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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775.

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ein andrer nur zufälligerweise unser ei-
gentliches Bedürfniß errathen könne und
dass er es schwerlich immer mit unsern
Vorstellungen denken, mit unsern Wor-
ten vortragen werde. -- Ein gutes Ge-
betbuch erfüllt seine Bestimmung, wenn
es uns durch Beyspiele von unsern viel-
fältigen Bedürfnißen und von unsrer gan-
zen Abhängigkeit von einem unendlich
viel vermögenden, allwißenden und höchst
wohlthätigen Wesen unterrichtet, wenn es
uns dabey gewöhnet, ihm unter allen
Umständen zu vertrauen, richtig von ihm
zu denken und mit erfoderlicher Würde
zu ihm zu reden. --

Dieß alles sagte der Magister viel
nachdrücklicher und schöner. Wenn ich
es ihm aber auch mit seinen eignen Wor-
ten nachzusagen wüßte; so würd' ich

ein andrer nur zufälligerweiſe unſer ei-
gentliches Bedürfniß errathen könne und
daſs er es ſchwerlich immer mit unſern
Vorſtellungen denken, mit unſern Wor-
ten vortragen werde. — Ein gutes Ge-
betbuch erfüllt ſeine Beſtimmung, wenn
es uns durch Beyſpiele von unſern viel-
fältigen Bedürfnißen und von unſrer gan-
zen Abhängigkeit von einem unendlich
viel vermögenden, allwißenden und höchſt
wohlthätigen Weſen unterrichtet, wenn es
uns dabey gewöhnet, ihm unter allen
Umſtänden zu vertrauen, richtig von ihm
zu denken und mit erfoderlicher Würde
zu ihm zu reden. —

Dieß alles ſagte der Magiſter viel
nachdrücklicher und ſchöner. Wenn ich
es ihm aber auch mit ſeinen eignen Wor-
ten nachzuſagen wüßte; ſo würd’ ich

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[231/0237] ein andrer nur zufälligerweiſe unſer ei- gentliches Bedürfniß errathen könne und daſs er es ſchwerlich immer mit unſern Vorſtellungen denken, mit unſern Wor- ten vortragen werde. — Ein gutes Ge- betbuch erfüllt ſeine Beſtimmung, wenn es uns durch Beyſpiele von unſern viel- fältigen Bedürfnißen und von unſrer gan- zen Abhängigkeit von einem unendlich viel vermögenden, allwißenden und höchſt wohlthätigen Weſen unterrichtet, wenn es uns dabey gewöhnet, ihm unter allen Umſtänden zu vertrauen, richtig von ihm zu denken und mit erfoderlicher Würde zu ihm zu reden. — Dieß alles ſagte der Magiſter viel nachdrücklicher und ſchöner. Wenn ich es ihm aber auch mit ſeinen eignen Wor- ten nachzuſagen wüßte; ſo würd’ ich

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Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/237>, abgerufen am 25.11.2024.