ist. Wenigstens bin ich durch die Erfah- rung belehrt, dass Eine Wirkung die Fol- ge mehrerer Ursachen seyn kann. Wenn es nun sonst wahrscheinlich ist, dass sich eine Begebenheit, auch ohne ihre gewöhn- liche Ursach zutragen werde: so ist es auch wahrscheinlich, dass sie in andern Ursachen gegründet seyn könne. Und wie viele Wahrscheinlichkeiten, die dieser bey wei- tem nicht gleich sind, giebt es nicht in dem Leben des Menschen, die ihn, wie Gewißheiten, oft zu den wichtigsten Hand- lungen bestimmen, und auch bestimmen müßen!
Diese Unsterblichkeit meiner denken- den Kraft in ihrem edelsten Sinne, ist doch immer die Seligkeit so vieler Millionen, die ohne sie verloren seyn würden, die Seligkeit eines ganzen Weltballs, der doch immer in dem Unermeßlichen eine be-
iſt. Wenigſtens bin ich durch die Erfah- rung belehrt, daſs Eine Wirkung die Fol- ge mehrerer Urſachen ſeyn kann. Wenn es nun ſonſt wahrſcheinlich iſt, daſs ſich eine Begebenheit, auch ohne ihre gewöhn- liche Urſach zutragen werde: ſo iſt es auch wahrſcheinlich, daſs ſie in andern Urſachen gegründet ſeyn könne. Und wie viele Wahrſcheinlichkeiten, die dieſer bey wei- tem nicht gleich ſind, giebt es nicht in dem Leben des Menſchen, die ihn, wie Gewißheiten, oft zu den wichtigſten Hand- lungen beſtimmen, und auch beſtimmen müßen!
Dieſe Unſterblichkeit meiner denken- den Kraft in ihrem edelſten Sinne, iſt doch immer die Seligkeit ſo vieler Millionen, die ohne ſie verloren ſeyn würden, die Seligkeit eines ganzen Weltballs, der doch immer in dem Unermeßlichen eine be-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0116"n="110"/>
iſt. Wenigſtens bin ich durch die Erfah-<lb/>
rung belehrt, daſs Eine Wirkung die Fol-<lb/>
ge mehrerer Urſachen ſeyn kann. Wenn<lb/>
es nun ſonſt wahrſcheinlich iſt, daſs ſich<lb/>
eine Begebenheit, auch ohne ihre gewöhn-<lb/>
liche Urſach zutragen werde: ſo iſt es auch<lb/>
wahrſcheinlich, daſs ſie in andern Urſachen<lb/>
gegründet ſeyn könne. Und wie viele<lb/>
Wahrſcheinlichkeiten, die dieſer bey wei-<lb/>
tem nicht gleich ſind, giebt es nicht in<lb/>
dem Leben des Menſchen, die ihn, wie<lb/>
Gewißheiten, oft zu den wichtigſten Hand-<lb/>
lungen beſtimmen, und auch beſtimmen<lb/>
müßen!</p><lb/><p>Dieſe Unſterblichkeit meiner denken-<lb/>
den Kraft in ihrem edelſten Sinne, iſt doch<lb/>
immer die Seligkeit ſo vieler Millionen,<lb/>
die ohne ſie verloren ſeyn würden, die<lb/>
Seligkeit eines ganzen Weltballs, der doch<lb/>
immer in dem Unermeßlichen eine be-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[110/0116]
iſt. Wenigſtens bin ich durch die Erfah-
rung belehrt, daſs Eine Wirkung die Fol-
ge mehrerer Urſachen ſeyn kann. Wenn
es nun ſonſt wahrſcheinlich iſt, daſs ſich
eine Begebenheit, auch ohne ihre gewöhn-
liche Urſach zutragen werde: ſo iſt es auch
wahrſcheinlich, daſs ſie in andern Urſachen
gegründet ſeyn könne. Und wie viele
Wahrſcheinlichkeiten, die dieſer bey wei-
tem nicht gleich ſind, giebt es nicht in
dem Leben des Menſchen, die ihn, wie
Gewißheiten, oft zu den wichtigſten Hand-
lungen beſtimmen, und auch beſtimmen
müßen!
Dieſe Unſterblichkeit meiner denken-
den Kraft in ihrem edelſten Sinne, iſt doch
immer die Seligkeit ſo vieler Millionen,
die ohne ſie verloren ſeyn würden, die
Seligkeit eines ganzen Weltballs, der doch
immer in dem Unermeßlichen eine be-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/116>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.