassen werden soll, wachsen dann die Hinterbeine zu der bekannten, fast enormen Grösse. *) Die seit Aristoteles so oft wieder-
hohlte Sage von der vermeynten Un- form der ungebornen und selbst der neugebornen Bären bedürfte jetzt wohl kaum noch einer Rüge, wäre sie nicht selbst noch von manchen der neusten, und übrigens sorfältig genauen, Zoolo- gen nachgeschrieben worden. Die bün- digste Widerlegung dieses Wahns habe ich im IVten Heft der Abbild naturhi- stor. Gegenst. tab. 32. an einem sehr un- reifen und dessen ungeachtet sehr nett ausgebildeten Bären-Embryo, aus mei- *), *) Zitzensack gelangt, sind die Vorderfüsse weit grösser und stärker als die hintern, weil es jener zuförderst bedarf, um sich zum Saugen anzuhalten. Erst in der Folge wenn das nun reifere Geschöpf gleichsam zum zweytenmahle geboren, und sich bald selbst überlassen werden soll, wachsen dann die Hinterbeine zu der bekannten, fast enormen Grösse. *) Die seit Aristoteles so oft wieder-
hohlte Sage von der vermeynten Un- form der ungebornen und selbst der neugebornen Bären bedürfte jetzt wohl kaum noch einer Rüge, wäre sie nicht selbst noch von manchen der neusten, und übrigens sorfältig genauen, Zoolo- gen nachgeschrieben worden. Die bün- digste Widerlegung dieses Wahns habe ich im IVten Heft der Abbild naturhi- stor. Gegenst. tab. 32. an einem sehr un- reifen und dessen ungeachtet sehr nett ausgebildeten Bären-Embryo, aus mei- <TEI> <text xml:id="blume_hbnatur_000101"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><note anchored="true" place="foot" n="*)"><p><pb facs="#f0521" xml:id="pb501_0001" n="501"/><lb/> Zitzensack gelangt, sind die Vorderfüsse<lb/> weit grösser und stärker als die hintern,<lb/> weil es jener zuförderst bedarf, um sich<lb/> zum Saugen anzuhalten. Erst in der<lb/> Folge <choice><sic>worin</sic><corr source="#pb550_0001" type="corrigenda">wenn</corr></choice> das nun reifere Geschöpf<lb/> gleichsam zum zweytenmahle geboren,<lb/> und sich bald selbst überlassen werden<lb/> soll, wachsen dann die Hinterbeine zu<lb/> der bekannten, fast enormen Grösse.</p></note>,<lb/> in Vergleich mit den Verhältniss der da-<lb/> mit correspondirenden Theile der rei-<lb/> fen menschlichen Leibesfrucht<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Die seit <hi rendition="#k">Aristoteles so</hi> oft wieder-<lb/> hohlte Sage von der vermeynten Un-<lb/> form der ungebornen und selbst der<lb/> neugebornen Bären bedürfte jetzt wohl<lb/> kaum noch einer Rüge, wäre sie nicht<lb/> selbst noch von manchen der neusten,<lb/> und übrigens sorfältig genauen, Zoolo-<lb/> gen nachgeschrieben worden. Die bün-<lb/> digste Widerlegung dieses Wahns habe<lb/> ich im IVten Heft der <hi rendition="#i">Abbild naturhi-<lb/> stor. Gegenst.</hi> tab. 32. an einem sehr un-<lb/> reifen und dessen ungeachtet sehr nett<lb/> ausgebildeten Bären-Embryo, aus mei- </p></note></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [501/0521]
*),
in Vergleich mit den Verhältniss der da-
mit correspondirenden Theile der rei-
fen menschlichen Leibesfrucht *)
*)
Zitzensack gelangt, sind die Vorderfüsse
weit grösser und stärker als die hintern,
weil es jener zuförderst bedarf, um sich
zum Saugen anzuhalten. Erst in der
Folge wenn das nun reifere Geschöpf
gleichsam zum zweytenmahle geboren,
und sich bald selbst überlassen werden
soll, wachsen dann die Hinterbeine zu
der bekannten, fast enormen Grösse.
*) Die seit Aristoteles so oft wieder-
hohlte Sage von der vermeynten Un-
form der ungebornen und selbst der
neugebornen Bären bedürfte jetzt wohl
kaum noch einer Rüge, wäre sie nicht
selbst noch von manchen der neusten,
und übrigens sorfältig genauen, Zoolo-
gen nachgeschrieben worden. Die bün-
digste Widerlegung dieses Wahns habe
ich im IVten Heft der Abbild naturhi-
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reifen und dessen ungeachtet sehr nett
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Zitationshilfe: | Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der vergleichenden Anatomie. Göttingen, 1805, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_anatomie2_1805/521>, abgerufen am 21.07.2024. |