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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775.

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Qui le diroit! sagt Montesquieu *) la
vertu meme a besoin de limites.
-- Man
kann tugendhaft seyn bis zur Ausschweif-
fung; es giebt ein Nicht mehr weiter in
der Tugend, man kann sie übertreiben:
sagen andre. Ist das wahr? -- Nicht
ohne Einschränkung, nicht ohne Berich-
tigung des gemeinen Redegebrauchs. Ich
wünschte, dass man sich bestimmter aus-
drücken wollte. Kann man sich auch
hierin übernehmen, möchte mancher den-
ken: warum wollte man sich überhaupt
nicht enthalten? Kann man hier auch den
Oden verlieren: warum wollte man nicht
langsamer eilen, warum nicht zu wieder-
hohlten malen still stehn? -- Die Tugend
selbst bedarf einer Gränze? -- Einer ge-
nauern Bestimmung, will man sagen; da-

*) Esprit des Loix. Liv. XI. Chap. 4.

Qui le diroit! ſagt Montesquieu *) la
vertu même a beſoin de limites.
— Man
kann tugendhaft ſeyn bis zur Ausſchweif-
fung; es giebt ein Nicht mehr weiter in
der Tugend, man kann ſie übertreiben:
ſagen andre. Iſt das wahr? — Nicht
ohne Einſchränkung, nicht ohne Berich-
tigung des gemeinen Redegebrauchs. Ich
wünſchte, daſs man ſich beſtimmter aus-
drücken wollte. Kann man ſich auch
hierin übernehmen, möchte mancher den-
ken: warum wollte man ſich überhaupt
nicht enthalten? Kann man hier auch den
Oden verlieren: warum wollte man nicht
langſamer eilen, warum nicht zu wieder-
hohlten malen ſtill ſtehn? — Die Tugend
ſelbſt bedarf einer Gränze? — Einer ge-
nauern Beſtimmung, will man ſagen; da-

*) Eſprit des Loix. Liv. XI. Chap. 4.
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[248/0254] Qui le diroit! ſagt Montesquieu *) la vertu même a beſoin de limites. — Man kann tugendhaft ſeyn bis zur Ausſchweif- fung; es giebt ein Nicht mehr weiter in der Tugend, man kann ſie übertreiben: ſagen andre. Iſt das wahr? — Nicht ohne Einſchränkung, nicht ohne Berich- tigung des gemeinen Redegebrauchs. Ich wünſchte, daſs man ſich beſtimmter aus- drücken wollte. Kann man ſich auch hierin übernehmen, möchte mancher den- ken: warum wollte man ſich überhaupt nicht enthalten? Kann man hier auch den Oden verlieren: warum wollte man nicht langſamer eilen, warum nicht zu wieder- hohlten malen ſtill ſtehn? — Die Tugend ſelbſt bedarf einer Gränze? — Einer ge- nauern Beſtimmung, will man ſagen; da- *) Eſprit des Loix. Liv. XI. Chap. 4.

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Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/254>, abgerufen am 24.11.2024.