Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

denken ist zu einer großen Fertigkeit er-
höht, und bey dem ersten Anstoße bereit,
zu einer neuen Wirklichkeit zu gelangen.

Daß ich endlich wieder einmal, am
Ende eines Platonischen Iahres villeicht,
oder wer weiß, wann? mit einem ausge-
dehnteren Körper ans Licht treten werde,
ist der räsonnirenden Vernunft freylich
nicht erwiesen gewiß; aber es widerspricht
sich doch auch im mindesten nicht; es ist
nicht wider die Natur, und die Art und
Weise wie es geschehen kann, ist nicht
schlechterdings über unsre Begriffe. Der
Natur gemäß ist es, dass ich nach und
nach den und jenen Theil des vollen
Raums mit mir verbinde; es wird dann
nach unzählichen solchen Veränderungen
endlich einmal geschehen müßen, dass ich
auf solche Theile komme, die meinen ei-
genthümlichern vor andern ähnlich sind;

denken iſt zu einer großen Fertigkeit er-
höht, und bey dem erſten Anſtoße bereit,
zu einer neuen Wirklichkeit zu gelangen.

Daß ich endlich wieder einmal, am
Ende eines Platoniſchen Iahres villeicht,
oder wer weiß, wann? mit einem ausge-
dehnteren Körper ans Licht treten werde,
iſt der räſonnirenden Vernunft freylich
nicht erwieſen gewiß; aber es widerſpricht
ſich doch auch im mindeſten nicht; es iſt
nicht wider die Natur, und die Art und
Weiſe wie es geſchehen kann, iſt nicht
ſchlechterdings über unſre Begriffe. Der
Natur gemäß iſt es, daſs ich nach und
nach den und jenen Theil des vollen
Raums mit mir verbinde; es wird dann
nach unzählichen ſolchen Veränderungen
endlich einmal geſchehen müßen, daſs ich
auf ſolche Theile komme, die meinen ei-
genthümlichern vor andern ähnlich ſind;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0129" n="123"/>
denken i&#x017F;t zu einer großen Fertigkeit er-<lb/>
höht, und bey dem er&#x017F;ten An&#x017F;toße bereit,<lb/>
zu einer neuen Wirklichkeit zu gelangen.</p><lb/>
          <p>Daß ich endlich wieder einmal, am<lb/>
Ende eines Platoni&#x017F;chen Iahres villeicht,<lb/>
oder wer weiß, wann? mit einem ausge-<lb/>
dehnteren Körper ans Licht treten werde,<lb/>
i&#x017F;t der rä&#x017F;onnirenden Vernunft freylich<lb/>
nicht erwie&#x017F;en gewiß; aber es wider&#x017F;pricht<lb/>
&#x017F;ich doch auch im minde&#x017F;ten nicht; es i&#x017F;t<lb/>
nicht wider die Natur, und die Art und<lb/>
Wei&#x017F;e wie es ge&#x017F;chehen kann, i&#x017F;t nicht<lb/>
&#x017F;chlechterdings über un&#x017F;re Begriffe. Der<lb/>
Natur gemäß i&#x017F;t es, da&#x017F;s ich nach und<lb/>
nach den und jenen Theil des vollen<lb/>
Raums mit mir verbinde; es wird dann<lb/>
nach unzählichen &#x017F;olchen Veränderungen<lb/>
endlich einmal ge&#x017F;chehen müßen, da&#x017F;s ich<lb/>
auf &#x017F;olche Theile komme, die meinen ei-<lb/>
genthümlichern vor andern ähnlich &#x017F;ind;<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0129] denken iſt zu einer großen Fertigkeit er- höht, und bey dem erſten Anſtoße bereit, zu einer neuen Wirklichkeit zu gelangen. Daß ich endlich wieder einmal, am Ende eines Platoniſchen Iahres villeicht, oder wer weiß, wann? mit einem ausge- dehnteren Körper ans Licht treten werde, iſt der räſonnirenden Vernunft freylich nicht erwieſen gewiß; aber es widerſpricht ſich doch auch im mindeſten nicht; es iſt nicht wider die Natur, und die Art und Weiſe wie es geſchehen kann, iſt nicht ſchlechterdings über unſre Begriffe. Der Natur gemäß iſt es, daſs ich nach und nach den und jenen Theil des vollen Raums mit mir verbinde; es wird dann nach unzählichen ſolchen Veränderungen endlich einmal geſchehen müßen, daſs ich auf ſolche Theile komme, die meinen ei- genthümlichern vor andern ähnlich ſind;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/129
Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/129>, abgerufen am 25.11.2024.